Nichts in Gott ist freundlicher als sein Heiliger Geist; er ist die Güte Gottes selbst, er ist Gott

4. Juni 2022 in Spirituelles


Gedanken des Hl. Bernhard zum Pfingstfest


Rom (kath.net)

Nichts in Gott ist freundlicher als sein Heiliger Geist; er ist die Güte Gottes selbst, er ist Gott […]. Am Anfang war es notwendig, dass der unsichtbare Geist sein Kommen durch sichtbare Zeichen offenbarte. Aber heute sind die Zeichen, je geistlicher sie sind, desto passender und würdiger des Heiligen Geistes. Damals kam er auf die Apostel in Feuerzungen herab, damit sie allen Völkern feurige Worte verkünden und in einer feurigen Sprache ein feuriges Gesetz verkünden. Es möge sich niemand beklagen, dass sich der Heilige Geist uns nicht in gleicher Weise offenbart! „Denn jedem wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt“ (vgl. 1 Kor 12,7). Also – muss man das überhaupt sagen? – hat diese Offenbarung mehr um unseretwillen als um der Apostel willen stattgefunden?

Denn wozu hätten sie die fremden Sprachen gebraucht, wenn nicht für die Bekehrung der Völker? Aber es gab noch eine weitere Offenbarung, die sie noch stärker berührte, und auf diese Weise offenbart sich der Heilige Geist auch heute in uns: Es war für alle offensichtlich, dass sie „mit der Kraft aus der Höhe“ (Lk 24,49) bekleidet worden waren, als sie von einem so furchtsamen Geist zu solch einer Sicherheit gelangten. Sie ergriffen nicht mehr die Flucht, sie versteckten sich nicht mehr aus Furcht; jetzt bringen sie mehr Kraft auf, um zu predigen, als sie vorher aufgebracht hatten, um zu fliehen. Diese Umwandlung, die das Werk des Allerhöchsten ist, zeigte sich deutlich an Petrus, dem Apostelfürsten: Gestern noch erschreckt durch die Worte einer Magd (vgl. Mt 26,69), ist er jetzt unerschütterlich unter den Drohungen der Hohepriester: „Sie aber gingen weg vom Hohen Rat und freuten sich, dass sie gewürdigt worden waren, für seinen Namen Schmach zu erleiden“ (Apg 5,41). Und doch waren sie noch kurz vorher, als Jesus vor den Hohen Rat geführt werden sollte, geflohen und hatten ihn verlassen. Wer könnte da das Kommen des Geistes der Stärke anzweifeln, dessen unsichtbare Macht ihre Herzen erleuchtet hat? In gleicher Weise bezeugt das, was der Heilige Geist in uns wirkt, seine Gegenwart in uns. (Erste Pfingstpredigt, 1–2 (Sermon pour la Pentecôte; frz.-dt. übers. © Evangelizo))


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