Erzbischof Gądecki: Rasche Versöhnung im Ukraine-Krieg undenkbar

1. Juni 2022 in Aktuelles


Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz: "Zu viel Blut ist geflossen"


Rom/Warschau (kath.net/KAP) Der Vorsitzende der katholischen Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, sieht keine Chance auf eine rasche Versöhnung zwischen Russland und der Ukraine. "Zu viel Blut ist geflossen", sagte Gadecki im Gespräch mit der italienischen katholischen Nachrichtenagentur SIR (Dienstag). Zumal treffe dies auch zu, da die Ukrainer von den Russen ein Schuldeingeständnis wollten. Vielleicht könne man in 50 Jahren über eine mögliche Vergebung sprechen.

Der Erzbischof, der selbst vor wenigen Tagen in der Ukraine war, sieht die fortgeschrittene Demokratisierung in der Ukraine als Hauptgrund für den Krieg. Russland habe Angst gehabt, dass diese Entwicklung überschwappen könne. Infolge des Krieges habe das ukrainische Volk aber noch stärker zusammengefunden.

Besonders paradox empfinde er das Verhalten des russischen Präsidenten Wladimir Putin gegenüber den russischsprachigen Ukrainern, sagte Gadecki. Einerseits bestätige der russische Präsident, dass die Ukrainer Brüder der Russen seien, auf der anderen Seite würden vor allem die russischsprachigen Ukrainer Opfer der Angriffe. Als ob sie die "schlechteren Feinde" seien.

Sein Versuch, mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill I. Kontakt aufzunehmen, sei wenig erfolgreich gewesen, berichtete Gadecki. Auf einen Brief habe ihm Metropolit Hilarion, der Außenbeauftragte des Moskauer Patriarchats, geantwortet. Darin habe dieser unter anderem vorgeschlagen, dass Gadecki auf die polnische Bevölkerung im Sinne Russlands Einfluss nehmen solle. Er wisse aber, so Erzbischof Gadecki weiter, dass in der Ukraine infolge des Krieges etwa 20 Prozent der russisch-orthodoxen Christen sich vom Moskauer Patriarchen Kyrill I. abgewandt hätten.

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Archivfoto Erzbischof Gądecki (c) Polnische Bischofskonferenz


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