23. Juli 2022 in Kommentar
„Man mag, kann und muss als Katholik sich über die Statements von Frau Stetter-Karp zur Abtreibung begründet empören – und darf in gotteskindlicher Treue zur Lehre der Kirche aller Zeiten und Orte stehen.“ Gastkommentar von Thorsten Paprotny
Bonn-Hannover (kath.net) Die Debatte über Abtreibung ist in der Kirchenprovinz Deutschland, bedingt durch die sogenannte „Fortschrittskoalition“ und die Äußerungen der ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp, neu entfacht worden. Die Bundesfamilienministerin Lisa Paus will § 218 streichen und sagte bei „t-online“ dazu: „Wir werden eine Kommission einsetzen, die darüber beraten wird und anschließend ein Ergebnis vorlegen kann. Aber ja, ich sehe da Reformbedarf. … Meine Haltung ist da glasklar. Und die Expertinnen und Experten sollen ja keine Gesetze schreiben, das machen schon wir.“
Was können Katholiken tun? Dass prominente Mandatsträger des ZdK sich in Medien auffällig äußern und das Evangelium Jesu Christi sowie die Lehre der Kirche überheblich ignorieren, ist nichts Neues. Man mag, kann und muss als Katholik sich über die Statements von Frau Stetter-Karp zur Abtreibung begründet empören – und darf in gotteskindlicher Treue zur Lehre der Kirche aller Zeiten und Orte stehen. Erinnern möchte ich darum an die Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“ des Zweiten Vatikanischen Konzils. Wer sich daran nicht orientiert, denkt und handelt auch dezidiert konzilswidrig. Dort lesen wir in Abschnitt 51: „Gott, der Herr des Lebens, hat nämlich den Menschen die hohe Aufgabe der Erhaltung des Lebens übertragen, die auf eine menschenwürdige Weise erfüllt werden muß. Das Leben ist daher von der Empfängnis an mit höchster Sorgfalt zu schützen. Abtreibung und Tötung des Kindes sind verabscheuenswürdige Verbrechen.“ In einer Klarstellung zur vorsätzlichen Abtreibung bekräftigte die Glaubenskongregation am 11. Juli 2009: „Diesbezüglich bekräftigt die Kongregation für die Glaubenslehre erneut, dass sich die Lehre der Kirche über die Abtreibung nicht geändert hat und sich nicht ändern kann.“
Dr. Thorsten Paprotny lehrte von 1998-2010 am Philosophischen Seminar und von 2010 bis 2017 am Institut für Theologie und Religionswissenschaft der Leibniz Universität Hannover. Er publizierte 2018 den Band Theologisch denken mit Benedikt XVI. im Verlag Traugott Bautz und arbeitet an einer Studie zum Verhältnis von Systematischer Theologie und Exegese im Werk von Joseph Ratzinger / Benedikt XVI.
kath.net-Buchtipp
Theologisch denken mit Benedikt XVI.
Von Thorsten Paprotny
Taschenbuch, 112 Seiten
2018 Bautz
ISBN 978-3-95948-336-0
Preis 15.50 EUR
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