21. September 2022 in Aktuelles
Papstgesandter Kardinal Krajewski zum vierten Mal seit Kriegsbeginn in der Ukraine - Franziskus: "Er erzählte mir vom Leid dieses Volkes, von grausamen Taten, Ungeheuerlichkeiten, gequälten Leichen"
Vatikanstadt/Kiew (kath.net/KAP) Der vom Papst in die Ukraine gesandte Kardinal Konrad Krajewski hat Franziskus von seiner Reise berichtet. "Er erzählte mir vom Leid dieses Volkes, von den grausamen Taten, den Ungeheuerlichkeiten, den gequälten Leichen, die sie finden", sagte der Papst am Mittwoch bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz. Weiter appellierte er an die Gläubigen: "Vereinen wir uns mit diesem edlen und gepeinigten Volk." Krajewski hatte Anfang der Woche die Großstadt Charkiw und die von der russischen Besatzung befreite Stadt Isjum besucht. In einem Wald bei Isjum im Nordosten des Landes sah er laut ukrainischen Medienberichten, wie Ermittler Gräber ausschaufelten und Tote heraushoben. Nach Angaben ukrainischer Behörden wurden dort mehr als 400 Menschen begraben.
Manche sollen infolge von Bombardierungen der Stadt durch russische Truppen ums Leben gekommen sein, andere seien gefoltert und erschossen worden. Krajewski, Leiter der Vatikanbehörde für Nothilfe, besucht die Ukraine zum vierten Mal seit Kriegsbeginn. Diesmal reiste er unter anderem auch nach Kiew, Odessa und Saporischschja. Am Samstag waren der Kardinal sowie ein katholischer und ein evangelischer Bischof beim Ausladen von Hilfsgütern bei Saporischschja unter leichten Beschuss geraten. Sie hätten sich umgehend in Sicherheit gebracht und seien unverletzt geblieben, so Krajewski: "Zum ersten Mal in meinem Leben wusste ich nicht, wohin ich rennen sollte. Denn es reicht nicht, zu rennen. Man muss auch wissen, wohin man gehen soll."
Der Besuch dort sei schwierig gewesen und habe ihn sehr belastet; er habe weder Worte noch Tränen gefunden, sagte der Kardinal im Gespräch mit Vatican News. „Ich weiß es gibt Krieg und Krieg kennt keine Gnade, es gibt auch Tote. Aber es ist schwierig, so viele Tote auf einmal zu sehen, das zu verstehen und darüber zu sprechen." Das Gebet habe ihm in dieser Situation geholfen, so Krajewski.
Der Kardinal berichtete gegenüber "VatianNews", dass er und seine Begleiter bei einer Art "Zeremonie" waren, die Ukrainer hätten mehrere Leichen sehr behutsam aus den Massengräbern gehoben, um sie an einen anderen Ort zu bringen. Bei der gut dreistündigen Prozession habe große Stille geherrscht, obwohl mindestens 200 Leute da waren - meist junge Männer, viele Polizisten, Feuerwehrleute und Soldaten. Er habe ununterbrochen den Barmherzigkeits-Rosenkranz gebetet, so Krajewski. „Ich konnte nichts anderes tun. Es war eine Geste der Barmherzigkeit."
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