Zwischen Herumlavieren und Entschuldigen: LGBT-Pastoral in der Sackgasse

5. Juni 2022 in Kommentar


Der öst. "Familien"-bischof Glettler bleibt mit seiner Forderung nach einer „pluralitätsfiten“ Kirche wieder einmal unkonkret. Die Kirche hat in dieser Hinsicht ein massives Glaubwürdigkeitsproblem. Ein Kommentar von Michael Koder.


Innsbruck (kath.net/KAP/mk) Die Kirche solle beim Thema Sexualität und verwandten Themen wie Homosexualität, LGBTQ und dem Dritten Geschlecht „pluralitätsfit“ werden, äußerte sich der österreichische Familienbischof Hermann Glettler kürzlich bei der Tagung „Religion und Geschlechtlichkeit/Geschlecht“ an der Uni Innsbruck, ohne zu sagen, was er damit konkret meint. Die schon sattsam bekannten Floskeln von „kritisch auf gesellschaftliche Entwicklungen achten“ bis „von zu raschen Urteilen und Ideologisierungen Abstand nehmen“ helfen nämlich niemandem weiter, weder denen, die zur Lehre der Kirche stehen, noch denen, die diese ändern möchten. Halbwegs deutlich, wohin die Reise gehen soll, wurde Glettler höchstens, als er neben der Grundkonzeption von Vater, Mutter und Kindern sowie Alleinerziehenden und Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch noch ausdrücklich „andere Formen familiären Zusammenlebens, die zu respektieren sind“ erwähnte. Aus dem Kontext heraus können nur gleichgeschlechtliche Beziehungen gemeint sein.

Dass auch solche eine geistliche und menschliche Begleitung brauchen und in der Kirche ein Heimatrecht haben, wie der Familienbischof betont, daran ist nicht nur nichts auszusetzen, sondern das muss auch jeder vernünftige Katholik unterstützen, zumal homosexuell empfindende Personen sonst zwangsläufig bei Lobbyorganisationen Anklang suchen, deren Ideologie mit der Theologie des Leibes klar im Widerspruch steht. Wenn Glettler sich aber im nächsten Atemzug für die Segnung homosexueller Paare ausspricht, wird deutlich, dass es bei seiner Aussage – genauso wie bei Äußerungen zahlreicher deutscher Kirchenvertreter im Fahrwasser des Synodalen Wegs – gerade nicht um eine höchst dringende und wünschenswerte LGBT-Pastoral geht, die auf den Vertiefungen über Ehe und Familie der letzten Päpste aufbaut. Vielmehr traut sich keiner in den Mund zu nehmen, dass für sie eigentlich die Art. 2357-2359 im Katechismus das Haupt-Ärgernis darstellen, das beseitigt gehört. Und diese Unaufrichtigkeit nützt eben gar niemandem.

Vielleicht sind manche deutsche Bistümer hier schon einen Schritt weiter. In Mainz etwa darf ein Pfarrer medial verbreiten, dass die Lehre der Kirche über Sexualität geändert gehöre – siehe https://kath.net/news/78537. Bei den aber auch dort zumeist herumlavierenden bis entschuldigenden Aussagen der Bischöfe werden sich Vertreter der LGBT-Lobby oder auch die breite Masse, die mit Kirche nichts am Hut haben will, fragen: Was wollt ihr eigentlich? Wofür steht ihr nun als Kirche?

Die Kirche hat ein Glaubwürdigkeitsproblem in Sachen Sexualmoral, ja, das ist offensichtlich. Ausgelöst durch ihre Vertreter, die großteils weder zu ihrem eigenen Katechismus stehen, ja nicht einmal mehr versuchen, ihn verständlich zu machen, noch klar sagen wollen, wie sie mit Phänomenen des 21. Jahrhunderts wie „Regenbogenfamilien“ oder Transgender-Jugendlichen umgehen wollen. Ein „tut uns leid, wir sind gerade im Lehränderungsprozess“ wird niemanden ansprechen oder überzeugen. Janusköpfige Haltungen à lá „hinter vorgehaltener Hand habt ihr unseren Segen, aber offiziell dürfen wir’s nicht sagen“ auch nicht.


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