"Es reicht nicht einfach zu glauben, dass es Wunder gibt!"

28. Oktober 2022 in Kommentar


„Christentum ist Feuer. Es ist nicht eine langweilige Angelegenheit, ein frommer Wortschwall, mit dem wir uns an jeden Wagen anhängen können, um auch noch dabei zu sein - BeneDicta am Freitag - Von Linda Noé


Linz (kath.net)

Allerheiligen 2022 ist eine Gelegenheit darüber nachzudenken, was es bedeutet, nach 2 Tim 4,7 den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet und die Treue gehalten zu haben. Denn: „Die Heiligen brauchen unsere Ehren nicht. Unsere Frömmigkeit gibt ihnen nichts. … Ich gestehe, dass mich starkes Verlangen erfasst, wenn ich das bedenke“, predigte der Heilige Bernhard (Disc. 2; Opera Omnia Cisterc. 5,364ff). Das Fest soll also zu UNS sprechen und uns bewegen, in uns konkretes Verlangen bewirken. Die Heiligen erscheinen uns vielleicht manchmal weiter weg als sie sind, und unsere persönliche Heiligkeit noch mehr, und doch hat dieses Fest zutiefst mit unserem ganz konkreten Ruf als Christ zu tun. Es gibt das Sprichwort, dass es dumm ist, in einen Zug einzusteigen, von dem man nicht weiß, wohin er fährt, und das ist wohl wahr - und ebenso ist es mit unserem Leben. Das Fest Allerheiligen und ebenso Allerseelen erinnern uns an dieses Ziel, und daran, zu überprüfen, ob wir uns auf der richtigen Spur befinden.

Denn das ist ganz konkret nachprüfbar. „Je mehr wir also Jesus nachahmen und mit ihm verbunden bleiben, desto mehr treten wir ein in das Geheimnis der göttlichen Heiligkeit.“ (Papst Benedikt XVI. zu Allerheiligen 2006 im Petersdom). Uns muss es also darum gehen, als Jünger Jesu Ihn nachzuahmen und mit ihm verbunden zu bleiben. Zu glauben alleine reicht nicht. Unser Innerstes, unser Glaube, unser erneuertes Denken (vgl. Röm 12,2) ist Quelle unseres Sprechens und Handelns und muss Früchte tragen. In Jak 2,19-20 heißt es: „Du glaubst: Es gibt nur den einen Gott. Damit hast du Recht; das glauben auch die Dämonen und sie zittern. Willst du also einsehen, du unvernünftiger Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist?“ Ziemlich deutliche Worte. Auf meinem Weg als Christ ist mir diese Sehnsucht von Anfang an bewusst gewesen, denn gerade als jemand, der wie ich „von Außen“ im jungen Erwachsenenalter in die Kirche eingetreten ist, erwartet man sich persönliche Veränderung, Verwandlung, und auch zu erleben, dass die Christen wirklich anders sind als der Rest der Welt. In ihrem Verhalten, in ihren Überzeugungen, die doch über das Sichtbare hinaus in das Übernatürliche gehen, im täglichen Leben. Wozu sonst sollte man sich aufmachen?

Wegweisend war für mein Eintreten in die katholische Kirche auch ein Traum gewesen, in dem die Muttergottes meine Augen heilte und in dem mir zugesagt wurde, eines Tages wieder ganz klar sehen zu können. Von diesem Traum an waren meine serienweisen Alpträume über zerbrochene Kontaktlinsen und Kurzsichtigkeit weg, und meine Sehnsucht danach, Gott und die Menschen „klar zu sehen“, ist geblieben und gewachsen. Derzeit lese ich gerade ein sehr spannendes Buch von Damian Stayne, Gründer und Leiter der katholischen Gemeinschaft „Cor et Lumen Christi“. Es trägt den Titel „Herr, erneuere deine Wunder“ - ich verlinke es unten und möchte es hiermit allen kath.net-Lesern empfehlen. Damian Stayne selbst, der durch seinen Dienst und derer in seiner Gemeinschaft viele Zeichen, Heilungen und Wunder sieht, schreibt darin: „Ich glaube, dass die Kirche und ihre Sendung ohne Erneuerung der Charismen und im Besonderen der geistlichen Gaben nicht wirkungsvoll erneuert werden kann. Weder kann die Kirche den derzeitigen Exodus im Westen eindämmen, noch eine dürstende Welt mit einer bloß theoretischen oder formalisierten Religion erreichen. Sogar unsere praktischen Akte der Liebe, so zentral und wichtig sie sind, können einfach als menschliche Nächstenliebe abgetan werden, wenn sie nicht den Duft des Retters durch die Kraft des Heiligen Geistes in sich tragen.“

Das drückt auch meine persönliche Überzeugung aus, die über die Jahre sowohl auf meinem persönlichen Glaubensweg als auch in der Erfahrung des kirchlichen Lebens (auch durch kath.net) stärker geworden ist. Damian Stayne sagt weiter, hier in einem Interview mit „Goodnews“: „Es reicht nicht einfach zu glauben, dass es Wunder gibt, wir müssen glauben, dass Gott uns nutzen will und das ist nicht etwas, wozu wir uns seelisch selbst fit machen können, sondern ein Geschenk Gottes und ein Geschenk, das wir uns sehr und wahrhaftig wünschen müssen, und worum wir bitten müssen. Wir können ohne das Geschenk des Glaubens nicht richtig wirksam sein, oder große Heilungen sehen.“ Welche kühnen Hoffnungen und Bitten, die über das rein Menschliche hinaus gehen, haben wir an den Herrn, wir, die wir ihn vor der Welt bezeugen sollen - und welche sind im Alltag, auch des kirchlichen Erlebens, bereits erloschen? „Es gibt sehr viel Aktivität in der Kirche von heute. Es gibt einen Fleiß, der die Menschen bis an die Grenzen ihrer Kräfte, und oft darüber hinaus, beansprucht.“ „Denn sehr oft würde eine einzige Stunde des stillen Hineinhörens in Gottes Wort mehr wirken als ganze Tagungen mit Sitzungen und Diskussionen.“

Ja, der Mensch soll Feuer haben, er soll nicht in einem langweiligen Dasein dahinvegetieren, er ist dazu geschaffen, Gott ähnlich zu sein.“…. „Christentum ist Feuer. Es ist nicht eine langweilige Angelegenheit, ein frommer Wortschwall, mit dem wir uns an jeden Wagen anhängen können, um auch noch dabei zu sein. Christentum verlangt von uns die Leidenschaft des Glaubens, die zur Leidenschaft Jesu Christi steht und von ihr her die Welt erneuert,“ so Kardinal Ratzinger, München 1978. „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater.“ (Joh 14:12) Es gibt diese Menschen, die diese Worte angenommen haben und Jesus so nachfolgen, auch heute noch. Nicht weil sie sich selbst für gut oder besser halten, sondern aufgrund dessen, was Jesus für uns getan und erwirkt hat. Er hat sein Leben gegeben damit wir dieses Leben leben können. Es ist der Ruf an uns, die wir ihn kennen und an ihn glauben. Das Wort Jesu an uns ist wahr, daran besteht kein Zweifel, auch dann, wenn es sich bisher noch nicht mit unserer Erfahrung deckt. Streben müssen wir aber danach, wir müssen es wollen und erbitten, fest im Glauben stehen und auch dafür Risiken eingehen, denn Gott wirft uns nichts nach. Der Heilige Paulus ruft uns an diesem Fest Allerheiligen mit allen anderen uns Vorangegangenen aus dem Himmel zu: „Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt“ (Eph 1,18).

 

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