Bischof: Ukrainer bereit, für die Freiheit mit dem Leben zu zahlen

31. Oktober 2022 in Weltkirche


Ukrainisch-katholischer Bischof Bohdan Dyzurakh leitete Wiener Stadtwallfahrt der Redemptoristen - Keine Anzeichen für Friedensbereitschaft Russlands


Wien/Kiew  (kath.net/KAP) Trotz der dramatischen Lage bewahrt das ukrainische Volk Hoffnung und zeigt Mut und Entschlossenheit in der Verteidigung der eigenen Freiheit und einer würdigen Zukunft für die nächsten Generationen. Das betont der ukrainisch griechisch-katholische Bischof Bohdan Dyzurakh in einem auf der Website der Wiener Redemptoristen veröffentlichten Interview. "Die Ukrainerinnen und Ukrainer zeigen sich bereit, für Freiheit, Gerechtigkeit und Würde den höchsten Preis des eigenen Lebens zu zahlen", so der Bischof wörtlich.

Anzeichen für einen baldigen Frieden sieht er nicht. Bischof Dyzurakh, Exarch der Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien, leitete am 27. Oktober die traditionelle Stadtwallfahrt in der Marienkirche der Redemptoristen in Wien-Hernals. Er gehört selbst dem Redemptoristenorden an. Dyzurakh wurde am 28. Oktober zum Vorsitzenden der Kommission für soziale Seelsorge im Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) gewählt. In den von den russischen Besatzern befreiten Gebieten sei die Not besonders groß, so der Bischof.

Es fehle vor allem an Lebensmitteln, medizinischer Versorgung und Energie. "Wir stehen vor dem schwierigsten Winter nach dem Zweiten Weltkrieg, weil Russland ganz gezielt und systematisch zivile Infrastruktur zerstört, um das Funktionieren der ukrainischen Wirtschaft zu verhindern und die Menschen in den kommenden Monaten erfrieren zu lassen." Das Agieren Russlands zeige Kennzeichen eines Völkermordes, so der Bischof weiter. Putins Regime zeige derzeit nicht die geringsten Anzeichen, dass es seine Aggression beenden will.

Putin werde eher jedes Angebot zu Verhandlungen dazu nützen, seine bisherigen Eroberungen auf dem ukrainischen Territorium zu legitimieren und gleich danach eigene Armee und eigene Bevölkerung auf eine weitere Eskalation vorzubereiten, zeigte sich Dyzurakh überzeugt. Einen Vorwand werde der russische Staatschef leicht finden. Die "Naivität westlicher Politiker und ihre Versuche, den Diktator zu befrieden" würde die Ukraine derzeit unglaublich viel kosten, mahnte der Bischof. Vor Verhandlungen müsse man dem Aggressor unmissverständlich klarmachen, dass eine infrage gestellte internationalen Ordnung oder die Verletzung grundlegender Rechte der Völker nicht geduldet werden.

Dyzurakh dankte ausdrücklich für die große Hilfe aus Österreich, auch von den Redemptoristen in Wien, sowie die bewundernswerte Solidarität aus dem Westen. Er erinnerte an ein Wort von Papst Johannes Paul II. (1978-2005), welches auch heute noch Gültigkeit hat: "Jeder Krieg ist eine Niederlage der Menschheit". Und er fügte hinzu: "Wir beten für die Leidenden, die Betroffenen, aber auch für die Angreifer - um Gottes Erbarmen und Gottes Segen für uns alle." Der Bischof benannte im Interview zudem eine weitere große Herausforderung, die auf die Kirche zukommt: "Auf der menschlichen und persönlichen Ebene werden wir uns in den kommenden Monaten und Jahren mit der Überwindung der tiefen seelischen Traumata beschäftigen müssen."

Die Redemptoristen in Wien haben - zusammen mit der Marienpfarre und dem Klemens-Hofbauer-Komitee - seit Februar 2022 zahlreiche Spendenaktionen für die Redemptoristen in der Ukraine organisiert und auch Lebensmitteltransporte durchgeführt. Für zahlreiche ukrainische Flüchtlinge wurden in Wien Wohnungen organisiert. Die Hilfsaktion läuft weiter. (Infos: www.redemptoristen.at)

 

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