„Nacktselfie“-Bischof Zanchetta möchte Haft wegen Gesundheitsproblem in Frauenkloster fortsetzen

9. Juni 2022 in Weltkirche


Argentinien: Bischof em. Zanchetta war wegen sexuellen Missbrauchs von zwei Seminaristen zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden – Papst Franziskus hatte seinen Vertrauten 2017 in den Vatikan geholt, als er als Ortsbischof untragbar geworden war


Bueonis Aires-Vatikan (kath.net) Bischof Gustavo Zanchetta, der im März wegen sexuellen Missbrauchs von zwei Seminaristen in Argentinien zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden war, hat über seinen Anwalt beantragt, dass die Strafe wegen der gesundheitlichen Probleme des Bischofs unter Hausarrest in einem örtlichen Kloster verbüßt wird. Das berichtete „National Catholic Register“. Zanchettas Anwalt erläuterte gegenüber der Presse, dass der Bischof wegen Bluthochdrucksymptomen zwischenzeitlich im Krankenhaus gewesen war, die diesem Problem zugrundeliegende schwere Nierenerkrankung sei bereits in Rom diagnostiziert worden. Nun hat der Anwalt beantragt, dass der Bischof in einem franziskanischen Frauenkloster unter Hausarrest seine Haftstrafe fortführen könne

Zanchettas Liste an Skandalen in den vergangenen Jahren ist durchaus sehenswert. Vorwürfe wegen sexuellen Fehlverhaltens wurden erstmals 2015 gegen Bischof Zanchetta erhoben. Laut der argentinischen Zeitung El Tribuno entdeckte einer der Sekretäre von Bischof Zanchetta 2015 versehentlich sexuell eindeutige Bilder, die von seinem Mobiltelefon gesendet und empfangen wurden. Der Sekretär alarmierte die Behörden und erklärte, dass die Bilder sexuell aktive „junge Menschen“ zeigten sowie anzügliche Bilder des Bischofs. Im Oktober 2015 berief Papst Franziskus den Bischof von Oran/Argentinien für fünf Tage nach Rom. Damals teilte Bischof Zanchetta Papst Franziskus mit, dass sein Telefon gehackt worden sei und dass die Vorwürfe gegen ihn von einer Anti-Papst-Stimmung motiviert seien. Berichten zufolge akzeptierte der Papst die Erklärung des Bischofs, dass sein Handy gehackt worden sei, und ergriff keine weiteren Maßnahmen.

Von 2013 bis 2017 leitete er die Diözese Orán im Norden Argentiniens. Seine Ernennung zum Bischof war eine der ersten, die Papst Franziskus in seiner Heimat Argentinien vollzog. Zanchetta gilt als Beichtkind des damaligen Erzbischofs von Buenos Aires, Jorge Bergoglio. Papst Franziskus war es auch, der Zanchetta nach dessen Rücktritt „aus gesundheitlichen Gründen“ eine Stelle in der vatikanischen Vermögensverwaltung schuf, die Zanchetta erst 2021 wieder verlor. Zwischenzeitlich durfte Zanchetta unter demselben Dach wie der Papst wohnen: im vatikanischen Gästehaus Santa Marta.

kath.net hatte über die Vorgänge um Zanchetta mehrfach berichtet, siehe Link „Zanchetta“.
 

 


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