30. August 2022 in Interview
Martin Lohmann im kath.net-Interview: „Mir scheint, allein beim Geld sind manche in der Kirche stets hellwach aufmerksam und verstehen kein Pardon“ – Lohmann fordert Prolife-Beauftragten/Prolife-Kommission bei DBK und ZdK. Von Petra Lorleberg
Bonn (kath.net/pl) „Es wäre übrigens gerade jetzt ein starkes Zeichen, wenn viele Vertreter des ZdK nach Berlin kämen und bei diesem friedlichen Bekenntnis zum Leben dabei sein können. Ich hoffe mal, dass sich die ZdK-Vorsitzende diesen Termin freigehalten hat und mit ihrem Zeugnis für das Leben jedes mögliche Missverständnis, das sie ja beklagt, ausräumt.“ Das erläutert der bekannte Theologe und Journalist, Buchautor und Lebensrechtler Martin Lohmann im kath.net-Interview.
kath.net: Herr Lohmann, wenn jemand seinen Austritt aus der katholischen Kirche in Deutschland formal erklärt, aber weiterhin katholische Projekte mit seinem Spenden unterstützt und wenn er sich eigens als weiterhin katholisch definiert, dann stößt seine Selbstdefinition auf die Grenzen der offiziellen Definition der katholischen Kirche in Deutschland. De facto wird darüber nachgedacht, ob unser Beispiel-Katholik dann als exkommuniziert oder als eine Vorform davon zu verstehen ist. Stufen Sie dies als eine strenge oder sogar zu strenge Regelung durch die DBK ein?
Martin Lohmann: Es ist eine einmalige und spezielle Situation, die wir hier in Deutschland mit und durch die Kirchensteuer haben. Und diese Regelung scheint in konkreten Fällen nicht ganz logisch oder – um es so auszudrücken – ganz theo-logisch zu sein. Ich kenne Katholiken, die aus dem Finanzverein Kirche, wie sie sagen, ausdrücklich ausgetreten sind, um weiterhin katholisch bleiben zu können, um ihren Glauben leben zu leben und katholisch zu sein.
Es besteht ja tatsächlich eine eklatante logische Lücke: Wer, was eben exakt so nur in Deutschland gehandhabt wird, aus der Finanzierungsgemeinschaft austritt und bekundet, dass er etwa mit der Finanzierung des Suizidalen Weges, der sich Synodaler Weg nennt, nicht einverstanden ist, wer die Finanzierung politischer Projekte oder bestimmter an den Zeitgeist angepasster Gremien aus Gewissensgründen ablehnt, wird dann gleichzeitig aus der Heilsgemeinschaft Kirche ausgeschlossen? Ist es, wäre es wirklich logisch und theologisch richtig, dies so miteinander zu verknüpfen? Diese Frage muss immer deutlicher gestellt werden, gestellt werden können!
Da liegen doch zwischen dem rein Weltlichen des Geldes und dem lebendigen mystischen Leib Christi, das ist die Kirche nämlich in erster Linie, Welten, ach was, Universen, möchte ich sagen. Oder etwa nicht? Wer getauft ist, kann ohnehin dieses Eintauchen in das Leben, Leiden, Sterben und die Auferstehung des Gottessohnes nicht einfach abstreifen. Dieses Siegel der Erlösung und der Befreiung von der Erbsünde bleibt doch, nicht wahr?
Hier brauchen wir eine faire und mutige Debatte. Es ist Zeit, auch so gesehen die Entweltlichung, von der Papst Benedikt XVI. in Freiburg einst sprach, in den Blick zu nehmen.
Aber mir scheint, allein beim Geld sind manche in der Kirche stets hellwach aufmerksam und verstehen kein Pardon. Dabei gehört genau das nicht zum Glaubenskern oder zur sakramentalen Unfehlbarkeit.
kath.net: Das heißt, vielfach wird gar nicht mehr gewusst, was Kirche eigentlich ist?
Lohmann: Offensichtlich. Ich bin nicht der einzige, der gelegentlich staunt, dass die Kirche in Deutschland offenbar nirgendwo so konsequent und hart reagiert wie beim Nein zur Kirchensteuer. Das ist, so meine ich, ein deutlicher Hinweis auf die Verweltlichung der Kirche in Deutschland, die theologisch und ekklesiologisch falsch, aber faktisch leider vielfach wahr, zu einer deutschen Kirche mutiert ist oder mutiert wird. Ich kenne gläubige Katholiken, die aus der Finanzgemeinschaft ausgetreten sind, ihre gesparte Kirchensteuer aber gezielt einsetzen zur Unterstützung katholischer Projekte und Einrichtungen. Das ZdK und Katholikentage oder auch der seltsame Synodale Weg gehören da ausdrücklich nicht dazu. Und diese überzeugten Katholiken haben, nach ihrem pekuniären Austritt, ihren Pfarrer informiert und ihn gebeten, sie auf ihren Glauben hin zu prüfen. Nachdem sie dann das Glaubensbekenntnis abgelegt und ihre Treue zur Lehre der Kirche bekundet hatten, haben sie den Priester gefragt, ob er nun feststellen wolle, dass sie nicht mehr katholisch seien und nicht mehr zur Heilsgemeinschaft Kirche gehörten. Dieser aber hat – als kluger Seelsorger – festgestellt: Ihr seid selbstverständlich nach wie vor katholisch.
Ich denke, dass so ein Beispiel nachdenklich macht. Auch wenn ich selbst nicht aus der Kirche austrete, so versehe ich doch Gläubige, die – um ihren katholischen Glauben zu schützen – aus dieser vielfach verweltlichten und politisierten und zeitgeistförmigen „deutschen“ Kirche austreten, um christusförmig und wahrheitstreu bleiben zu können und zu wollen.
kath.net: Ist unsere Kirche genauso streng mit Katholiken, die sich offen für die Abtreibung einsetzen? Müsste man bei diesem Punkt eigentlich nicht sogar noch strenger sein als beim puren Austritt aus der Kirchensteuer-Bezahl-Gemeinschaft bei gleichzeitigem Wunsch danach, katholisch zu bleiben? Konkret gefragt: Wer keine Kirchensteuer mehr bezahlt, darf keine kirchlichen (Ehren-)Ämter mehr ausüben und keine katholischen Sakramente mehr empfangen. Wer sich aber für die Abtreibung einsetzt, darf derjenige katholische (Ehren-)Ämter ausüben, darf öffentlich die Hl. Eucharistie empfangen?
Lohmann: Sehen Sie, da haben wir das Dilemma, das in der Tat viele Menschen voll irritiert. Geld und Finanzen dürfen nun wirklich nicht sakramentalisiert werden und wichtiger sein als der eigentliche Auftrag Christi: Gehet in alle Welt und verkündet das Evangelium, also die Frohe Botschaft. Es geht um Wahrheit, um die Wahrheit. Es geht um Jesus Christus. Es geht um Gott. Wenn aber der Mammon wichtiger wird als all das, dann steht statt Gott wieder ein goldenes Kalb in der Mitte und wird angebetet, so oder so.
Die Bischöfe, daran muss man gelegentlich erinnern, tragen ihr Violett und Rot nicht aus Modegründen, sondern als Zeichen der immer gebotenen Bereitschaft zum Zeugnis bis zuletzt. Immer. Überall. Sie sind und müssen Zeugen der Wahrheit sein, wozu auch der selbstverständliche Mut zum Widerspruch gegen alle möglichen Irrlehren der Welt gehört. Sie sind auch verpflichtet, als Hirten die Gläubigen im Glauben zu stärken. Hier gilt besonders das Wort aus dem Johannesevangelium: Die Wahrheit macht frei (Jo 8,32). Aber wer eben diese Wahrheit aus welchen Gründen auch immer – Applaussucht, Gefallsucht, Feigheit, pekuniäre Abhängigkeit – ausblendet oder verdrängt, ist eben nicht frei, sondern letztlich im Weltlichen und der dort herumschwirrenden Versuchungen gefangen.
Es wird, um auf Ihre Frage zurückzukommen, wirklich höchste Zeit für neuen Mut und neue Klarheit. Wir Christen haben die beste Botschaft aller Zeiten, weil sie direkt aus der Überzeitlichkeit des Himmels in diese Welt gegeben ist und als reale Herzensbotschaft der Liebe unglaublich stark wirken könnte. Ich sage „könnte“, weil uns die Freiheit geschenkt ist, genau das alles zu verkünden und die Menschen mit dieser Gottesliebe anzustecken.
Und da sind vor allem Bischöfe gefragt und gefordert, sich immer wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Da sind, da müssten sie echte Experten sein. Bischöfe – auch und gerade in Deutschland – sind nicht in erster Linie Vorstandsvorsitzende eines Immobilienkonzerns oder eines Unternehmens, genannt Bistum. Sie sind als Apostelnachfolger die Künder dessen, wofür der Gottessohn für jeden Menschen ans Kreuz gegangen und von den Toten auferstanden ist. Für jeden einzelnen.
Es geht nämlich um das, was gerade heute so dringend wichtig ist: um Erlösung. Also um echte Freiheit, zu der wir berufen sind. Und diese Freiheit muss in diese Welt hineinwirken. Dazu gehört vor allem das klare Bekenntnis zum Lebensrecht und die unbedingte Bereitschaft zum Lebensschutz. Und auch hier sind klare Ansagen der Bischöfe gefordert. Die Botschaft der Liebe und Freiheit zum Leben muss verkündet werden, gelegen oder ungelegen. Immer. Und immer wieder.
kath.net: Was genau hatte denn die ZdK-Vorsitzende Irme Stetter-Karp zur Abtreibung gesagt?
Lohmann: Ich zitiere das, was gemeldet wurde und bislang von der Vorsitzenden weder konkret zurückgenommen noch mutig korrigiert wurde durch ein unmissverständliches Zeugnis für das Leben und gegen jede vorgeburtliche Kindstötung.
Wir lesen da, sie habe erklärt, für eine freie und ergebnisoffene Entscheidung schwangerer Frauen sei „sicherzustellen, dass der medizinische Eingriff eines Schwangerschaftsabbruchs flächendeckend ermöglicht wird". Wie bitte? Viele, ich gehöre dazu, verstehen nicht, wie man als Vorsitzende eines Gremiums, das vorgibt, die deutschen Katholiken zu vertreten, so denken und reden kann.
Die katholische Position ist jedenfalls – anders als bei der ZdK-Vorsitzenden – eindeutig und klar: Du sollst nicht töten! Es muss immer das Ja zum Leben geben. Der heilige Johannes Paul hat daran nie einen Zweifel gelassen. Und das gerne zitierte Zweite Vatikanische Konzil nennt die Abtreibung ein verabscheuungswürdiges Verbrechen.
Und was das Zentralkomitee der deutschen Katholiken angeht: Immer mehr gläubige Katholiken sagen inzwischen, dass dieses ZdK sie nicht vertrete, was ja auch logisch und verständlich ist, wenn deren Vorsitzende Zweifel daran zulässt, ob sie das eindeutige katholische Nein zur vorgeburtlichen Kindstötung selbst mitträgt beziehungsweise dahinter steht. Katholisch ist es jedenfalls nicht, wenn man Raum zulässt für eine Schwächung des eindeutigen und unbedingten Lebensrechts.
Gerade in diesen Zeiten, wo manche gar meinen, das Tötungsrecht zum Menschenrecht erklären zu wollen – was völlig absurd und widernatürlich ist –, darf eine Vorsitzende eines „katholischen“ Funktionärsgremiums nicht zweideutig oder unklar sein. Das ist unverantwortlich. Und zwar in höchstem Maße.
kath.net: Später hieß es dann, man habe Stetter-Karp missverstanden.
Lohmann: Dann hätte sie doch eindeutig eine Korrektur – öffentlich – vornehmen können oder gar müssen. Haben Sie da so etwas von ihr gehört?
Es ist wohlfeil, wenn man jammert, man sei in einer so wichtigen, entscheidenden und eindeutigen Angelegenheit nicht richtig zitiert oder missverstanden worden, um dann weiterhin jede Eindeutigkeit anscheinend zu vermeiden. Die Frau ist erwachsen genug, um sich öffentlich zu äußern, aber sie lässt alle eventuellen Missverständnisse weiter gelten? Wie bitte?! Das riecht nicht besonders stark nach Ehrlichkeit und Bereitschaft zur Klärung. Besonders souverän wirkt es auch nicht. Jeder Mensch macht Fehler, aber wenn ihr hier ein fataler Fehler unterlaufen sein sollte, dann darf man doch erwarten, dass sie ihn vernehmbar deutlich korrigiert. Das wäre ein Zeichen von Stärke und Glaubwürdigkeit. Alles andere ist eher ein starkes Indiz für Unglaubwürdigkeit. Und man darf auch fragen: Ist jemand, der „flächendeckend“ Kindstötungen ermöglichen will, noch katholisch?
kath.net: Manche Katholiken halten Frau Stetter-Karp ja für inzwischen exkommuniziert und äußern dies auch. Wie ordnen Sie dies ein? Und wäre das wirklich vorstellbar, dass unsere Bischöfe entspannt mit einem exkommunizierten ZdK-Vorsitzenden zusammenarbeiten?
Lohmann: Das müssten Sie eigentlich die Bischöfe fragen. Wenigstens halb so viel „Konsequenz“ wie beim Austritt aus der Geldgemeinschaft, über die wir ja eingangs sprachen, wäre hier sicher ein Riesenzugewinn. Ich bringe es mal auf eine Formel: Nein zur Kirchensteuer bringt die Exkommunikation, Nein zum Lebensrecht hingegen nicht? Das wäre eine arge Schieflage, für die sich die Bischöfe eines Tages verantworten müssten. Ich gehe davon aus, dass unsere Bischöfe sehr klar für das Lebensrecht sind. Aber wie gesagt: Fragen Sie das mal bitte die deutschen Bischöfe! Bin gespannt, ob und wie sie da in diesem konkreten Fall antworten.
kath.net: Stetter-Karp forderte offenbar ja auch – zumindest wurde sie so verstanden –, dass Ärzte in ihrer Ausbildung Abtreibung erlernen sollten. Welche Folgen könnte dies möglicherweise für jene jungen Katholiken haben, die dem katholischen Lehramt in der Frage der Abtreibung folgen, aber ein Medizinstudium erwägen?
Lohmann: Fatale Folgen. Offenbar wurde hier die Gewissensbildung und die daraus in diesen Fällen entstehende Gewissensnot komplett ausgeblendet. Manchmal würde es helfen, erst einmal gründlich nachzudenken, bevor man absurde Forderungen artikuliert. Es ist, so kann man wohl sagen, schon mehr als dekadent, wenn aus angeblich katholischem Munde gefordert wird, das Handwerkzeug des Tötens von Menschen in der medizinischen Ausbildung zu lernen! Das ist erschreckend und irgendwie auch widerlich. Und es widerspricht meines Wissens dem Hippokratischen Eid – der Lehre der Kirche sowieso.
kath.net: Hatte sich Stetter-Karp eigentlich auch für die Gewissensfreiheit jener Katholiken/Christen/menschenrechtssensibler Mitbürger eingesetzt, die nicht daran mitarbeiten möchten, dass ungeborene Kinder getötet werden? Kennen Sie zumindest EIN Beispiel, bei dem sie Ärzten und medizinischem Personal öffentlich den Rücken stärkte, wenn sie sich dieser Mitarbeit aus Gewissensgründen verweigern?
Lohmann: Nein. Ist mir bisher unbekannt. Fragen Sie die Vorsitzende doch einmal!
kath.net: Falls nein: worin könnte ihre Einseitigkeit wurzeln?
Lohmann: Fragen Sie bitte die Dame selbst. Ich denke, eine Antwort würde viele Katholiken interessieren. Ich kann und will mir nicht vorstellen, dass jemand an der Spitze des ZdK wirklich so erschreckend einseitig sein will. Gerade in so entscheidenden Fragen. Das wäre alles andere als gut.
kath.net: Der DBK-Pressesprecher Matthias Kopp äußerte am 9. Juli im Zusammenhang mit der Entschließung des Europäischen Parlaments, ein sogenanntes „Recht auf Abtreibung“ in die Grundrechte-Charta der EU einzufügen, gemäß DBK-Twitterauftritt: „Eine Polarisierung der Debatte in Europa ist unbedingt zu vermeiden.“ Empfinden Sie die Äußerungen Stetter-Karps als hilfreich in dem Anliegen, „eine Polarisierung“ der Pro-Life/Pro-Choice-Debatte „unbedingt zu vermeiden“?
Lohmann: Ich verstehe die Sorge vor einer Polarisierung dieser Debatte in Europa nicht wirklich. Es gibt doch keine Mischform aus ein bisschen Leben und ein bisschen Tötung, oder?
Es gibt nur ein Ja zum Leben, dem ein Nein zum Leben gegenübersteht. Das ist in sich eine Polarisierung, nicht wahr? Deshalb bedarf es hier auch geradezu einer eindeutigen Positionierung, ja wohl auch einer Polarisierung. Wer hier Angst vor einer Debatte und dem notwendigen Zeugnis hat, hat schon aufgegeben und letztlich das Lebensrecht verraten.
Nicht ist eine solche Debatte zu vermeiden, im Gegenteil: Sie ist absolut notwendig! Was aber, um die Formulierung des DBK-Pressesprechers aufzugreifen, „unbedingt zu vermeiden“ ist, das ist ein sogenanntes „Recht auf Abtreibung“, das es nämlich nicht geben kann und darf. Ein Recht auf vorgeburtliche Kindstötung kann und darf es nicht geben.
Ein Recht auf Leben kann und muss es hingegen immer geben. Wenn das verschwindet, verschwinden letztlich alle Menschenrechte. Hier braucht es die entschiedene und hörbare Debatte und die Wortmeldungen derer, die das noch wissen und denen es wirklich um Menschenrechte und Humanität geht.
kath.net: Weder die Deutsche Bischofskonferenz noch das ZdK haben einen Prolife-Beauftragten oder eine Prolife-Kommission. Auch vor der Teilnahme am Berliner Marsch für das Leben (dieses Jahr: 17.9.2022) drückt sich die Mehrheit der Bischöfe auffallend und das ZdK nahezu komplett. Welche Perspektive würde sich Ihres Erachtens für DBK und ZdK mit einer kraftvolleren Unterstützung des Marsches für das Leben, der dezidierten Einrichtung eigener Pro-Life-Kommissionen und Ernennung von Pro-Life-Beauftragten eröffnen?
Lohmann: Das ist in der Tat erstaunlich. Diese Leerstelle sollte bald geschlossen werden. Vermutlich hielt man solche Beauftragten und Kommissionen bislang wegen der angenommenen Selbstverständlichkeit zum unbedingten Lebensschutz für nicht notwendig. Aber das hat sich ja offensichtlich, wie zu sehen ist, geändert. Diese Notwendigkeit ist heute unverkennbar.
Und ja, es wäre wünschenswert, wenn mehr Bischöfe bereit sein könnten, am einmal jährlich stattfindenden Marsch für das Leben teilzunehmen, um durch ihre Präsenz der Klarheit der Lebensbotschaft ein besonderes Gewicht zu verleihen. Das ist nämlich keine Demo wie andere, sondern ein Signal für das Leben und das Lebensrecht.
Ich bin aber dankbar, dass es uns vor etlichen Jahren gelungen ist, einige Bischöfe zur Teilnahme zu bewegen. Es ist wirklich gut, dass sie dabei sind. Sie machen Mut. Und das ist gut so. Denn der Lebensschutz und das Lebensrecht sind weder exklusiv ein Auftrag für Laien noch für Kleriker. Hier gilt das gemeinsame Zeugnis, der gemeinsame Auftrag. Es ist ein Auftrag an alle Katholiken und alle Christen und ohnehin an alle, denen das Menschenrecht auf Leben etwas bedeutet. Konfessionsübergreifend. Generationenübergreifend. Parteiübergreifend sowieso.
Es wäre übrigens gerade jetzt ein starkes Zeichen, wenn viele Vertreter des ZdK nach Berlin kämen und bei diesem friedlichen Bekenntnis zum Leben dabei sein können. Ich hoffe mal, dass sich die Vorsitzende diesen Termin freigehalten hat und mit ihrem Zeugnis für das Leben jedes mögliche Missverständnis, das sie ja beklagt, ausräumt. Das wäre wirklich stark und gut.
kath.net: Trauen Sie ihr das zu?
Lohmann: Ich hoffe es mal für sie. Ich wünsche ihr den Mut zu diesem so wichtigen Bekenntnis. Gerade jetzt. Das wäre wirklich gut.
kath.net: Danke für Ihre Antworten, Herr Lohmann!
Martin Lohmann (siehe Link) ist Theologe, Historiker, Journalist und Buchautor. Der Lebensrechtler führte viele Jahre lang als Vorsitzender des Bundesverbandes Lebensrecht (BVL) den Marsch für das Leben an. Unter seiner Führung entwickelte sich dieser zu einer viel beachteten Bewegung für das Lebensrecht und wuchs von etlichen hundert Teilnehmern auf bis zu 8000 Teilnehmer, vor allem auch jüngerer Zeugen für das Menschenrecht auf Leben. Lohmann, der rund 100 Mal die MünchnerRunde im Bayerischen Fernsehen moderierte und Chefredakteur der „Rhein-Zeitung“ war, ist unter anderem Geschäftsführer der Akademie für das Leben Bonn www.akademiefuerdasleben.de und bekannt durch seine regelmäßigen Youtube-Videos LOHMANN:punktgenau.
Weiterführende Links:
- Martin Lohmann punktgenau: „Ist die ZdK-Vorsitzende noch katholisch?“
- Martin Lohmann punktgenau: Die ZdK-Chefin hat fertig
- Weihbischof Thomas Maria Renz/Diözese Rottenburg-Stuttgart: „Die Frage des Lebensschutzes wird zur Frage der Konfessionszugehörigkeit: Es kann nicht katholisch sein, wer sich nicht klar und eindeutig zum uneingeschränkten Recht auf Leben von Anfang an bekennt!“
Archivfoto Martin Lohmann (c) LohmannMedia
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