22. Juli 2022 in Kommentar
Die Klärung aus dem Vatikan ist, „nüchtern gesprochen“, „die Beendigung“ des Synodalen Weges, sagt der bekannte Theologe und Buchautor - Ein kurzer Blick auf erste Reaktionen, auch vom „Synodalen Weg“. Von Petra Lorleberg
Augsburg (kath.net/pl) Gestern am Nachmittag schlug die Nachricht wie ein Meteorit ein: Der Vatikan veröffentlichte eine Klarstellung, in der er ungeschminkt formulierte: „Der ‚Synodale Weg‘ in Deutschland ist nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten.“
Der Augsburger Theologe Bernhard Meuser erklärte darauf auf der Seite „Neuer Anfang“: „Nüchtern gesprochen ist das seine Beendigung. Der Vatikan hat die Notbremse gezogen. Die Gefahr eines Schismas ist beendet. Die Katholische Kirche in Deutschland ist aufgefordert, eigene Sonderwege einzustellen und sich auf den weltweiten Synodalen Prozess zu konzentrieren.“ Eigens stellte er fest, dass das Präsidium den „Synodalen Weg“ „nur gegen die explizite Weisung des Heiligen Vaters aufrechterhalten“ könnte. Gleichzeitig erläuterte er aber auch, dass dies nicht „das Ende notwendiger Reformen§ bedeute. Er wies darauf hin, dass die Kirche „teilweise in einem verheerenden Zustand“ sei. Meuser betonte: „Glücklicherweise wird es einen weltkirchlichen Synodalen Prozess geben, auf dem man realistisch Bilanz zieht. Man wird noch einmal nachschauen müssen, was der Kirche wirklich vom Zweiten Vatikanischen Konzil ins Hausaufgabenbuch geschrieben wurde.“
In einem wortreichen Statement reagieren die beiden Präsidenten des Synodalen Wegs sehr verschnupft. ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp und Bischof Georg Bätzing sagten gemäß Presseaussendung des Syndodalen Wegs wenige Stunden nach der Erklärung des Vatikans: „Leider ist das Synodalpräsidium bis heute nicht zu einem Gespräch eingeladen worden. Dass diese direkte Kommunikation bislang nicht stattfindet, bedauern wir irritiert. Synodale Kirche geht nach unserem Verständnis anders! Das gilt auch für die Art der heutigen Kommunikation, die bei uns Verwunderung auslöst. Es zeugt von keinem guten Stil der Kommunikation innerhalb der Kirche, wenn nicht namentlich gezeichnete Erklärungen veröffentlicht werden.“ In der „Süddeutschen Zeitung“ kommentiert daraufhin Annette Zoch: „Bätzing und Stetter-Karp verbergen gar nicht mehr ihre Verärgerung, wenn sie süffisant schreiben: ‚Wir begrüßen, dass der Heilige Stuhl noch einmal hervorhebt, wozu wir uns bereits vor dem Beginn des Synodalen Weges 2019 in der Satzung und Geschäftsordnung verpflichtet haben.‘“ Der ORF kommentierte nach diesem Statement noch am Abend: „Der Konflikt zwischen dem Vatikan und den deutschen Katholikinnen und Katholiken nimmt an Schärfe zu.“
Der Chefredakteur der katholischen Wochenzeitung „Kirche und Leben“ (Münster), Markus Nolte, äußert sich in seinem Kommentar pamphletartig. Im Einleitungstext zum Kommentar schreibt die Redaktion von „Kirche und Leben“ schon: „Chefredakteur Markus Nolte ist in seinem Kommentar nicht nur entsetzt über die Form und Falschinformation im Schreiben. Es ist ein klares Nein zum angekündigten Machtverzicht von Bischöfen.“ Wörtlich schreibt Nolte (dessen Arbeitsplatz und Medium wohl vollständig am reichen Finanztropf der Kirchensteuer hängen) über das, was er als eine „Watschn aus dem Vatikan“ bezeichnet: „Dabei bleibt die Erklärung aus dem Vatikan derart schwammig, dass man es fast dreist nennen könnte. Sie mahnt beispielsweise, der Synodale Weg sei nicht befugt, Bischöfe und Gläubige zur „Annahme neuer Leitungsformen und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten“. Das ist insofern falsch, als der Synodale Weg das weder getan noch beansprucht hat noch es rechtlich könnte, irgendwen auf eine neue Lehre oder Moral zu verpflichten.“ Dann versteigt sich Nolte zu weiteren Unverschämtheiten: „Denn wieder einmal wird klar: In Rom will man offenbar nicht verstehen, dass der Synodale Weg sich redlich theologisch an einer Verheutigung der katholischen Lehre abmüht – und zwar exakt als Impuls in die Weltkirche hinein, wie die Erklärung es fordert. Rom ist offenbar nicht in der Lage, dieses Aggiornamento von der Entwicklung einer neuen Lehre zu unterscheiden. Das ist peinlich, das ist tragisch und entsetzlich enttäuschend.“
Verschiedentlich äußerten aktive Lebensschützer in sozialen Netzwerken übrigens die Vermutung, das die unglaublichen Pro-Abtreibungs-Äußerungen der ZdK-Vorsitzenden Stetter-Karp im Vatikan das Faß zum Überlaufen gebracht hätten. Immerhin stehe in der Vatikanerklärung ja eigens: „Der 'Synodale Weg' in Deutschland ist nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten“, und das Thema Moral erschöpft sich keineswegs in den diskutierten Familien- und Partnerschaftsformen, sondern bezieht sich eben auch auf den Umgang mit dem Gebot „Du sollst nicht morden“ und dem grundlegendsten aller Menschenrechte, dem Menschenrecht auf Leben.
Die ARD berichtet in der „Tagesschau“ unter dem Titel „Vatikan kanzelt Synodalen Weg ab“, dass der Vatikan in diesem Schreiben „vor einer Spaltung der Kirche“ warne: „Eine große Mehrheit der deutschen Bischofskonferenz steht hinter dem Synodalen Weg. Kritiker befürchten, am Ende könnte eine deutsche Nationalkirche entstehen.“
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