Vor 25 Jahren starb Mutter Teresa: Gedenken im Wiener Stephansdom

2. September 2022 in Chronik


Gedenkgottesdienst mit Kardinal Schönborn im Stephansdom am 5. September, dem Todestag des "Engels von Kalkutta" - Von Georg Pulling


Wien (kath.net/KAP) Vor 25 Jahren, am 5. September 1997, starb Mutter Teresa von Kalkutta, die als "Mutter der Armen" ins weltweite Gedächtnis eingegangen ist. Die Ordensgründerin und Friedensnobelpreisträgerin wurde durch ihren Einsatz für Arme, Obdachlose, Kranke und Sterbende für unzählige Menschen zur Symbol- und Identifikationsfigur. Am 4. September 2016 fand in Rom ihre Heiligsprechung statt. Papst Franziskus hat als weltweiten Gedenktag für die Heilige ihren Todestag (5. September) festgesetzt. In Wien feiert Kardinal Christoph Schönborn am Montag, 5. September, im Stephansdom einen Gedenkgottesdienst. (Beginn 18 Uhr)

Agnes Gonxha Bojaxhiu, so ihr bürgerlicher Name, wurde am 26. August 1910 im damals noch osmanischen Skopje als drittes Kind einer albanischen Familie geboren. Den Folgetag, an dem sie katholisch getauft wurde, feierte sie später stets als ihren eigentlichen Geburtstag. Sie lernte als Kind Serbokroatisch und Albanisch, spielte Mandoline und inszenierte kleine Theaterstücke. Der Einsatz für benachteiligte Menschen war in ihrer wohlhabenden Familie selbstverständlich.

Schon als sie als Zwölfjährige bei einer Volksmission der Jesuiten in Skopje von den im indischen Bengalen tätigen Loretoschwestern hörte, beschloss Agnes, dort Missionsschwester zu werden. Mit 18 Jahren, 1929, setzte sie ihr Vorhaben um und reiste nach Dublin, wo das Mutterkloster dieses irischen Zweigs des von Mary Ward (1585-1645) gegründeten Schulordens der "Englischen Fräulein" stand.

Bereits wenige Monate nach ihrer Ankunft bei den Loretoschwestern wurde Agnes nach Indien gesandt, lernte in der Stadt Darjeeling Englisch, Bengalisch sowie ein wenig Hindi, und wurde Novizin. Sie wählte den Ordensnamen Maria Teresa vom Kinde Jesu, nach der wenige Jahre zuvor heiliggesprochenen Therese von Lisieux (1873-1897). 1931 legte sie das erste Gelübde ab und begann in Kalkutta in einer Schule für Töchter wohlhabender Familien Geografie, Geschichte und Religion zu unterrichten. Ab 1936 leitete Teresa die Grundschule, ab 1939 nach ihrem ewigen Gelübde die St. Mary's School.

In diesem Jahr erlebte sie die Not der Menschen im nahe der Schule gelegenen Slum Motijhil mit, weiters die große Hungersnot in Bengalen, bei der im Kriegsjahr 1942 infolge von Versorgungsengpässen zwei Millionen Menschen an Auszehrung und Seuchen starben, sowie auch Straßenschlachten zwischen Hindus und Muslimen im Sommer 1946, die von Mahatma Gandhi (1869-1948) - dem Mutter Teresa nie persönlich begegnete - beendet wurden.

Ruf zu den Ärmsten

Zur Lebenswende kam es für Mutter Teresa, als sie am 10. September 1946 auf einer Zugfahrt nach Darjeeling beim Anblick eines Kruzifixes den Ruf Gottes verspürte, alles aufzugeben und in den Slums den Ärmsten zu dienen. Nach diesem Ereignis wollte sie die Klausur verlassen, ohne ihr Ordensleben aufzugeben. Die erhoffte Zustimmung dazu durch Kalkuttas Erzbischof Ferdinand Perier sowie auch durch Papst Pius XII. kam jedoch erst nach zweijährigem Ringen.

Am 17. August 1948 legte die 38-jährige Teresa erstmals den eigenen Sari an, den sie in einem Geschäft erworben hatte. Er war aus weißer Baumwolle, wie ihn die Straßenkehrerinnen in Kalkutta trugen, mit drei Streifen in Blau, der Farbe der heiligen Maria.

Nach einem Kurzkurs in Erster Hilfe bei den Missionsärztlichen Schwestern übersiedelte Teresa ins Elendsviertel Entally, wo sie fortan Slumkinder unterrichtete und Hausbesuche durchführte. Bald errichtete sie eine Station für Lepra-Kranke und gewann erste Helferinnen. Mit ihnen gründet sie die "Missionarinnen der Nächstenliebe", einen Orden, der 1950 vom Papst approbiert wurde. Die Mitglieder verpflichteten sich zu Armut, Keuschheit, Gehorsam und zum Dienst für die "Ärmsten der Armen von ganzem Herzen ohne Gegenleistung". 1953 wurde das heutige Mutterhaus des Ordens in Kalkutta gegründet.

In einem ehemaligen Pilgerhospiz im Tempelbezirk Kalighat, das zuletzt ein Bordell war, gründete Mutter Teresa 1954 das Sterbehaus "Nirmal Hriday". 1959 eröffnete sie in Kalkutta ein Waisenhaus und ein Leprazentrum, wenig später folgten Häuser in zahlreichen anderen Großstädten Indiens. 1965 entstand in Venezuela das erste Haus außerhalb Indiens, 1968 das erste Europas in Rom, wo bald schon das Noviziats-Zentrum des Ordens eingerichtet wurde. Insgesamt 594 Häuser in 120 Ländern eröffnete Mutter Teresa bis zu ihrem Tod 1997, die meisten davon persönlich. Ihr Haus für Aids-Kranke in New York war die weltweit erste Einrichtung ihrer Art.

Zudem gründete sie 1965 einen Brüderorden der "Missionare der Nächstenliebe", 1976 und 1979 kontemplative Frauen- bzw. Männerzweige, 1984 einen Priesterorden sowie ab 1984 auch eine Reihe von Laienbewegungen wie etwa die "Co-Workers", Laienmissionare und Volontäre, sowie eine Bewegung für Weltpriester, das sogenannte "Corpus Christi Movement".

Genauso schnell wie ihr Orden verbreitete sich auch Mutter Teresas Bekanntheit. Infolge der Hochachtung, die ihr Papst Paul VI. nach einem Kennenlernen beim Eucharistischen Weltkongress in Indien 1964 entgegenbrachte, wurde man auch jenseits der Landesgrenzen Indiens auf sie aufmerksam. Der Vatikan erhob den Orden 1965 in den Rang einer pontifikalen Kongregation und würdigte Mutter Teresa mit dem Friedenspreis. Weitere Auszeichnungen folgten, darunter 1973 der damals erstmals verliehene "Templeton Preis", 1978 der Balzan-Preis, 1979 der Friedensnobelpreis und 1996 die Ehrenbürgerwürde der USA.

Im März 1997 gab sie - bereits seit vielen Jahren herzkrank - beim Generalkapitel die Ordensleitung an Schwester Nirmala Joschi ab und reiste im Sommer nochmals in die USA und in den Vatikan, wo sie ein letztes Mal Papst Johannes Paul II. traf. Am 5. September 1997 starb Mutter Teresa 87-jährig in Kalkutta.

Die Ordensgründerin, die bereits 1951 indische Staatsbürgerin geworden war, erhielt ein Staatsbegräbnis. Über eine Million Menschen begleiteten den Trauerzug durch Kalkutta, hunderte Staats- und Regierungschefs sowie Spitzenvertreter etlicher Religionen gaben der Ordensfrau die letzte Ehre. Über eine Milliarde Zuseher in 35 Ländern verfolgten das vom vatikanischen Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano geleitete Requiem am 13. September 1997 an den Bildschirmen.

Neues Bild und Heiligsprechung

Nach dem kürzesten Seligsprechungsverfahren der Neuzeit sprach Johannes Paul II. Mutter Teresa am 19. Oktober 2003 in Rom vor 300.000 Menschen selig. In die Schlagzeilen gerieten die "Missionarinnen der Nächstenliebe", die seit 2009 durch die aus Deutschland stammende Mary Prema Pierick geleitet werden, zudem 2013, als kanadische Forscher eine Zusammenschau an vorgebrachten Kritiken an Mutter Teresa veröffentlichten; bemängelt wurde dabei u.a. schlechte Hygiene in den Ordens-Armenhäusern und Fehler in der medizinischen Behandlung der Patienten.

Dem Prozess der Heiligsprechung für Mutter Teresa tat dies jedoch keinen Abbruch: Papst Franziskus bestätigte im Dezember 2015 das kirchenrechtlich nötige zweite Heilungswunder und setzte zu Jahresbeginn 2016 den 4. September als Termin für die Kanonisation an. Die Feier war ein Höhepunkt im "Heiligen Jahr der Barmherzigkeit". Als Gedenktag für Mutter Teresa setzte Papst Franziskus ihren Todestag fest.

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