10. September 2022 in Kommentar
Man fühlte sich ob des Agierens von DBK-Chef Bischof Bätzing an die besten Tage des Zuchtmeisters der SPD-Bundesfraktion, Herbert Wehner, erinnert - Ein Gastkommentar von Maria 1.0
Regensburg (kath.net)
Wer das zweifelhafte Vergnügen hatte, den gestrigen zweiten Tag der 4. Synodalversammlung miterleben zu müssen, fühlte sich ob des Agierens von DBK-Chef Bischof Bätzing an die besten Tage des Zuchtmeisters der SPD-Bundesfraktion, Herbert Wehner, erinnert. Da wurden Mitbrüder im Bischofsamt in Hinterzimmergesprächen und mittels namentlicher Abstimmung „auf Kurs gebracht“, und, da nicht sein kann, was nicht sein darf, trotz am Vortag ordnungsgemäß abgelehnten Grundtextes zum Synodalforum IV. „Leben in gelingenden Beziehungen“ sowohl der Handlungstext zur lehramtlichen Neubewertung von Homosexualität als auch der Handlungstext Grundordnung des kirchlichen Dienstes aus eben jenem Forum durchgepeitscht. Ebenso fand ein Grundtext unter den Bischöfen plötzlich die erforderliche Mehrheit, der wiederholt die redundante Frage nach dem sakramentalen Amt der Frau und damit der Verbindlichkeit von Ordinatio Sacerdotalis stellt.
Die Bischöfe sind angehalten diese Frage in Rom einzubringen. Selbst, wenn man sich danach gerührt in den synodalen Armen lag, stellt sich der nüchterne Beobachter die Frage, was wohl aus den am grünen synodalen Tisch verfassten und vom Präsidentengespann Bätzing-Stetter-Karp durchgedrückten Grund- und Handlungstexten des Jahres 2022/23 wird, wenn sie Ende kommenden Jahres durch die römisch-weltsynodalen Filter laufen? Bischof Bätzing selbst hat die Aufgabe, die dann auf ihn wartet bereits umschrieben, wenn er nämlich vom Zuchtmeister des Synodalen Weges zum Manager enttäuschter Erwartungen bestimmter Kirchenkreise wird. Die Weltkirche wartet jedenfalls gewiss nicht darauf, am Wesen der katholischen Kirche in Deutschland zu genesen, die gerade einmal 1,5% der weltweit 1,4 Mrd. Katholiken ausmacht und in der sich nach dem gelebten Glauben nun auch noch das Geld zunehmend verflüchtigt. Und auch mit der Glaubens- und Lebenswirklichkeit der Menschen in unseren Pfarreien und Einrichtungen hat das, was da in Frankfurt debattiert wird, kaum noch etwas zu tun!
Angesichts der vorstehenden Debatte droht eine andere öffentliche Erklärung, die Bischof Dr. Bätzing und die ZdK-Präsidentin Dr. Irme Stetter-Karp am Donnerstag zum Auftakt der 4. Synodalversammlung abgegeben haben, unterzugehen, die aber nicht weniger brisant ist: Jetzt, Wochen nach dem Offenen Brief, in dem der DBK-Vorsitzende von tausenden gläubiger Katholiken, Vereinigungen und Initiativen aufgefordert wurde, die Zusammenarbeit der Bischofskonferenz mit Frau Dr. Stetter-Karp zu beenden, falls diese nicht öffentlich ihre Forderung nach einem flächendeckenden Ausbau von Abtreibungsangeboten zurücknimmt, reagieren Bätzing und Stetter-Karp erstmalig und in jeweils bemerkenswerter Weise.
Für die deutschen Bischöfe erklärt Bischof Dr. Bätzing, man befinde sich hinsichtlich ihrer Forderung, bzw. derjenigen des ZdK ganz sicher mit Stetter-Karp im Dissens, wisse sich aber im Übrigen im Grundanliegen des Lebensschutzes verbunden.
Frau Dr. Stetter-Karp relativiert dagegen den Schutz ungeborenen Lebens, indem sie diesen unter den Selbstbestimmungsvorbehalt der Frau stellt, und für Bischof Bätzing ist das eine Meinung, die jeder frei sein müsse, an die DBK heranzutragen.
Wie weit muss sich jemand in katholischer Spitzenposition noch von der Lehre der Kirche über den Schutz ungeborenen Lebens entfernen, bis für die deutsche Bischofskonferenz und ihren Vorsitzenden eine Schmerzgrenze erreicht ist, angesichts derer man keine Basis für eine weitere Zusammenarbeit mehr sieht?
Und was will Bischof Bätzing mit seinem Hinweis sagen, die außerkirchliche Öffentlichkeit habe die Diskussion nicht aufgegriffen? Soll hier der „Glaubenssinn der Straße“ als Maßstab für die Relevanz einer ethisch-religiösen Debatte über die Forderungen von Frau Dr. Stetter-Karp herangezogen werden? Es ist schon traurig genug, dass sich in unserem Land politische Mehrheiten dafür abzeichnen, den Schutz des Lebens an seinem Beginn und Ende weiter aufzuweichen. Innerhalb von Kirche kann und darf es hier aber keinerlei Kompromisse geben, ist Leben nicht Gegenstand demokratischer Debatte, sondern heilig und deshalb zu schützen! Es ist daher auch der tragische Gründungsirrtum von Donum Vitaeund Stetter-Karp zu glauben, Leben durch Relativierung des Rechts auf Leben schützen zu können und zu dürfen. Als Bürgerin mag sie diese Position für sich vertreten, als Katholikin und oberste Laienvertreterin aber gewiss nicht!
Indem Bischof Bätzing nun glaubt, es genüge, den Dissens mit Stetter-Karp festzustellen, ohne Konsequenzen folgen zu lassen, gefährdet er die Glaubwürdigkeit der Bischofskonferenz und verletzt seine Amtspflichten als Bischof!
Mit seiner Begründung, warum er nicht auf den Offenen Brief reagiert hat, offenbart Bätzing zudem sein zutiefst klerikales Verständnis von Transparenz und innerkirchlicher Debattenkultur: Zu behaupten, da man sich als Bischofskonferenz zum Lebensschutz bekannt habe, müsse man keine Stellung zur begründeten Forderung nach einer Beendigung der Zusammenarbeit mit Frau Dr. Stetter-Karp nehmen, zeugt nur von dem untauglichen Versuch, unangenehme Entscheidungen auszusitzen, lästigen Debatten aus dem Weg zu gehen und vor allen Dingen, die eigenen Gläubigen nicht mehr ernst zu nehmen!
Wie auch schon Die Tagespost weist Maria 1.0 – hier auch stellvertretend für die Unterzeichner des Offenen Briefes - jeden Versuch von Frau Dr. Stetter-Karp zurück, einen Zusammenhang zwischen Maria 1.0 und jenen herzustellen, die sie offenkundig beleidigt oder bedroht haben.
Solche Entgleisungen entsprechen nicht unserem Verständnis einer innerkirchlichen Streitkultur. Rücktrittsforderungen und das Hinterfragen ihres Selbstverständnisses als Katholikin wird sich Stetter-Karp als jemand, die sich in einem der zentralsten Punkte des Glaubens unverändert außerhalb der Lehre der Kirche stellt, dagegen sehr wohl anhören müssen. Wie glaubwürdig die von ihr mit einer gewissen Weinerlichkeit vorgetragene Klage über die Härte einer Sachauseinandersetzung ist, mag Frau Dr. Stetter-Karp, die gerade jüngst wieder an vorderster Front bei der jeder sachlichen Begründung und Fairness entbehrenden Kampagne gegen Rainer Maria Kardinal Woelki mitgemischt hat, selbst beurteilen.
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