Ein wichtiger Antrag mit drastischen Folgen

11. Juli 2022 in Kommentar


Erklärt Euch, Eminenzen, Exzellenzen, meine Damen und Herren auf dem synodalen Weg, erklärt Euch und macht Euch endlich ehrlich - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz-Rom (kath.net)

Es war so ein Moment, da hielt man schon kurz die Luft an. Auf der Versammlung des synodalen Weges von DBK und „ZdK“ stand ein Antrag zur Abstimmung, der den Auftrag enthielt, zu prüfen, ob wir in der Kirche Priester brauchen oder nicht. Lachen? Weinen? Empört Aufschreien? Es sind wohl viele Reaktionen denkbar. Der Antrag wurde vom Sitzungspräsidium mit geschäftsmäßiger Routine durchs Plenum gereicht und erhielt mit 95 zu 94 Stimmen eine knappe Mehrheit, aber eine Mehrheit. Was man demokratisiert, muss man fähig machen, mit unangenehmen Entscheidungen zu leben. Deal with it, Klerus und Episkopat!

In diesem Moment war es sehr schade, dass bei der Abstimmung dieses Antrags die Bischofsstimmen nicht separat ausgewiesen wurden. Eine Wette, dass dem Antrag kein Bischof zugestimmt hat, sollte man nicht eingehen. Der Antrag wurde abgehakt und ins synodale Mahlwerk eingespeist. Mal sehen, was dabei rauskommt. In den Kommentarspalten bescheinigte man den Synodalisten auf Grund dieses Antrags wahlweise mangelnde Katholizität oder Lächerlichkeit. Danach war es lange Zeit still um die Frage.

Seit kurzer Zeit ist gerade dieser Antrag wieder aufgetaucht und tatsächlich bahnt sich etwas wie eine Debatte an. Reinhard Marx nannte den Antrag einen verunglückten Antrag und vertrat die Ansicht, ohne Priester keine Kirche. Stefan Oster hielt einen langen Vortrag, der auch auf YouTube zu sehen ist, über das Priestertum. Bertram Meier predigte über das Priestertum und nannte es das Rückgrat der Kirche. Und ein Meinungsbeitrag auf dem Portal der Fa. APG aus Bonn stellte sich ernsthaft die Frage, ob man angesichts des herrschenden Priestermangels das Problem nicht längst geklärt in der Praxis hätte. Indirekt beschäftigt sich auch ein Beitrag von Kardinal Kasper zur Frage des sogenannten synodalen Rates mit der Frage, denn – nimmt man den synodalen Rat ernst – kann man sogar auf Bischöfe verzichten. Abgabe der Leitung an synodale Gremien macht den Bischof ja in der Tat zum dekorativen Grüßaugust.

Nun ist der synodale Weg am Zug. Die Frage ist gestellt: Brauchen wir(?) Priester? Das Wir musste an dieser Stelle mit einem Fragezeichen versehen werden, weil auch die Identität dieses „Wir“ unklar und zu diskutieren ist. Für die Kirche kann die Frage der Notwendigkeit der Priester eindeutig und ohne Zweifel mit Ja beantwortet werden. Dazu braucht es keinen synodalen Weg und keine lustigen Anträge. Für den synodalen Weg und der sich vielleicht daraus ergebenden synodalen Gemeinschaft(en) scheint die Frage mehrheitlich virulent zu sein. Also muss sie diskutiert und beantwortet werden.

Die Kirche wird zuweilen als das Ursakrament bezeichnet. Das ist damit begründet, dass die gesamte Struktur der Kirche sakramental ist. Sowohl in der Leitung als auch in der Seelsorge ist die Kirche sakramental. Sowohl die Leitung als auch die Seelsorge beinhalten Elemente, die nicht sakramentaler Natur sind. Die Buchhaltung in der Kirche ist definitiv nicht sakramental und gleicht idealerweise der in einer weltlichen Körperschaft. Nicht jede seelsorgliche Handlung ist gleich eine sakramentale Handlung, zumal vor allem der Aspekt der sachgerechten Lebensberatung heute in gut ausgebildeter Laienhand bestens aufgehoben ist. Dennoch ist die Seelsorge im Kern wie im Ziel sakramental. Am Ende sollte jedes seelsorgliche Handeln der Kirche auf die Sakramente hin ausgerichtet sein. Gleiches gilt für die Leitung. Auch wenn die Buchhaltung denkbar weltlich ist, ist die Entscheidung über die Verwendung der Gelder unbedingt am Kernauftrag der Kirche auszurichten. Verkündigung, Dienst am Nächsten und Liturgie stehen im Zentrum kirchlichen Handelns, also auch im Zentrum kirchlicher Mittelverwendung. Der wenig kreative Buchhalter steht ganz klar unter dem kreativen (= am Heilshandeln Gottes) ausgerichteten Geistlichen. Leitung in der Kirche ist nur von der Sakramentalität her sinnvoll zu denken, ansonsten verkommt die Kirche zu einem schlechten Wohlfahrtskonzern.

Der Dienst des Priesters aus Lehren, Leiten und Heiligen wächst geradezu aus dem sakramentalen Kern des Amtes hervor und ist von diesem nicht zu trennen. Das von Gott gewollte Heil der Menschen legt Gott in Gestalt von Zeichen des Heils (Sakramenten) in die Hände derer, die er selber sakramental in seinen Dienst genommen hat. Der Unterschied zwischen einem Priester und einem Laien ist nicht etwa der zwischen Macht und Ohnmacht. Auch innerhalb eines gesunden Leitungshandelns kann in einem kirchlichen Zusammenhang ein Laie ohne weiteres viel mehr Macht haben als ein Priester. Der Priester hat nicht Macht zu haben, ihm ist von Gott Vollmacht verliehen, diese allerdings ist im Gegensatz zur Macht nicht delegierbar. Ferner kann der Dreiklang priesterlichen Handelns nicht getrennt werden. Bricht man eines von Dreien heraus, kippt das sakramentale Priestertum und wird krank. Zwar kann ein Verwaltungsangestellter einen Priester im Leitungshandeln entlasten, aber Rechenschaft vor Gott für die ihm anvertrauten Seelen leistet der Priester. Zwar kann eine Gemeinde- oder Pastoralreferentin den Priester in der Lehre und in der Katechese entlasten, doch für die Rechtgläubigkeit der ihm anvertrauten wird der Priester Rechenschaft ablegen müssen, ob er alles getan hat, die seinen angemessen zu unterweisen.

Durchaus kann ein pastoraler Mitarbeiter Gebete und Andachten leiten, doch im Kern ist es der Priester, dem es obliegt, den ihm anvertrauten Menschen – vor allem durch Gottesdienst und Sakramente - den Weg zum Himmel zu zeigen. Das hingegen selbst Kinder einen Priester unterweisen können, ohne dass dieser seine Verantwortung für die Heiligung verlöre, zeigt eine Anekdote, die vom Heiligen Pfarrer von Ars überliefert wird. Der Pfarrer suchte vergeblich den Weg zu seiner Kirche und er fragte einen Jungen am Wegesrand. Dieser führte ihn zur Kirche und zum Pfarrhaus. Der Heilige Pfarrer bedankte sich mit den Worten: „Du hast mir den Weg zur Kirche gezeigt. Jetzt zeige ich Dir den Weg zum Himmel.“ Ohne den kleinen Jungen hätte der Heilige vielleicht den Weg zur Kirche verfehlt oder unnötig lange suchen müssen. Vielleicht brauchen auch heute und zu allen Zeiten die Priester unsere (der kleinen und großen Lausbuben) Hilfe, um den Weg zur Kirche zu finden. Doch eines ist gewiss: Ohne die Priester, die uns den Weg zum Himmel zeigen, sind wir verloren.

So mag nun die Gruppe der Synodalisten auf ihrem synodalen Weg klären, ob sie Priester brauchen oder nicht. Für die Kirche ist die Frage längst entschieden. Unterm Strich braucht es aber wirklich die Ehrlichkeit zu entscheiden, wohin der Weg geht. Und dem Erzbischof von München sei zumindest in einem Punkt widersprochen, der Antrag ist keineswegs ein verunglückter Antrag. Dieser Antrag könnte tatsächlich einer der Kernanträge auf dem synodalen Weg sein, vor dem sich kein Bischof, kein Erzbischof und auch kein Kardinal wegducken kann. Erklärt Euch, Eminenzen, Exzellenzen, meine Damen und Herren auf dem synodalen Weg, erklärt Euch und macht Euch endlich ehrlich.


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