Luzern: Schweizer Bürger lehnen finanzielle Beteiligung an Schweizergarde-Kaserne ab

27. September 2022 in Schweiz


Die Volksabstimmung war von linken Parteien und der Freidenker-Vereinigung initiiert worden. Diese sieht sich im Aufwind und will nun auch Zuschüsse von anderen Kantonen überprüfen lassen.


Luzern (kath.net/mk) Es sei „ein klares Signal“, dass Staat und Kirche stärker getrennt werden müssten. So jubelt die Schweizer Freidenker-Vereinigung über das Ergebnis einer Volksabstimmung vergangenen Sonntag im Kanton Luzern, der (ehemaligen?) Hochburg der katholischen Kirche in der Schweiz. Bei der Abstimmung lehnten 71,5 % einen kantonalen Beitrag zum Neubau der Schweizergarde-Kaserne im Vatikan ab, wie die Luzerner Zeitung berichtet. In keiner einzigen der 80 Gemeinden gab es eine Mehrheit für die finanzielle Beteiligung. Angestoßen wurde die Abstimmung durch die Freidenker-Vereinigung, die gemeinsam mit mehreren linksgerichteten Parteien das Referendum initiierte, nachdem die bürgerliche Parlamentsmehrheit den Beitrag von 400.000 CHF (ca. 1 CHF pro Einwohner) bereits genehmigt hatte.

Die Regierung hatte die Beteiligung mit der engen Verbindung des Kantons mit der Schweizergarde begründet, zumal viele Gardisten und Kommandanten aus der traditionell katholischen Innerschweiz stammten. Nun ist die Enttäuschung beim Ja-Komitee besonders über die Deutlichkeit der Absage auch am Land groß. Eine Kantonsrätin analysiert: „Es ist uns nicht gelungen, aufzuzeigen, dass es ein Beitrag für ein Infrastrukturprojekt ist und nicht ein Beitrag für den Vatikan.“ Damit spielt sie auf Gespräche mit der Bevölkerung an, die schon im Vorfeld gezeigt hatten, dass der finanzielle Beitrag mit negativen Empfindungen gegenüber Vatikan und  katholischem Glauben in Verbindung gebracht wurde.

Die Freidenker wiederum sehen sich im Aufwind und wollen nun auch die Finanzzuschüsse anderer Kantone überprüfen lassen. Denn insgesamt haben bereits 17 Ländervertretungen einen Beitrag an die Kaserne genehmigt – jeweils ohne Abstimmung. Unklar ist, ob diese Aufrollung Folgen für den 55-Millionen-Neubau haben könnte, der 2026 im Vatikan starten soll. Das Projekt der Renovierung  umfasst drei Kasernengebäude aus dem 19. Jahrhundert, wie Vatican News berichtet. Die Gebäude sind schlecht isoliert und haben Feuchtigkeitsprobleme. Darüber hinaus gibt es auch ein Platzproblem durch die personelle Aufstockung der Garde in den vergangenen Jahren. In den neuen Gebäuden soll auch Platz für die Familien der Schweizergardisten geschaffen werden. Hauptaufgabe der Garde ist es, über die Sicherheit der Person und der Residenz des katholischen Kirchenoberhaupts zu wachen. Zudem begleiten Gardisten den Papst auf Reisen, kontrollieren die Eingänge zum Vatikanstaat und nehmen Ordnungs- und Ehrendienste wahr.


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