16. September 2022 in Weltkirche
Papst Franziskus nahm beim Rückflug u.a. zur Lage der kath. Kirche in Deutschland Stellung: "Wenn eine Kirche, egal in welchem Land [...], mehr an Geld, Entwicklung, pastorale Pläne und nicht an past. Arbeit denkt .. dann zieht sie keine Menschen an"
Rom (kath.net)
Papst Franziskus hat am Donnerstag beim Rückflug von Kasachstan nach Rom Journalistenfragen beantwortet und auch eine Frage beantwortet, die Deutschland betrifft. Auf die Frage eines Journalisten, ob er denn besorgt darüber sei, dass viele Kirchen in Europa, wie z.B. die deutsche Kirche, derzeit schwere Verluste an Gläubigen erleiden und junge Menschen nicht mehr zur Messe gehen wollen, meinte Franziskus:
Das ist teils wahr, teils relativ. Es ist wahr, dass der Geist der Säkularisierung, des Relativismus, diese Dinge in Frage stellt. Zuallererst muss man seinem Glauben treu bleiben. Wir denken: Wenn du ein Bischof oder ein Priester bist, bist du nicht konsequent, junge Leute haben den Riecher... und dann tschüss! Wenn eine Kirche, egal in welchem Land oder in welchem Bereich, mehr an Geld, Entwicklung, pastorale Pläne und nicht an pastorale Arbeit denkt und diesen Weg einschlägt, dann zieht sie keine Menschen an. Als ich vor drei Jahren den Brief an das deutsche Volk schrieb, gab es Pastoren, die ihn veröffentlichten und von Person zu Person weitergaben. Als der Pfarrer dem Volk nahe war, sagte er: Das Volk muss wissen, was der Papst denkt. Ich denke, die Hirten müssen weiterziehen, aber wenn sie den Geruch der Schafe verloren haben und die Schafe den Geruch der Hirten verloren haben, zieht man nicht weiter. Manchmal - ich spreche von allen, allgemein, nicht nur in Deutschland - denkt man darüber nach, wie man die Seelsorge erneuern, wie man sie moderner gestalten kann: das ist gut, aber sie muss immer in den Händen eines Hirten liegen.
Wenn die Seelsorge in den Händen von Seelsorge-"Wissenschaftlern" liegt, die sich hier äußern und dort sagen, was zu tun ist... (wir kommen nicht weiter, Anm. d. Red.). Jesus hat die Kirche mit Pastoren gegründet, nicht mit politischen Führern. Er gründete die Kirche mit ungebildeten Menschen, die Zwölf waren einer ungebildeter als der andere und die Kirche machte weiter. Warum? Wegen des Beschnupperns der Herde mit dem Hirten und des Hirten mit der Herde. Das ist die größte Beziehung, die ich sehe, wenn es an einem Ort, in einer Provinz eine Krise gibt... Ich frage mich: Ist der Hirte in Kontakt, ist er nahe bei der Herde? Hat diese Herde einen Hirten? Das Problem sind die Hirten. Dazu würde ich Ihnen vorschlagen, den Kommentar des heiligen Augustinus über die Hirten zu lesen, er ist in einer Stunde gelesen, aber er ist eines der weisesten Dinge, die für die Hirten geschrieben worden sind, und damit können Sie diesen oder jenen Hirten qualifizieren. Es geht nicht darum, zu modernisieren: Natürlich muss man mit den Methoden auf den neuesten Stand kommen, das stimmt, aber wenn das Herz des Seelsorgers fehlt, gibt es keine pastorale Arbeit. Keine.
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