Der Deutsch-Synodale Weg ist von Anfang nicht im Hören auf den Heiligen Geist!

12. September 2022 in Weltkirche


Passauer Bischof Oster übt deutliche Kritik am Synodalen Weg: Die drängende Frage nach der Neuevangelisierung wurde als Thema explizit ausgeschlossen.


Wien (kath.net)

Der Passauer Bischof Stefan Oster hat in der Communio-Zeitschrift deutliche Kritik am "Synodalen Weg" und der dortigen Zusammensetzung der Delegierten geübt. "Dass in allen vier Foren diejenigen, die deutliche inhaltliche Veränderungen in Lehre, Praxis und Leitungsformen der Kirche wünschen, die klare Mehrheit stellten, zeigte sich früh und war ohne Frage von den eigentlichen Konstrukteuren des Synodalen Weges auch so gewollt. Die Frage ist: Entspricht diese Mehrheitsbildung in geschätzt 80 Prozent der jeweiligen Gremien auch den tatsächlichen Mehrheitsverhältnissen etwa bei solchen Katholiken in Deutschland, die einigermaßen regelmäßig am kirchlichen Leben teilnehmen?"

Der Bischof von Passau erklärt dann auch, dass es beim Synodalen Weg eben keinen „geschützten Raum“ gab. So sollten mögliche „Bremser“ durch möglichst hohe öffentliche Beteiligung auch möglichst großem öffentlichem Druck aussetzen zu können.“

Oster erzählt in dem Beitrag, welche Bedingungen und Themen ihm auch aufgedrängt wurden und warum der Synodale Prozess in Deutschland von Anfang an nicht im Hören auf den Heiligen Geist und in echter Synodalität nach Papst Franziskus stattfand. So wurde das die drängende Frage nach  der Neuevangelisierung als Thema explizit ausgeschlossen. Zuerst wollte man die deutschen „Reizthemen“ klären, auch wenn diese schon geklärt waren. „Der einleitend von Papst Franziskus betonte und als nötig erachtete «geschützte Raum» war und ist in der Synodalversammlung zu keiner Zeit gegeben und damit war und ist es auch zu keiner Zeit eine Versammlung, die jenseits von kirchenpolitischen Agenden, Allianzen und Zielen ausschließlich an der Sache entlang diskutiert.“

Auszüge aus dem Text von Bischof Oster:

„… Da in der den Synodalen Weg auslösenden MHG-Studie dieses Thema nicht verhandelt worden war, stellte sich einigen Beobachtern schnell die Frage, ob nicht der ganze Synodale Weg nun für eine bestimmte kirchenpolitische Reformagenda genutzt werden sollte. Die Deutsche Bischofskonferenz ließ sich aber mehrheitlich auf die Bedingung des ZdK ein und nahm dieses Thema mit großer Mehrheit zu den anderen drei Themen als ein viertes hinzu.“

„….Wenn dann nachgefragt wurde, wie sich das denn mit der Aufforderung des Papstes in seinem Brief vertrage, an erster Stelle die Evangelisierung voranzubringen, waren die am häufigsten zu hörenden Antworten: Diese oft so genannten Reizthemen seien diejenigen, die die Evangelisierung am meisten behinderten. Daher sei deren Reform an sich schon ein echtes Evangelisierungsprogramm. Denn dann – wenn diese abgeräumt seien – müsse man sich für seine Kirche in einer modernen Gesellschaft endlich nicht mehr schämen. Zudem würden gerade diese Themen zeigen, dass das «System Kirche» Veränderung brauche – wenn nötig auch regionale Veränderungen, die ja nicht gleich die ganze Weltkirche zu betreffen bräuchten.“

„... Die Frage der Repräsentation ist jedenfalls eine schwerwiegende, da es eine zahlenmäßig nicht leicht einzuschätzende konservative Minderheit innerhalb des Katholizismus in Deutschland gibt, die sich regelmäßig und lautstark vom Zentralkomitee distanziert – und dessen Vertretungsanspruch für sie als Laien in der Kirche in Deutschland verneint…“

„…  Zumal die Öffentlichkeit von Anfang an und sehr bewusst im vollen Umfang die Sitzung live verfolgen konnte. «Geschützt» im Sinn des Papstes fühlte sich hier aus der Minderheitenposition vermutlich niemand. Und wenn diese Ungeschütztheit bemängelt wurde, wurde auf die Foren verwiesen. Dort sei geschützter Raum und dort passiere dann ja auch die eigentliche Arbeit an den Themen und Texten. Tatsächlich aber haben die Foren nur vorbereitenden Charakter, weshalb man dann am Ende doch gespannt auf Debatten und Abstimmungen bei den Synodalversammlungen schaut. Trotz dieser für einige einschüchternden äußeren Bedingungen – nicht selten erzählten Vertreterinnen und Vertreter der Minderheitspositionen von massivem emotionalem Stress – wurde von  Präsidiumsmitgliedern und vielen anderen immer wieder euphorisch von einem «Geist von Frankfurt» gesprochen, selbstverständlich nicht ohne damit auch den Geist Gottes wenigstens auch mit zu meinen. Dieser aber hat – so wie ich Papst Franziskus verstehe – mit Politik eher wenig zu tun….“

„… Nun besteht eine der Krisen der Kirche in unserem Land in ihren dramatischen Säkularisierungsschüben, was mit einem massiven Rückgang der sakramentalen Praxis einhergeht. Insbesondere der Besuch der sonntäglichen Eucharistie ist in Richtung 5-Prozent-Marke der nominellen Katholiken gerutscht und die Wahrnehmung des Sakraments der Versöhnung in kaum mehr quantitativ erfassbare Bereiche – wenn man von einzelnen Wallfahrtsorten oder Klöstern einmal absieht. …“

https://stefan-oster.de/realpraesenz-sakramentalitaet-und-der-synodale-weg-in-deutschland-ein-aufsatz-in-der-communio/20220902_oster-synodaler-weg-communio/


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