Berlin: 4000 Gläubige tragen Fatima-Madonna durch das Brandenburger Tor!

14. Oktober 2022 in Spirituelles


„Deutschland dankt Maria und betet für den Frieden“


Berlin (kath.net) So etwas hat die deutsche Bundeshauptstadt in ihrer bewegten Geschichte noch nicht erlebt: Am Mittwochabend, dem Vorabend des 105. Jahrestages des Sonnenwunders von Fatima, zogen etwa 4000 gläubige Katholiken aus ganz Deutschland in einer feierlichen Prozession singend und betend zum nationalen Wahrzeichen, dem Brandenburger Tor. Dort lauschten sie der Rede, die der hl. Johannes Paul II. bei seinem Deutschlandbesuch 1996 an eben dieser Stelle hielt, vorgetragen durch den bekannten Publizisten Martin Lohmann. „Der Mensch ist zur Freiheit berufen – und in Christus findet er diese Freiheit“, lautete der zentrale Satz dieses epochalen Manifestes für ein christliches Europa. Für ihn war das Brandenburger Tor das stärkste Symbol für die Freiheit der Menschen in einem vereinten, nicht mehr getrennten Europa.

Dann trugen Ministranten und Priester die „Deutsche National-Madonna“, eine von Papst Paul VI. 1967 dem deutschen Volk gestiftete Pilgerstatue, auf dem Weg durch das Tor, den damals auch der polnische Papst und Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl gegangen waren. Denn auch Johannes Paul II. war überzeugt, dass der Fall der Mauer von 1989 und die ein Jahr später erfolgte Wiedervereinigung Deutschlands, zeitgleich mit dem Fall der kommunistischen Diktaturen in ganz Osteuropa, ein Wunder war, gewirkt von eben jener Gottesmutter, die 1917 drei Seherkinder im portugiesischen Fatima erschien. Es war das Jahr der Oktoberrevolution und damals sagte sie den Kindern: „Russland wird auf der ganzen Welt seine Irrtümer verbreiten. Erst wenn der Papst es mir weiht, wird es sich bekehren und der Welt eine Zeit des Friedens geschenkt werden.“ Als Johannes Paul am 13. Mai 1981, dem 64. Jahrestag der ersten Erscheinung von Fatima, das Attentat überlebte, sah er darin ein Zeichen des Himmels, dass er den Wunsch der Madonna erfüllen sollte. Er nahm die Weihe am 25. März 1984 vor – und tatsächlich kam ein Jahr später Michail Gorbatschow an die Macht, leitete die Perestroika ein und beendete 1988 die Verfolgung der Kirche in der Sowjetunion. Ein Jahr später fiel die Mauer, 1991 schließlich kollabierte auch die UdSSR. Es folgten drei Jahrzehnte Frieden, bis zum russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022.

„Wir haben das Geschenk des Friedens als eine Selbstverständlichkeit empfunden. Statt der Gottesmutter zu danken, lebten wir, als ob es Gott nicht gäbe. Kein Wunder also, wenn die Friedenszeit nach 33 Jahren endete“, erklärte der deutsche Historiker und Autor Michael Hesemann („Das letzte Geheimnis von Fatima“), der Initiator der Berliner Fatima-Prozession. Im Fatima-Jubiläumsjahr 2017, das von der Kirche in Deutschland weitgehend ignoriert wurde, kam ihm die Idee: „Wenn schon Deutschland nicht nach Fatima pilgert, müssen wir halt Fatima nach Deutschland holen. Mitten ins Herz, in das ‚gottlose Berlin‘, zu dem Tor, das die Gottesmutter geöffnet hat!“

Als er auf einem Vortrag in Krefeld über diese Vision sprach, fand er Mitstreiter. Der Fatima-Aktivist Bruno Lück gründete den Verein „Deutschland dankt Maria“, der das Berliner Groß-Event organisierte, zusammen mit der Altöttinger Initiative „Deutschland betet Rosenkranz“ von Manfred Benkert, die seit einem Jahr an jedem Mittwoch an 800 Orten im ganzen Land Gebetstreffen mit bis zu 20.000 Gläubigen veranstaltet. So fanden auch am 12. Oktober zeitgleich mit der Berliner Prozession in ganz Deutschland Rosenkranzgebete und Lichterprozessionen statt, in denen nicht nur der Gottesmutter gedankt, sondern auch für den Frieden in der Ukraine und in ganz Europa gebetet wurde. Nach Berlin wiederum waren Delegationen vieler deutscher Marienheiligtümer und Gebetsstätten gekommen, die mit ihren Prozessionsfahnen und Gnadenbildern der Fatima-Madonna folgten – Altötting und Kevelaer, Heroldsbach und Sievernich, Marienfried und Wigratzbad, Etzelsbach und Heede waren vertreten.

Prominentester Unterstützer der Aktion aber war von Anfang an der Vertreter des Papstes in Deutschland, der Apostolische Nuntius Nikola Eterovic. Er erklärte sich sofort bereit, für die Teilnehmer der Prozession ein Pontifikalamt zu zelebrieren. Zudem sprach er die Weiheformel, mit der Papst Franziskus angesichts des Ukraine-Krieges am 25. März 2022 Russland und die Ukraine dem Unbefleckten Herzen Mariens anvertraute. Ein Ort dafür war schnell gefunden: Unmittelbar dort, wo einst die Mauer verlief, steht die Kirche St. Clemens, in der indische Vinzentiner-Patres seit Jahren ein Zentrum der Neuevangelisierung mit ewiger Anbetung betreiben. Hier fand die Initiative sofort Anklang und Aufnahme.

Von dort aus zog die Prozession durch das abendliche Berlin, die Stresemannstraße entlang und vorbei am Holocaust-Mahnmal (wo der 6 Millionen ermordeten Juden gedacht wurde) zum Brandenburger Tor, wo sie die Ost-West-Achse der Hauptstadt, die „Straße des 17. Juni“ erreichte, benannt nach dem blutig niedergeschlagenen Aufstand gegen die sowjetischen Besatzer 1953 in Ostberlin.

Ihre nächste Station war das sowjetische Ehrenmal, wo die Weihe Russlands und der Welt an das Unbefleckte Herz Mariens gesprochen wurde, die Papst Pius XII. am 31. Oktober 1942 vollzog. Damals, vor genau 80 Jahren, erschienen Hitlers Truppen unbesiegbar und überfielen ein Land nach dem anderen. Doch dann, nur acht Tage nach der Weihe, erlitt der braune Diktator in el-Alamein seine erste Niederlage, gefolgt von der Katastrophe von Stalingrad – es war der große Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg. Hat die Gottesmutter von Fatima damals die Nazis besiegt und Deutschland von Hitler befreit? Der Papst war fest davon überzeugt.

Mit dem Weihegebet Johannes Pauls II. von 1984, das nach seiner Ansicht zum Ende des Kalten Krieges führte, endete die Prozession vor dem „Friedensengel“, wie die Berliner Siegessäule im Volksmund genannt wird.

„Die Botschaft von Fatima lehrt, dass der Mensch Mitgestalter seiner Zukunft ist. Gottvergessenheit führt zu Krisen, Kriegen und Katastrophen, Gebet und Umkehr zum Frieden“, ist Hesemann überzeugt und zitiert auch hier den polnischen Papst. „Es war an der Zeit, ein Zeichen der Umkehr zu setzen und den Frieden, der jetzt plötzlich so bedroht erscheint, zu er-beten.“

Der große Erfolg der Aktion und die vielen positiven Reaktionen ermutigen die Veranstalter von „Deutschland dankt Maria“, an die Zukunft zu denken. Jetzt wird geprüft, ob man die Berliner Fatima-Prozession nicht jedes Jahr im Oktober wiederholen soll.  

kath.net dokumentiert die Ansprache Michael Hesemanns zu Beginn der Berliner Fatima-Prozession:

Herzlich willkommen in Berlin, liebe Pilgerinnen und Pilger,
wohin sie gekommen sind, um der Gottesmutter zu danken und für den Frieden zu beten, aber auch liebe Mitbeter, die heute abend an 800 Orten in Deutschland versammelt sind, um den Rosenkranz zu beten und die Gottesmutter zu ehren, liebe Pilger im Heiligtum von Fatima, die heute im Gebet mit uns vereint sind, und natürlich liebe Zuschauer und Mitbeter auf KTV und EWTN.

Morgen vor 105 Jahren bestätigte das Sonnenwunder von Fatima das laut Papst Pius XII. „wirkmächtigste Eingreifen Gottes in die Geschichte seit den Tagen der Apostel“, die Erscheinungen der Gottesmutter von Fatima. Sie sagte ein halbes Jahr vor der Oktoberrevolution den Aufstieg des Kommunismus und den Zweiten Weltkrieg voraus, aber sie lehrte auch, dass prophezeite Ereignisse nicht unaufhaltbar sind. Wenn der Papst ihr gemeinsam mit allen Bischöfen Russland weiht, so versprach sie, würde es sich bekehren und der Welt eine Zeit des Friedens geschenkt werden.

Leider dauerte es, bevor ihre Bitte erhört wurde. Doch als es so weit war, geschahen die Wunder. Eine erste Weihe 1942, vor genau 80 Jahren, durch Pius XII. führte zur Wende im 2. Weltkrieg und dem Ende der Christenverfolgung durch Stalin. Innerhalb einer Woche erlitt Hitler seine erste Niederlage, danach kam Stalingrad. Doch erst Johannes Paul II. entschied sich, die Weihe am 25. März 1984 genauso durchzuführen, wie Maria es gewünscht hatte: Innerhalb eines Jahres kam Gorbatschow an die Macht und begann mit der Perestroika, nach fünf Jahren fiel die Mauer, die Europa, Deutschland und Berlin teilte, innerhalb von sieben Jahren bekehrte sich Russland, kollabierte die Sowjetunion. Der heilige Papst aus Polen war überzeugt, dass nur ein Wunder den Kalten Krieg gewaltlos enden und Osteuropa von dem Joch einer atheistischen Ideologie befreit haben konnte, ein Wunder der Gottesmutter von Fatima. Und in der Tat wurde uns Deutschen durch diese Wunder nicht nur die Einheit geschenkt, sondern auch 33 Jahre des Friedens und Wohlstands. Doch haben wir der Gottesmutter für dieses Wunder gedankt? In Fatima steht ein Fragment der Berliner Mauer, das daran erinnert, aber das haben nicht Deutschlands Katholiken dort aufgestellt, sondern portugiesische Gastarbeiter. Wir dagegen nahmen es nicht zur Kenntnis und lebten zunehmend, als ob es Gott nicht gäbe. Nun aber wundern wir uns, dass die Zeit des Friedens zu enden droht, dass ein neuer Krieg in unserer Nähe aufflammt und uns alle in Mitleidenschaft zieht.

Wir haben uns hier in Berlin versammelt, um nachzuholen, was schon längst hätte geschehen sollen – um Maria für die Wiedervereinigung unserer Heimat und den Frieden zu danken, aber auch, um sie nun, in der Stunde der Gefahr, um ein Ende des Krieges in der Ukraine und den Frieden in Europa zu bitten. Wo könnte das besser geschehen als hier in Berlin, wo die Mauer die Hauptstadt unseres Landes teilte und dann doch das Tor geöffnet wurde, das so lange verschlossen war?

Wir werden die Gottesmutter von Fatima, dieses Gnadenbild von ihr, das der hl. Paul VI. dem deutschen Volk anvertraute, durch dieses Tor tragen auf dem Weg, den ihr Diener, Johannes Paul II., bereits 1996 mit Helmut Kohl voranging. Vor 90 Jahren zogen die Diener Satans mit Fackeln durch dieses Tor und markierten den Etappensieg des Bösen, der uns den Krieg und Holocaust brachte. Heute sind es die Diener Gottes mit der Mutter der Kirche, um für Frieden und Versöhnung der Völker zu danken und zu beten. Wir planen, dort, wo die Mauer verlief, der Gottesmutter von Fatima eine kleine Kapelle, einen Bildstock, zu widmen, wofür wir Sie schon heute um großzügige Spenden bitten, aber auch für die Durchführung der heutigen Prozession. Auch in der heutigen Kollekte, die ich Ihnen von ganzem Herzen anempfehle, sammeln wir dafür. Die Kollekte findet nach der heiligen Kommunion statt. Möge Gott es Ihnen reich vergelten!

Unser Dank geht an alle, die uns in dieser Initiative unterstützt haben, darunter auch eine Reihe von Bischöfen und Kardinälen, die heute im Gebet mit uns vereint sind und uns ihre Segensgrüße senden. Aus Fatima, vom Heiligtum der Gottesmutter, erreichte uns diese Grußbotschaft des Rektors:
„Mit großer Freude schließt sich das Heiligtum von Fatima der Prozession zu Ehren Unserer Lieben Frau von Fatima an, die in Berlin stattfinden und unter anderem durch das Brandenburger Tor gehen wird. Das Heiligtum von Fatima ist tatsächlich in besonderer Weise mit der Stadt Berlin verbunden. Hier wird ein Fragment der Berliner Mauer bewahrt, das an die Fürsprache der Jungfrau von Fatima für Frieden und Eintracht unter den Völkern erinnert.

Aus spiritueller Sicht können wir im Fall der Berliner Mauer auch den in Fatima versprochenen Triumph des Unbefleckten Herzens Mariens feststellen, der sich im Laufe der Zeit offenbart. Wie Papst Johannes Paul II. bekräftigte, spielte Unsere Liebe Frau von Fatima eine besondere Rolle beim Sieg des Friedens und bei der Hinführung so vieler Nationen zur Freiheit. An das erinnert uns dieses Mauerstück bis heute. Deshalb beten wir in Fatima in Treue zu den Bitten der Mutter Jesu ständig um Frieden, Eintracht und Dialog, damit der Friede Christi auch in unseren Tagen Wirklichkeit werde.

Wir überbringen Ihre Gebetsintentionen vor das Bild Unserer Lieben Frau von Fatima und bitten sie, eine Zuflucht für alle und ein Weg zu Gott zu sein.

Wir danken vor allem aber Seiner Exzellenz, dem Apostolischen Nuntius, dem Vertreter unseres Heiligen Vaters Franziskus, dass er dieses Pontifikalamt mit uns feiert, denn die heilige Eucharistie ist das zentrale Mysterium unseres Glaubens, die Gegenwart Christi in unserer Mitte. Ganz besonders aber danken wir ihm, dass er die Weihe Russlands und der Ukraine, aber auch Deutschlands und Europas an das Unbefleckte Herz Mariens, wie sie der Heilige Vater am 25. März dieses Jahres in Rom vollzog, für uns wiederholen wird. Sie steht jetzt am Anfang, nicht, wie ursprünglich geplant, am Ende unserer Prozession, weil uns dringende Verpflichtungen Seiner Exzellenz zu dieser Programmänderung zwangen. Wir werden stattdessen die Weihe von Johannes Paul II. am „Friedensengel“, der Siegessäule, beten. Ganz herzlichen Dank, Erzbischof Eterovic, dass Sie trotz dieser Verpflichtungen heute zu uns gekommen sind. Wir möchten uns bedanken mit meinem neuen Buch, vor allem aber auch mit einer kleinen Ikone, die den heiligen Nikolaus zeigt, Ihren Namenspatron, wie er einen Schiffbrüchigen aus den Fluten vor dem Ertrinken rettet. Jede Parallele zum Synodalen Weg ist natürlich rein zufällig. Darum, noch einmal, Ihnen Dank und Gottes Segen!

Fotos (c) Michael Hesemann


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