Was bleibt nach dieser Vierten Versammlung des synodalen Wegs?

18. September 2022 in Kommentar


„Tatsache ist, dass eine demokratische Abstimmung über Glaubensfragen an der ewigen Wahrheit nichts ändern kann, außer anzuzeigen wie viele Menschen eben jene Wahrheit annehmen.“ Gastkommentar von Lukas Matuschek


Köln (kath.net) Was bleibt nach dieser Vierten Versammlung des synodalen Wegs? Es ist eine Tatsache, dass eine demokratische Abstimmung über Glaubensfragen an der ewigen Wahrheit nichts ändern kann, außer anzuzeigen wie viele Menschen eben jene Wahrheit annehmen. Folglich sollte man wohl sehr entspannt diese Abstimmungen verfolgen. Soweit die Theorie, denn plötzlich sieht man, dass man – egal ob konservativ oder liberal – doch mitfiebert und emotional wird, wenn die Entscheidung in die eine oder andere Richtung ausfällt.

Warum eigentlich? Sollte es den Reformern nicht egal sein, da sowieso jeder das glaubt was er meint, egal was der Papst am Ende sagt? Und auch den Konservativen, denn die Wahrheit wird sich nicht ändern, egal wie viele Häresien beschlossen werden. Wo liegt also der Sinn? In der Zukunft der Kirche in Deutschland, die sich eben auf dem synodalen Weg entscheidet? Ja und nein. Denn natürlich haben Entscheidungen einen Einfluss auf das Bild, das wir abgeben. Andererseits wissen wir auch, dass Spaltung und Streit nicht erst durch den Synodalen Weg entstehen, sondern schon lange präsent sind. Am Ende kann uns nur Gott retten, der aber noch will, dass Gutes und Sünde gemeinsam auf dem Feld wachsen.

Wozu also die Mühe? Um im Guten zu wachsen. Und hierzu ein paar Gedanken an alle Lager, besonders aber an diejenigen, die Jesus nicht nur folgen wollen, sondern ihm jeden Wunsch erfüllen wollen, zu sammeln was auf seinem Acker wächst.

An die Bischöfe – sie haben versprochen, den Glauben zu verteidigen:

Ich komme aus dem Erzbistum Köln und bin dankbar für die Opfer, die diejenigen Bischöfe gebracht haben, die sich gegen die Mehrheitsmeinung gestemmt haben. Vergelte es Euch Gott. Ich hoffe ihr habt auch die Freude gespürt, die Peter und Johannes zuteilwurde, als sie für Jesus ausgepeitscht wurden, auch wenn das sicherlich eines der kompliziertesten Gefühle in unserem Glauben ist.

Den Glauben zu verteidigen heißt zu kämpfen für die Bekehrung der Verirrten. Bischof Dieser hat das Licht vermisst, was aus der Katholischen Sexualmoral glänzt. Wer hat es IHM vorgetragen?

Warum benutzen wir die Hälfte der Zeit um die Sünde kleinzureden, Verständnis dem Sünder gegenüber zu bezeugen. Warum ist selbst in den konservativen Wortmeldungen oft nur von „meiner Meinung“ die Rede und nicht von Jesus, der mindestens in jedem zweiten Satz vorkommen sollte? Warum ist der Kairos der Verkündigung und Neuevangelisierung in der Synodalversammlung so wenig präsent? Wann – wenn nicht jetzt – mit Neuevangelisierung beginnen? Und da spricht nichts dagegen sich abzusprechen untereinander und die Gedanken des anderen fortzuführen. Dann werden aus ein oder zwei Minuten dann gemeinsame zehn Minuten, die vielleicht in den Herzen fruchten, wenn sie gut vorbereitet sind. Warum liest niemand aus dem Evangelium? Wie will man auf Gottes Geist hören, wenn Gottes Wort nicht gesprochen wird?

DAS ist Eure Aufgabe, liebe Nachfolger Christi. Es ist keine Bürde, sondern ein Privileg, welches ihr voller Stolz ergreifen solltet. Denkt zurück an die Zeit eurer Jugend, als Ihr Christi Ruf gefolgt seid um die Welt zu Jüngern zu machen. Jetzt ist die Zeit den guten Kampf zu kämpfen und das Feuer des Heiligen Geistes zu säen in die Herzen, die es sonst selten leuchten sehen. Und wenn auch alle Abstimmungen verloren gehen, so hat Gott doch Eure Worte genutzt. Sprecht in Seinem Namen, nicht in eurer Meinung. Die größte Versuchung des Teufels ist, dass Er uns vorgaukelt, wir würden unseren Herrn nicht gut kennen. Wir kennen Ihn aber so gut, dass Jesus selbst uns beauftragt hat Ihn zu verkünden.

Wie arbeitet man mit dem Heiligen Geist? Jeder, der es mal aktiv versucht hat, weiß wie schwierig es ist, im Zuhören des Herzens zu verweilen und sich nicht von den eigenen Gedanken mitreißen zu lassen. Trotzdem ist das vielleicht eine Frucht des Synodalen Weges, mehr Training zu haben um in der Anwesenheit des Heiligen Geistes zu reden. Denn nur wenn Er die Worte salbt, können sie Frucht bringen. Nur im Blut Christi reingewaschen durch die Heilige Beichte bleibt genug Klarheit den Geist zu erkennen.

Inhaltlich mit der Bitte, dass der Heilige Geist die Worte leitet. Was ist das Herz der katholischen Sexualmoral? Die alles übersteigende Liebe Jesu am Kreuz!

Er ist für uns gestorben und hat sich für uns erniedrigt, er schenkt uns sein Fleisch und wäscht uns die Füße. Katholische Sexualität ist genau das: Es ist der Dienst für den anderen, das Sich-Hingeben für den anderen, sich selbst zu vergessen, sich selbst zu verleugnen um mit seiner ganzen Person, mit Körper und Geist für einen anderen Menschen da zu sein. Und wer sein Leben für den anderen verliert, wird das Leben gewinnen. Wie Jesus am Kreuz.

Aber auch umgekehrt und das muss man von den Dächern schreien, weil so viele Menschen unserer Generation hier in den Tod gehen. Jeder, der sein Leben erhalten will, wird es verlieren. Wenn wir im Sex – heterosexuellem oder homosexuellem – nach dem Sinn unseres Daseins, nach dem Glück und Erfüllung suchen, werden wir nicht nur nichts finden, sondern dann wird das, was Gott uns als hohes Gut gegeben hat, pervertiert in etwas, was uns selbst abstoßend erscheint. Wenn ich meinen Egoismus verwirkliche, verliere ich nach und nach Lust, Sinn und schließlich auch mein Leben mit Gott.

Natürlich sind wir alle sündig. Wir sind alle Egoisten, sodass das Ziel der herrlichen Liebe Christi so weit weg für uns ist. Zu weit weg, als dass wir es selbst erreichen können. Das in Demut einzusehen ist der Anfang des Weges mit Gott. Genau in diese Demut hinein streckt Gott uns seine Hand aus. Im Sakrament der Ehe zwischen Mann und Frau kommt er hinein in unsere Beziehung und verwandelt unsere unvollkommene Liebe durch Sein Blut in etwas, was mehr ist als es vorher war. Und das ist Gottes Zusage an sakramentale Ehepaare. Ähnliches gilt für Priester. Aber das ist der einzige Weg. Hineingenommen zu sein in Ihn. Jesus allein ist der Weg.

Wie Homosexuelle diese Vereinigung mit Jesus erreichen können, wird jedem, der unseren Herrn fragt, ebenfalls gezeigt. Darauf dürfen wir vertrauen, und darin müssen wir unsere Brüder und Schwestern bestärken. Die sakramentale Ehe ist nicht ihr Weg, „denn manche sind von Geburt an zur Ehe unfähig, manche sind von den Menschen dazu gemacht […]. Wer es erfassen kann, der erfasse es.“ (MT 19,12). Aber es gibt einen Weg für jeden einzelnen, die Nachfolge Christi auf eine persönliche Weise. Aber es hat immer mit Selbstverleugnung zu tun und dem Kreuz.

Schwierig? Gewiss, aber der Ruhm der Auferstehung, des Lebens in Füllen und der Erkenntnis Gottes und der Teilhabe an Seinem Reich, als Kind und Erbe ist der Ewige Lohn auf den wir hinarbeiten, egal wie wir geboren oder von Menschen gemacht worden sind.

Soviel inhaltlich.

An Alle guten Willens: Effektivität und synodale Fruchtbarkeit

Ähnlich ist es auch mit der Liebe auf dem Synodalen Weg. Wir sind dafür da uns die Füße zu waschen und in Demut vor Gott Ihn um mehr Liebe für unsere Nächsten zu bitten. Dazu muss man zum Bußbekenntnis in der Messe aufrufen! Seine Sünde zu bekennen ist der Anfang. Fahrlässig wenn das im Heiligen Messopfer nahezu übergangen wird. Man muss auch aufrufen zum Sakrament der Versöhnung, und selbst zu diesem Hintreten, damit alle Synodalen im Stand der Gnade auf den Heiligen Geist hören können.

Wie bleibt man effektiv? Die Debatte im Synodalen Weg ist traurig mit anzusehen, denn jeder sagt seine Meinung aber ohne einen echten Austausch. Vielleicht wäre es besser, dass beide Seiten einen Stellvertreter wählen für ein Streitgespräch? In dem man auf die Argumente des anderen wirklich eingeht?

Oder das Präsidium stellt sich wirklich neutral hin und skizziert die von beiden Seiten vorgetragenen Argumente lesbar für alle im Raum. Damit sich Argumente nicht doppeln. Und damit falsche Argumente entkräftet werden. Um Struktur hereinzubringen, damit sich jeder seine Meinung bilden kann. Und jeder das Gesagte im Heiligen Geist betrachten kann. Denn die Lüge hält dem Licht der Wahrheit nicht stand. Sie ist emotional und lockt unsere Herzen, aber bei näherer ruhiger Betrachtung verbrennt sie wie Gras in der Sonne.

Es wäre gut, wenn wir zumindest in unserer Debattenkultur uns unterscheiden von der Welt. Aber dies geht nur, wenn wir uns in Demut vor den Herrn stellen. Respekt an dieser Stelle an Bischof Dieser, der trotz anderer Meinung im Wort demütig bezeugt hat, dass er sich vielleicht doch irrt.

Die Früchte des Heiligen Geistes sind viele. Jeder Synodale muss sich selbst fragen, ob er diese Früchte auch in der letzten Debatte gespürt hat. Über die Live-Übertragung war ehrlicher Weise nicht viel davon zu spüren, was wohl aber eher am ungeordneten Herzen des Autors lag. Am Ende sind diese Früchte dann auch die Richtschnur. Und ja es kann sein, dass drei Jahre eigener Arbeit scheinbar weggeschmissen werden. Dann war es ein Opfer für Gott, was Er annimmt – sofern es mit reinem Herzen an Ihn geht. Wenn nicht, ist es trotzdem eine Lektion für uns: eben nicht die eigenen Früchte zu suchen, sondern sein Herz neu auszurichten nicht auf eigene Ziele, sondern auf die Ziele Gottes. ER kann aus allem Früchte entstehen lassen, wenn wir in Jesus und seiner Lehre bleiben.

Wo ist das Fundament?

Woran zerschellt die Lüge? Am Wort Gottes, denn es ist wie ein zweischneidiges Schwert. Am Ende muss sich jedes Argument vor dem Evangelium behaupten. Wenn nicht jede These in einer Bibelstelle verwurzelt ist, hält sie nicht stand und ist sinnlos.

Wir reden echt zu wenig von unserem Herrn, und zu viel über unsere eigenen Gedanken. Kehren wir um, dann ist das vielleicht die größte Frucht dieses Synodalen Weges. Weil Gott alles auf der Welt dazu benutzt uns näher an sich zu ziehen und seine Barmherzigkeit zu preisen.

Der Autor, Dr. Lukas Matuschek (33), ist Ehemann und dreifacher Vater. Er lebt im Erzbistum Köln.

 


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