11. Juni 2004 in Aktuelles
Die Grundlagen wurden 1998 auf einem Historiker-Kongress erarbeitet.
Vatikan (www.kath.net / CWNews.com) Das Vatikan wird demnächst eine Studie über die Inquisition veröffentlichen. Sie umfasst die Ergebnisse eines internationalen Historiker-Kongresses, der 1998 in Rom stattfand. Auf einer Pressekonferenz am 15. Juni werden die drei Kardinäle Roger Etchegaray, Georges Cottier und Jean-Louis Tauran die neue Studie vorstellen.
Auf einem Historiker-Kongress im Oktober 1998 berieten 30 Forscher hinter verschlossenen Türen über die Vorgangsweise der Inquisition und ordneten dieses Phänomen in einen genauen historischen Kontext ein. Leiter des Kongresses war der Theologe des Päpstlichen Hauses, Kardinal Georges Cottier. Er war zum Präsidenten der Theologisch-historischen Kommission für die Vorbereitung des Großen Jubiläums 2000 ernannt worden. Zusammen mit der Internationalen Theologenkommission beschäftige er sich unter anderem mit dem Problem des Schuldbekenntnisses der Kirche.
Die Forschungsarbeit dieser Kommission war einer der Beweggründe für Papst Johannes Paul II., auch alle von der Inquisition ergriffenen Zwangsmaßnahmen mit in seine Vergebungsbitte einzuschließen, in der er um Verzeihung für jegliche Intoleranz im Laufe der Kirchengeschichte bat. Sie wurde am 12. März im Petersdom zusammen mit anderen Bitten vorgetragen.
Cottier betonte bei dem Inquisitions-Kongress, es sei Ziel der Arbeit des Komitees, die wahren Tatsachen über die Inquisition zu enthüllen und populäre Missverständnisse und falsche Interpretationen auszuräumen sowie eine gerechte und ausgewogene Sicht des historischen Phänomens zu geben.
Die Inquisition sei gegründet worden, um ein echtes Problem zu bekämpfen, "die Häresie, die den Glauben der Menschen bedrohte und die Einheit der Kirche zerstörte", erklärte Cottier bei dem Kongress. Er zitierte den oft wiederholten Wunsch des Papstes nach einer "Reinigung des Gedächtnisses", welcher die Kirche sich als Vorbereitung auf das Heilige Jahr 2000 unterziehen solle.
Die Forschung über die Inquisition wurde durch die Öffnung des Vatikanischen Inquisitionsarchivs möglich. Bis 1998 lagen die Protokolle der römischen Inquisition und der für die Buchzensur zuständigen Indexkongregation unter Verschluss, ehe sie offiziell geöffnet wurden. Die Quellen reichen zurück bis ins 12. / 13. Jahrhundert, als die ersten Kirchengerichte eingesetzt wurden, um die Häresie der Katharer zu bekämpfen. Die Inquisition endete 1834 in Spanien.
Lesetipp:
Kardinal Cottier: Ein Leben im Schatten des Vatikan (Teil I)
Kardinal Cottier: Ein Leben im Schatten des Vatikan (Teil II)
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