Staatsanwaltschaft ermittelt nach Messerattacke aus "Glaubensgründen"

16. Oktober 2022 in Österreich


52-jähriger Iraker, der sich als Katholik bezeichnet, war im Juni von einem 19-jährigen Landsmann vor seinem Wohnhaus in Klagenfurt angegriffen worden.


Klagenfurt (kath.net/ KAP)

Die Kärntner Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit nach einem Messerattentat, bei dem Glaubensgründe den Ausschlag gegeben haben könnten. Bereits im Juni war in Klagenfurt ein aus dem Irak stammender, damals 52-jähriger Mann vor seinem Wohngebäude von einem Angreifer mit mehreren Messerstichen in den Schulterbereich verletzt worden. Der Tatverdächtige, ein 19-jähriger Iraker, konnte durch Videoaufnahmen einer Überwachungskamera ausgeforscht und Anfang Oktober in Wien festgenommen werden. Dass sich das Opfer auf Sozialen Medien als Katholik bezeichnete, könnte für die Tat eine zentrale Rolle gespielt haben, erklärte Staatsanwaltsschafts-Sprecher Markus Kitz am Freitag auf Kathpress-Anfrage.

Der Angriff aus diesem vermuteten Motiv bilde in Österreich eine "absolute Ausnahme", Fälle in dieser Heftigkeit seien bisher nicht untergekommen, betonte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Der Tatverdächtige - für den die Unschuldsvermutung gilt - war laut bisherigem Ermittlungsstand mit dem Opfer zuvor nicht bekannt. In der Wiener Wohnung des mutmaßlichen Täters seien mehrere Waffen sichergestellt worden, wobei das Landeskriminalamt Kärnten derzeit noch weiter zum genauen Motiv sowie zu etwaigen weiteren Mittätern oder Auftraggebern ermittle. Mit dem Messer habe er dem Opfer nur Angst machen wollen, eine Mordabsicht streitet der 19-Jährige ab.

Staatsanwaltschafts-Sprecher Kitz zufolge bezeichnete der Tatverdächtige seinen Angriff als Folge seines Ärgers darüber, dass sein zum Christentum konvertierter Landsmann auf diversen Sozialen Netzwerken Videos gepostet habe, in denen er offen über seinen Glauben gesprochen und sich dabei auch kritisch über Muslime und das irakische Regime geäußert habe. Das mittlerweile 53-jährige Opfer sei aus diesem Grund laut dessen Angaben schon vor seiner Flucht in seiner Heimat Gewalt und Verfolgung ausgesetzt gewesen. Die in arabischer Sprache erstellten Internet-Videos des Opfers würden von den Ermittlern derzeit geprüft, hieß es.

Noch keine Sicherheit gibt es in der Frage, ob es sich bei dem Opfer tatsächlich um einen ehemaligen Muslim handelt, der zum römisch-katholischen Glauben konvertiert ist. In der Diözese Gurk-Klagenfurt ist der gebürtige Iraker nicht bislang bekannt, auch nicht bei den Seelsorgern, die sich in Kärnten um Taufbewerber kümmern.

Vonseiten der Zuständigen in der Bischofskonferenz für das Thema Konversion und Asyl hieß es auf Kathpress-Anfrage, es habe in Österreich in den vergangenen Jahren nur etwa eine Handvoll schwerer Angriffe auf Konvertiten gegeben. Berichte von Mobbing und Drohungen gegen christliche Asylwerber und Konvertiten in Wohngemeinschaften und Massenquartieren gebe es hingegen immer wieder. Oft sei es allerdings schwierig zu beurteilen, ob nicht auch andere Faktoren wie etwa Ethnizität, Zugehörigkeit zu einer Minderheit, zwischenmenschliche Probleme oder der frustrierende Alltag von Asylwerbern mitspielten. Das Glaubensthema beziehungsweise die Konversion wirkten dabei mitunter auch konfliktverstärkend.

 

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