Papst gratuliert Queen zum 70. Thronjubiläum

2. Juni 2022 in Chronik


Glückwunschschreiben aus dem Vatikan an das Oberhaupt der Kirche von England - Historiker: Kirchliche Rolle der Queen den Briten kaum bekannt


Vatikanstadt/Bonn (kath.net/KAP) Papst Franziskus hat der 96-jährigen Königin Elisabeth II. zu ihrem 70. Thronjubiläum gratuliert. In einem Glückwunsch-Telegramm am Donnerstag schrieb das katholische Kirchenoberhaupt an die Monarchin: "Ich sende Ihnen herzliche Grüße und gute Wünsche verbunden mit der erneuten Zusicherung meiner Gebete, dass der allmächtige Gott Ihnen, den Mitgliedern der königlichen Familie und dem ganzen Volk der Nation den Segen von Einheit, Wohlstand und Frieden schenken möge."

Die englische Königin feierte am Donnerstag ihr Platin-Jubiläum auf dem Thron des Vereinigten Königreichs. Das tatsächliche 70-jährige Jubiläum war bereits am 6. Februar. Da dieser Tag gleichzeitig der Todestag ihres Vaters Georg VI. ist, feierte Elisabeth II. an diesem Datum nie besonders.

Die Königin ist Oberhaupt der Kirche von England, der Mutterkirche der Anglikanischen Gemeinschaft. Für Freitagmittag ist ein Festgottesdienst in der Londoner St. Paul's Cathedral zum Thronjubiläum der Queen geplant. In Vertretung des wegen einer Corona-Infektion verhinderten anglikanischen Primas Justin Welby wird Erzbischof Stephen Cottrell den Gottesdienst leiten. Primas Welby ist das kirchliche Oberhaupt der anglikanischen Staatskirche von England, die Queen das weltliche.

Privat tief religiös

Eine immer größere Kluft zwischen der britischen Bevölkerung, der Kirche und dem Königshaus in religiösen Fragen ortet derweil der deutsche Kirchenhistoriker Wolfram Kinzig. Offiziell und vom Titel her sei Queen Elizabeth "von Gottes Gnaden Königin" sowie "Verteidigerin des Glaubens", sagte er am Donnerstag im Interview mit dem Kölner "domradio.de". "Daran kann man sehen, dass die Kirchenleitung bei der Königin liegt und die Untertanen damit verrückterweise Mitglieder der englischen Kirche sind, auch wenn sie einem anderen Glauben angehören."

Laut dem evangelischen Kirchenhistoriker muss man stark zwischen der öffentlichen Rolle der Königsfamilie und ihrer privaten Haltung zu Religion unterscheiden. Die Queen und ihre Schwester, Princess Margaret, seien privat tief religiös. "Die Königsfamilie tendiert dabei zur hochkirchlichen Tradition innerhalb der anglikanischen Kirche, also die Tradition, die dem römischen Katholizismus nahesteht."

Was die öffentliche Rolle der Queen als Kirchenoberhaupt angehe, halte sich die Königsfamilie stark zurück. "Prinz Charles hat sogar jetzt mal gesagt, er sähe sich nicht mehr als Verteidiger des Glaubens, sondern als Verteidiger von Glauben, also religiös inklusiv. Er meinte damit auch die anderen Religionen."

Kirchliche Rolle der Queen kaum bekannt

Den meisten Briten ist nach Einschätzung des Kirchenhistorikers die religiöse Funktion der Queen auch gar nicht bewusst. "Und sie fänden eine solche Vorstellung auch wirklich sehr skurril." Nach Darstellung Kinzigs gibt es in Großbritannien "eine atemberaubende Säkularisierung. Das geht viel schneller als bei uns, vor allem in den großen Städten." In Folge von Einwanderung seien andere Religionen wie etwa der Islam oder der Hinduismus viel stärker geworden; sie prägten gerade das urbane Leben.

Da es keine offizielle Statistik der Religionszugehörigkeit gebe, seien Schätzungen über die Anzahl der Christen schwierig. Kinzig rechnet aber damit, dass deutlich weniger als 60 Prozent der Bevölkerung sich als Christen verstehen.

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