Salzburg: Kirche und Stadt würdigen Maria Theresia Ledochowska

27. Juni 2022 in Österreich


Die selige Ordensgründerin hatte ihr Leben dem Kampf gegen die Sklaverei gewidmet - Festgottesdienst mit Erbischof Lackner am 3. Juli im Salzburger Dom anlässlich des 100. Todestages Ledochowskas


Salzburg (kath.net/KAP) Am 6. Juli jährt sich der Todestag der seligen Sr. Maria Theresia Ledochowska (1863-1922) zum 100. Mal. Die Gründerin der "Missionsschwestern vom heiligen Petrus Claver" ist trotz ihres beeindruckenden Lebenswerkes weithin unbekannt. In Salzburg soll sich dies anlässlich ihres 100. Todestages nun ändern. So laden Erzbischof Franz Lackner, die Missionsschwestern und die Katholische Aktion am Sonntag, 3. Juli, um 10 Uhr zu einem Festgottesdienst in den Salzburger Dom. Weiters sollen in den kommenden drei Jahre einige Initiativen und Projekten die Selige bekannter machen und ihre Aktualität auch für die Gegenwart verdeutlichen.

Der Kampf gegen die Sklaverei in Afrika wurde zu Maria Theresia Ledochowskas Lebensaufgabe und auch zum Motiv für die Gründung ihres Ordens. Die junge Gräfin wirkte als Hofdame für die toskanischen Habsburger in der Salzburger Residenz, wurde von einem Bericht über den hl. Petrus Claver aber so berührt, dass sie abrupt ihr Leben änderte. Der Heilige hatte im 17. Jahrhundert afrikanischen Sklaven geholfen, die nach Südamerika verschleppt worden waren. Nach ihrem "Bekehrungserlebnis" wirkte Ledochowska für die Befreiung der Menschen Afrikas; sie arbeitete u.a. eng mit dem berühmten algerischen Kardinal Charles-Martial Lavigerie zusammen.

Ledochowska gründete unter anderem Zeitschriften wie "Echo aus Afrika", um über die Probleme der Missionen in Afrika zu informieren und um Unterstürzung der Missionare zu werben. Sie begründete die Laienvereinigung "St. Petrus Claver Sodalität", die 1894 die päpstliche Approbation erhielt, und gab europaweit Impulse zur Gründung mehrerer Druckereien, ethnografischer Museen und religiöser Unterstützerkreise. 1897 kaufte die Gräfin von den Lieferinger Missionaren ein Gut in Lengfelden bei Salzburg, wo sie das Missionshaus Maria Sorg errichtete. In Maria Sorg bei Bergheim leben derzeit sechs Missionarinnen vom hl. Petrus Claver, die immer noch die Zeitschrift "Echo aus Afrika" herausgeben.

Nach Ledochowskas Tod breitete sich die Kongregation auf alle Kontinente aus, 1928 nach Nord- und Südamerika, 1929 nach Australien, 1955 nach Afrika und 1972 nach Indien.

Moderne Versklavung und Menschenhandel

Wie zu Zeiten Ledochowskas lebten auch heute Millionen von Menschen in menschenunwürdigen Verhältnissen "und schreien bewusst oder unbewusst nach Befreiung und Erlösung", betonte Sr. Ursula Lorek, Oberin in Maria Sorg, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Salzburg: "Damals waren das die afrikanischen Sklaven, heute gibt es andere Arten von Versklavung und Menschenhandel." Ledochowska habe freilich nicht allein gewirkt, "sie schaffte ein Netzwerk, sie war eine leidenschaftliche Journalistin und Medienfrau".

Die Aktualität von Maria Theresia Ledochowska müsse nicht herbeigeredet werden, betonte auch Elisabeth Mayer, Präsidentin der Katholischen Aktion Salzburg. Ledochowska sei "Patronin für Bewusstseinsbildung, den Einsatz neuer Medien, den Aufbau von Netzwerken und für künstlerische Aktivitäten, die für ihr Anliegen begeistern". Ledochowska habe "alles auf eine Karte gesetzt und das 'Evangelium der Freiheit' von Salzburg in die Welt hinausgetragen: Eine Botschaft, auf die viele Menschen heute noch warten. "

Zahlreiche Initiativen

Zur Festmesse am 3. Juli mit Erzbischof Lackner gibt es auch künstlerische Akzente. So ist eine Fahneninstallation von Karl Hartwig Kaltner zu sehen, eine moderne Ikone von Jutta Kiechl wird im Dom ausgestellt. Kaltner gestaltete mehrere bis zu 14 Meter lange Fahnen, Kiechl bildet die Selige zusammen mit einem Mädchen ab, welches sie seitlich in liebevoller Umarmung hält.

Das Stadtarchiv Salzburg veranstaltet voraussichtlich im Juni 2023 in Kooperation mit der Erzdiözese Salzburg ein Symposium über Maria Theresia Ledochowska. Erhalten sind historische Dia-Aufnahmen aus Afrika, die Maria Theresia Ledochowka bei ihren Vorträgen zeigte und so die Menschen für ihre Mission der Sklavenbefreiung begeisterte.

Ledochowska setzte auch ihre künstlerischen Begabungen ein, sie schrieb Theaterstücke, komponierte und rüttelte mit ihren Schriften auf. Die Salzburger Dirigentin Elisabeth Fuchs arbeitet an einer Performance mit Musik und Literatur der Seligen, zudem sollen ein Dokumentarfilm, Workshops zur politischen Aktualität und künstlerische Wettbewerbe an Schulen dazu führen, dass sich bis in drei Jahren und damit 50 Jahre nach der Seligsprechung durch Papst Paul VI. Ledochowskas Bekanntheitsgrad deutlich gesteigert hat.

Ein nicht unwesentliches familiäres Detail am Rande: Maria Theresias jüngere Schwester Ursula (Julia) (1865-1939) gründete 1920 in Polen die Kongregation der "Ursulinen vom Herzen Jesu im Todeskampf", auch "graue Ursulinen" genannt. Sie wurde bereits 2003 von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen. (Infos: www.ledochowska.at)

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