Die ständige Herausforderung, die die Eucharistie für unser Leben darstellt

25. September 2022 in Aktuelles


Wider die Religion des Habens und des Scheins. Wer Gott anbetet, wird nicht zum Sklaven von jemandem. Die Eucharistie: Prophezeiung einer neuen Welt


Rom (kath.net) Der 27. Nationale Eucharistische Kongress in Italien erwartet in diesem Jahr etwa 800 Delegierte aus 166 italienischen Diözesen. Darüber hinaus reisten etwa 80 Bischöfe nach Matera in der süditalienischen Region Basilikata, wie die Italienische Bischofskonferenz  mitteilte. Das Treffen begann am Donnerstagnachmittag und endete am Sonntag mit dem Besuch von Papst Franziskus, einer Messfeier sowie dem päpstlichen Mittagsgebet. T

Thema des Kongresses war „Kehren wir zum Geschmack des Brotes zurück - Für eine eucharistische und synodale Kirche“.

„Der Herr versammelt uns um seinen Tisch, indem er zum Brot für uns wird“, so der Papst in seiner Predigt: „Es ist das Brot des Festes auf dem Tisch der Kinder, [...] es schafft Teilhabe, es stärkt die Bande, es schmeckt nach Gemeinschaft“ (Hymne 27. Nationaler Eucharistischer Kongress, Matera 2022). Doch das Evangelium vom Tag (Lk 16,19–31), sage uns, dass das Brot nicht immer auf dem Tisch der Welt geteilt werde: „es verströmt nicht immer den Duft der Gemeinschaft; es wird nicht immer in Gerechtigkeit gebrochen“.

Es tue gut, vor der dramatischen Szene innezuhalten, die Jesus in diesem Gleichnis beschreibt“: „auf der einen Seite ein reicher Mann, der in Purpur und Byssus gekleidet ist, seinen Reichtum zur Schau stellt und üppig schlemmt; auf der anderen Seite ein armer Mann, der mit Wunden bedeckt vor der Tür liegt und darauf hofft, dass ein paar Krümel von diesem Tisch fallen, um sich zu ernähren“.Angesichts dieses Widerspruchs fragten wir uns: „wozu lädt uns das Sakrament der Eucharistie, Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens, ein?“

Zunächst einmal erinnere uns die Eucharistie an den Primat Gottes. Der reiche Mann im Gleichnis sei nicht offen für eine Beziehung zu Gott.  Er denke nur an sein eigenes Wohlergehen, an die Befriedigung seiner Bedürfnisse, an den Genuss des Lebens.

Selbstzufrieden, trunken vom Geld, betäubt vom Jahrmarkt der Eitelkeiten, gebe es in seinem Leben keinen Platz für Gott, weil er nur sich selbst anbete. Es sei kein Zufall, dass wir seinen Namen nicht aussprächen.  „Wie traurig ist diese Realität auch heute noch, so Franziskus, „wenn wir das, was wir sind, mit dem verwechseln, was wir haben, wenn wir Menschen nach ihrem Reichtum, ihren Titeln, ihren Rollen oder ihrer Kleidung beurteilen. Es ist die Religion des Habens und des Scheins, die oft die Szene dieser Welt beherrscht, uns aber am Ende mit leeren Händen zurücklässt“.

Dieser reiche Mann des Evangeliums habe nicht einmal einen Namen. Er sei nicht mehr irgendjemand. Im Gegenteil: „der arme Mann hat einen Namen, Lazarus, was ‚Gott hilft’ bedeutet. Trotz seiner Armut und Ausgrenzung kann er seine Würde bewahren, weil er in einer Beziehung zu Gott lebt. Schon in seinem Namen steckt etwas von Gott, und Gott ist die unerschütterliche Hoffnung seines Lebens“.

Hier liege also die ständige Herausforderung, die die Eucharistie für unser Leben darstelle: „Gott anzubeten und nicht sich selbst. Ihn in den Mittelpunkt zu stellen und nicht die Eitelkeit des Selbst. Uns daran zu erinnern, dass nur der Herr Gott ist und alles andere ein Geschenk seiner Liebe ist“. Denn wenn wir uns selbst verehrten, „sterben wir in der Erstickung unseres kleinen Selbst. Wenn wir die Reichtümer dieser Welt verehren, ergreifen sie von uns Besitz und machen uns zu Sklaven; wenn wir den Gott des Scheins verehren und uns an der Verschwendung berauschen, wird uns früher oder später das Leben selbst die Rechnung stellen“.

Wenn wir stattdessen den in der Eucharistie gegenwärtigen Herrn Jesus anbeteten, „erhalten wir auch einen neuen Blick auf unser Leben: Ich bin nicht die Dinge, die ich besitze, und die Erfolge, die mir gelingen. Der Wert meines Lebens hängt nicht davon ab, wie viel ich vorzeigen kann, und er wird auch nicht geringer, wenn ich versage und scheitere. Ich bin ein geliebtes Kind; ich bin von Gott gesegnet; er hat mich mit Schönheit bekleidet und will mich von allen Fesseln befreien. Lasst uns daran denken: wer Gott anbetet, wird nicht zum Sklaven von jemandem. Entdecken wir das Gebet der Anbetung wieder: es befreit uns und gibt uns unsere Würde als Kinder zurück“.

Neben dem Primat Gottes rufe uns die Eucharistie auch zur Liebe zu unseren Brüdern und Schwestern auf. Dieses Brot „ist das Sakrament der Liebe schlechthin. Es ist Christus, der sich für uns aufopfert und bricht und uns auffordert, dasselbe zu tun, damit unser Leben zu gemahlenem Weizen und zu Brot wird, das unsere Brüder und Schwestern nährt“. Der reiche Mann des Evangeliums versage bei dieser Aufgabe. Erst am Ende seines Lebens, als der Herr sein Schicksal wende, werde er schließlich auf Lazarus aufmerksam, aber Abraham sage ihm: „Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, sodass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte“ (Lk 16,26). Es sei der reiche Mann geweseb, der während seines irdischen Lebens einen Abgrund zwischen sich und Lazarus gegraben habe. Unsere ewige Zukunft „hängt von diesem gegenwärtigen Leben ab: wenn wir jetzt mit unseren Brüdern einen Abgrund graben, ‚schaufeln wir unser eigenes Grab’ für später; wenn wir jetzt Mauern gegen unsere Brüder errichten, bleiben wir auch später in Einsamkeit und Tod gefangen“.

Es sei schmerzlich zu sehen, „dass dieses Gleichnis immer noch die Geschichte unserer Tage ist: die Ungerechtigkeiten, die Ungleichheiten, die ungerechte Verteilung der Ressourcen der Erde, der Machtmissbrauch der Mächtigen gegenüber den Schwachen, die Gleichgültigkeit gegenüber dem Schrei der Armen, der Abgrund, den wir jeden Tag graben und der Ausgrenzung hervorbringt, können uns nicht gleichgültig lassen. Und so wollen wir heute gemeinsam erkennen, dass die Eucharistie die Prophezeiung einer neuen Welt ist, dass es die Gegenwart Jesu ist, die uns auffordert, uns zu engagieren, damit eine wirksame Umkehr stattfinden kann: von der Gleichgültigkeit zum Mitgefühl, von der Verschwendung zum Teilen, vom Egoismus zur Liebe, vom Individualismus zur Brüderlichkeit“.

Wir träumten von einer solchen Kirche: einer eucharistischen Kirche. Aus Frauen und Männern, „die sich selbst als Brot für all jene brechen, die Einsamkeit und Armut ertragen müssen, für jene, die nach Zärtlichkeit und Mitgefühl hungern, für jene, deren Leben zerbröckelt, weil der gute Sauerteig der Hoffnung gefehlt hat“. Eine Kirche, die vor der Eucharistie niederknie und den Herrn, der im Brot gegenwärtig sei, ehrfürchtig anbete: „die es aber auch versteht, sich vor den Wunden der Leidenden voller Mitgefühl zu beugen, die Armen aufzurichten, die Tränen der Leidenden abzuwischen und sich selbst zum Brot der Hoffnung und der Freude für alle zu machen“. Denn es gebe keine wahre eucharistische Anbetung ohne Mitgefühl für die vielen „Lazarus“", die auch heute noch neben uns gehen.

Von dieser Stadt Matera, der „Stadt des Brotes“, „möchte ich euch sagen: kehren wir zu Jesus zurück, kehren wir zur Eucharistie zurück. Kehren wir zum Geschmack des Brotes zurück, denn während wir nach Liebe und Hoffnung hungern oder durch die Mühen und Leiden des Lebens gebrochen sind, wird Jesus zur Speise, die uns nährt und heilt. Kehren wir zum Geschmack des Brotes zurück, denn während in der Welt weiterhin Ungerechtigkeit und Diskriminierung gegen die Armen herrschen, schenkt uns Jesus das Brot des Teilens und sendet uns täglich als Apostel der Brüderlichkeit, der Gerechtigkeit und des Friedens aus. Kehren wir zum Geschmack des Brotes zurück, um eine eucharistische Kirche zu sein, die Jesus in den Mittelpunkt stellt und zum Brot der Zärtlichkeit und Barmherzigkeit für alle wird. Kehren wir zum Geschmack des Brotes zurück, um uns daran zu erinnern, dass die Eucharistie, während unsere irdische Existenz verzehrt wird, die Verheißung der Auferstehung vorwegnimmt und uns zu dem neuen Leben führt, das den Tod besiegt“.

Und wenn die Hoffnung schwinde und wir in uns die Einsamkeit des Herzens, die innere Müdigkeit, die Qual der Sünde, die Angst vor dem Scheitern spürten: „kehren wir wieder zum Geschmack des Brotes zurück. Kehren wir zu Jesus zurück, beten wir Jesus an, nehmen wir Jesus auf. Denn er besiegt den Tod und erneuert immer wieder unser Leben“.

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Das Programm des Tages:

7.00      Abflug vom Heliport im Vatikan

8.30      Landung auf dem Campus der Leichtathletik-Schule "Raffaele Duni" in Matara (in privater Form)

       Weiterfahrt zum Gemeinde-Stadion

8.45      Gemeinde-Stadion XXI Settembre:

Der Papst wird empfangen von:

- Kard. Matteo Maria Zuppi, Erzbischof von Bologna, Präsident der italienischen Bischofskonferenz;

- Antonio Giuseppe Caiazzo, Erzbischof von Matera-Irsina;

- Vito Bardi, Präsident der Region Basilikata;

- Sante Capponi, Präfekt von Matera;

- Domenico Bennardi, Bischof von Matera;

- Piero Marrese, Präsident der Provinz Matera

9.00     

Im Stadion: Eucharistische Konzelebration:

* Predigt von Papst Franziskus

* Angelus

- Dankesworte von Kard. Matteo Maria Zuppi, Erzbischof von Bologna und Präsident der italienischen Bischofskonferenz

Der Papst überreicht Erzbischof Antonio Giuseppe Caiazzo einen Kelch für die Diözese Matera.

11.00     

Nach der Messfeier verabschiedet sich Franziskus von den Behördenvertretern, die ihn bei seiner Ankunft empfangen hatten

Weiterfahrt zum Campus der Leichtathletikschule

11.15     

Abflug aus Matera

12.45      Landung auf dem Heliport im Vatikan

 


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