Unsere Wunden können Ackerboden für die wunderbarsten Blumen werden

5. August 2022 in Jugend


Seien wir mutig genug unsere Wunden anzunehmen und sie dem verwundeten Herzen Jesu darzureichen. Er wird großartige Blumen daraus hervor sprießen lassen - Die Jugendkolumne von kath.net von Magdalena Preineder


Wien (kath.net)

Neulich nahm ich an einer heiligen Messe in einer Kirche teil, deren Altarraum von einem sehr großen Kruzifix geziert wird. Beim Anblick dessen musste ich daran denken, wie eine Unterhaltung, die ich einige Tage zuvor geführt hatte darauf hinauslief, dass Jesu Wunden nach der Auferstehung bestehen blieben.

Ich denke, die meisten von uns kennen jemanden oder waren gar selbst schon in der Lage, dass man sich fragte, warum denn Gott nicht eingreift, warum er denn nicht heilt.

An dieser Stelle möchte ich noch etwas aus dieser und eigentlich jeder heiligen Messe, an der ich teilnehme, mit Dir teilen: Seit geraumer Zeit bitte ich Gott bei jedem Gottesdienst darum mein Herz zu reinigen, zu heilen und zu heiligen. Wenn ich über diese Bitte nachdenken, kann ich sagen, dass zuallererst vermutlich die Bitte um Heilung meines verwundeten Herzens im Vordergrund stand. Jetzt ist es jedoch vielmehr so, dass es die Heiligung, die der Reinigung bedarf, ist, die ich am meisten ersehne. Sollte mein Herz für immer verwundet bleiben, ist das in Ordnung, solange ich Gott eines Tages ein möglichst reines und heiliges Herz überreichen darf.

Vor Kurzem schrieb mir ein Freund einen Bibelvers, der sich förmlich in mein Herz gebrannt hat: „Meine Gnade genügt dir; denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit.“ (2 Kor 12,9)

Paulus rühmte sich seiner Schwachheit, denn in ihr kann sich Gottes Kraft zeigen. Wunden sind eigentlich nie etwas Positives und doch bringen unsere Herzenswunden eine geniale Möglichkeit mit sich: In ihnen kann sich Gottes Kraft erweisen.

Denken wir an das Herz Jesu – es steht offen, heute wie damals. Jesu Seitenwunde ermöglicht uns auf sein offenes Herz zu blicken. Sie ermöglicht uns aus seinem Herzen zu schöpfen.

Während dieser einen heiligen Messe bahnte sich noch eine weitere Bitte den Weg in meine Gebete. Es war jene, dass Jesu Herz mein Spiegel sein möge – meinen Blick immer auf Gott und meinen Nächsten leitend. Und zugleich war es jene, dass mein Herz eines Tages ein Spiegel seines Herzens sein darf.

Vor vielen Jahren wusste ich nicht, was ich erwidern sollte, als ich mich gleichsam mit dem Vorwurf konfrontiert sah, dass Mutter Teresa einst das Leid zu sehr verherrlichte indem sie es als Kuss Jesu bezeichnete. Heute kann ich ansatzweise nachvollziehen, was sie gemeint haben muss.

Das Entscheidende sind nicht unsere Wunden, das Entscheidende ist viel mehr das, was daraus entsteht. Unsere Wunden können Ackerboden für die wunderbarsten Blumen werden. Sie können Ackerboden für Heiliges werden und sie können unser Herz heiligen.

Ich bin überzeugt, dass kein Herz geöffnet bleibt ohne dass daraus Frucht entstehen kann. Blicken wir auf das geöffnete Herz Jesu – welch Segen entsprang daraus. Ohne diesem geöffneten Herzen wären wir alle wohl heute nicht, wo wir nun mal sind – in einem Leben, dass Hoffnung, Auferstehung und ewiges Leben für uns bereithält. In einem Leben, dass schlussendlich nie bei dem Schmerz der Wunde stehen bleiben wird, sondern immer mehr zu bieten hat – wenn wir bereit sind unser geöffnetes Herz in das Seine zu legen.

Paulus rühmte sich nicht umsonst seiner Schwachheit. Er weist uns den Weg zu einem Leben aus Gottes Kraft: „Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage.“ (2 Kor 12,10) Er wusste: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark. (2 Kor 12,10) Wir werden zusammen mit ihm [Christus] […] aus Gottes Kraft leben. (2 Kor 13,4)“

Seien wir mutig genug unsere Wunden anzunehmen und sie dem verwundeten Herzen Jesu darzureichen. Er wird großartige Blumen daraus hervor sprießen lassen.


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