12. Oktober 2022 in Weltkirche
Scharfe Kritik von Kardinal Müller an der Synode über die Synodalität. Diese habe nicht die Autorität, die Offenbarung Gottes zu ändern, betonte er.
Rom (kath.net/LifeSiteNews/jg)
Kardinal Gerhard Müller, der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, hat in einem Interview mit Raymond Arroyo von EWTN die Vorbereitung der Synode über die Synodalität kritisiert und vor einer möglichen „feindlichen Übernahme“ der Kirche gewarnt.
In einem Interview für die Sendung „The World Over“ verurteilte Müller heterodoxe Ideen, die von der Leitung der Bischofssynode und in Berichten geäußert würden. Vieles sei „Selbstoffenbarung“ der Menschen, habe aber nichts mit der geoffenbarten Wahrheit Gottes zu tun, sagte der Kardinal. Dahinter stehe die Auffassung, die Lehre der Kirche sei wie das Programm einer politischen Partei, welches sich nach den Wünschen der Wähler ändern könne.
Die Synode über die Synodalität hat 2021 begonnen. Der Prozess beinhaltet die Sammlung von Meinungen der Laien in allen Diözesen der Welt vor der Bischofssynode im Oktober. Papst Franziskus hat von einer „anderen Kirche“ gesprochen, die nach der Synode entstehen soll.
Aus der Leitung der Synode gibt es Andeutungen, dass die Synode eine Änderung der Lehre und der Führung der Kirche zur Folge haben könnte. Kardinal Jean-Claude Hollerich, der Generalrelator der Synode, hat zu Beginn dieses Jahres behauptet, die Lehre der Kirche über die Sündhaftigkeit der Homosexualität sei falsch. Berichte an die Synode aus westlichen Ländern haben eine Änderung der Lehre in verschiedenen Bereichen, darunter Homosexualität und Frauenordination, vorgeschlagen.
Arroyo fragte Kardinal Müller ob die Synode über die Synodalität ein Versuch sei, die Kirche zu zerstören. „Ja, wenn sie Erfolg haben, aber das wird das Ende der katholischen Kirche sein“, antwortete Müller wörtlich. Er verglich den synodalen Prozess mit dem Arianismus und der marxistischen Form der Erschaffung von Wahrheit. Arius ging von seiner Vorstellung dessen aus, was Gott tun kann und was nicht. Der menschliche Intellekt wolle entscheiden, was wahr und falsch ist, sagte Müller.
Die Leiter der Synode würden von einer anderen Kirche träumen, die aber nichts mehr mit dem katholischen Glauben zu tun habe. Sie wollten die Kirche nicht nur in eine andere Richtung drängen, sondern sie zerstören. Niemand könne die offenbarte Lehre der Kirche verändern oder ersetzen, aber manche hätten diese „seltsamen Ideen“, wie zum Beispiel, dass die Lehre nur eine Theorie einiger Theologen sei.
Diese Auffassung sei falsch. Die Lehre der Apostel sei eine Reflexion und Manifestation der Offenbarung des Wortes Gottes. Wörtlich sagte er: „Wir müssen auf das Wort Gottes hören, aber in der Autorität der Bibel, der apostolischen Überlieferung und des Lehramtes und aller Konzilien, die festgestellt haben, dass es nicht möglich ist, die Offenbarung zu ersetzen, die ein für alle Male in Jesus Christus gegeben ist.“
Die Synode über die Synodalität sei ein Versuch, ein inoffizielles „Drittes Vatikanisches Konzil“ durchzuführen. Er sei erstaunt, dass dies unter der Autorität und im Kontext des Vatikan geschehen könne, sagte Kardinal Müller. So entstehe der falsche Eindruck, dies geschehe mit Wirkung des Heiligen Geistes. Die Vorgänge hätten aber nichts mit dem Heiligen Geist zu tun, sondern seien der Versuch, den katholischen Glauben und die katholische Kirche auszuhöhlen, warnte er.
Wenig Gutes konnte Kardinal Müller über Kardinal Mario Grech, den Generalsekretär der Bischofssynode sagen. Er ist für die Zusammenfassung der Berichte verantwortlich, die im Vorfeld der Synode aus aller Welt im Vatikan einlangen.
Grech hat erst vor kurzem angedeutet, dass die Bischofssynode radikale Änderungen in der kirchlichen Lehre über Ehe und Sexualität bringen könnte. „Komplizierte Themen“ wie die Kommunion für zivilrechtlich wiederverheiratete Geschiedene und die „Segnung“ homosexueller Beziehungen seien nicht einfach in den Begriffen der Lehre zu verstehen. Könnten die Kirche nicht auf die „spirituellen Erfahrungen“ dieser Personen hören, fragte Grech.
Kardinal Müller verurteilte Grechs Thesen. Diese würden der Lehre der Kirche widersprechen. Hier sei die Hermeneutik des alten kulturellen Protestantismus und des Modernismus im Spiel, die besage, dass die individuelle Erfahrung auf der gleichen Ebene wie die objektive Offenbarung Gottes anzusiedeln sei. Das sei ein klarer Widerspruch zur katholischen Lehre. Die Offenbarung sei in Jesus Christus abgeschlossen. „Wir müssen Jesus folgen und nicht unsere subjektiven Wünsche erfüllen“, sagte Kardinal Müller.
„Wie ist es möglich, dass Kardinal Grech intelligenter ist als Jesus Christus?“, fragte Kardinal Müller und fragte, woher Grech die Autorität nehme, das Wort Gottes zu relativieren. Die Kirche könne die Offenbarung Gottes nicht ändern, betonte er.
© Foto Kardinal Müller: Michael Hesemann
© 2022 www.kath.net