13. September 2022 in Deutschland
Zuvor hatte der Heilige Stuhl erklärt: „Der ,Synodale Weg‘ ist nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten“, dagegen wurde dezidiert verstoßen
Neuss (kath.net/Neuer Anfang) Die Initiative „Neuer Anfang“ sieht in der 4. Vollversammlung des Synodalen Weges die Geburtsstunde einer deutschen Nationalkirche. Am 21. Juli hatte der Heilige Stuhl noch unmissverständlich erklärt: „Der ,Synodale Weg‘ in Deutschland ist nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten.“ Heute wissen wir: Gegen diese Weisung haben die Synodalen mitsamt der Mehrheit der deutschen Bischöfe in Geist und Buchstaben und sogar mit erklärter Absicht verstoßen.
Sie stimmten Texten zu, in denen das Lehramt der Kirche unterminiert, die bischöfliche Vollmacht untergraben und die kontinuierliche Lehre der Kirche zur christlichen Anthropologie („geschaffen als Mann und Frau“), zu Liebe, Ehe und Sexualität zerstört wird. Mehr noch, das Präsidium kündigte gar an, das ablehnende Abstimmungsergebnis gegen den Grundtext zu Forum IV „Leben in gelingenden Beziehungen“ nicht respektieren zu wollen.
Nachdem das Papier, das auf skandalöse Weise homosexuelle und bisexuelle Praxis moraltheologisch in den Rang einer Normvariante menschlicher Sexualität hebt, von 21 mutigen Bischöfen in der Abstimmung zu Fall gebracht wurde, erklärten mehrere Bischöfe - wider jede Synodalität und jedes Demokratieverständnis - sie würden sich dennoch in ihren Bistümern weiter an der abgelehnten Vorlage orientieren. Bischof Georg Bätzing gab im Alleingang kund, den Text werde er trotzdem in den weltweiten synodalen Prozess einbringen und auch zum ad limina Besuch der deutschen Bischöfe in Rom einreichen. Wir fragen: Wozu dienen fortan noch Debatten und Abstimmungen auf dem Synodalen Weg, wenn jedes „ungewollte“ Ergebnis schlicht ignoriert wird – und das selbst vom Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz?
Die 4. Vollversammlung zeigt nun mehrere Ergebnisse:
1. Die Texte, in denen sich der Synodale Weg positioniert, sind nun manifest. Auch Rom muss sie lesen, wie sie sind – ohne beschwichtigende Interpretationen.
2. Die Namen der Bischöfe, die diesen Texten ihre Zustimmung gaben, sind bekannt. Jeder in Deutschland und Rom kann Rechenschaft von ihnen fordern.
3. Ohne einer genaueren theologischen Analyse durch das Lehramt der Kirche vorzugreifen, kann man feststellen, dass die Texte in vieler Hinsicht einen manifesten Bruch mit der Heiligen Schrift und der kontinuierlichen Lehre der Kirche darstellen. Durch Ihre Zustimmung zu einer „neuen Sexualmoral“ brechen die zustimmenden Bischöfe auf revolutionäre Weise mit einem 2.000 Jahre alten theologischen Prinzip, das durch die Heilige Schrift klar und verbindlich bezeugt ist und von der Kirche gegen viele Widerstände aufrechterhalten wurde und ebenso verbindlich gelehrt wird:
Sie bestreiten den unbedingten Zusammenhang von Monotheismus und Monogamie;
sie bestreiten, dass der einzige authentische Ort sexueller Vereinigung die lebenslängliche Ehe von Mann und Frau ist.
Sie stimmen der Aussage zu: Legitimen Sex soll es zu vielfältigen Gelegenheiten geben.
4. Etliche Bischöfe (darunter der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz) haben bereits angekündigt, auch bei einer Ablehnung ihrer „Vorschläge“ in Rom in ihren Diözesen durch praktische Umsetzung dennoch Fakten schaffen zu wollen. Das „Zeugnis der Einheit, mit welcher der Leib der Kirche seine Treue zu Christus, dem Herrn, bekundet“, wie es in der Erklärung des Heiligen Stuhles heißt, wird mit Ansage mit Füßen getreten. Neben das „römisch-katholisch“ tritt ein neues „deutsch-katholisch“.
5. Die Gläubigen, die sich mit dem verbindlichen Glauben der Kirche identifizieren, werden fortan von der Mehrheit der deutschen Bischöfe alleingelassen. Wie sollen sie „ihren“ Bischöfen noch Vertrauen entgegenbringen, wenn diese in Mehrheit die kraft göttlichen und katholischen Glaubens zu glaubenden Wahrheiten leugnen und die communio mit der Gesamtkirche stark damit beschädigt, wenn nicht gar gebrochen (vgl. 751 CIC) haben?
6. Die aktuellen Beschlüsse bringen vor allem die Priester in eine prekäre Lage: Bereits wenn ein Priester oder Religionslehrer die verbindliche Ethik der Kirche vertritt, wenn er in Katechese und Verkündigung dafür einsteht, begibt er sich im Horizont des Synodalen Weges ab sofort ins kirchliche „Aus“ und wird gar zur Disziplinierung freigegeben.
7. Der Synodale Weg verweigert synodale und sogar demokratische Prozesse. Der menschliche Umgang mit jenen Bischöfen und Laien, die sich den progressiven Texten und Inhalten in den Weg stellen, war erschütternd und einschüchternd. Ausgerechnet jene, die selbst ständig sensible Sprache und „angstfreie Räume“ für Minderheitenpositionen reklamierten, scheuten weder offene Beleidigungen noch Drohungen, Beschimpfungen und Einschüchterungen vor laufender Kamera und hinter den Kulissen. Als Krönung verweigerte man gar die Option von geheimen Abstimmungen, ein Markenkern demokratischer Tradition, um Abweichler besser identifizieren und „auf Linie“ bringen zu können. Dieser Machtmissbrauch bewies final die Abwesenheit echter „Synodalität“ und entsprach nicht einmal den Mindestanforderungen demokratischen Umgangs miteinander.
Die Initiative Neuer Anfang ist ein Kreis von Theologen und Laien, die dazu anregen, Reformvorhaben in der Kirche am Evangelium auszurichten. Ihr Reform-Manifest, das mit neun Thesen zum Synodalen Weg zur Einheit mit der Weltkirche aufruft, durften sie im Namen von fast 7.000 Unterzeichnern am 05. Januar 2022 in Rom dem Heiligen Vater übergeben. Weitere Informationen zur Initiative und das Manifest im Wortlaut auf der Homepage: https://neueranfang.online.
Logo Neuer Anfang (c) Neuer Anfang
© 2022 www.kath.net