13. November 2022 in Chronik
Der ehemalige Erzbischof von Bordeaux hatte sich wegen "verwerflichen Verhaltens" gegenüber einer 14-Jährigen selbst bei der Französischen Bischofskonferenz angezeigt.
Vatikanstadt (kath.net/ KAP)
Der Vatikan plant offenbar im Missbrauchsfall des französischen Kardinals Jean-Pierre Ricard (78) eine eigene Untersuchung. Dies teilte das vatikanische Presseamt am Freitag laut übereinstimmenden Medienberichten mit. Der ehemalige Erzbischof von Bordeaux hatte sich Anfang der Woche wegen "verwerflichen Verhaltens" gegenüber einer 14-Jährigen selbst bei der Französischen Bischofskonferenz angezeigt.
Die Bischöfe hatten den Fall bei der Generalstaatsanwaltschaft und der zuständigen vatikanischen Glaubensbehörde angezeigt. Insgesamt würden oder wurden nach Angaben der Konferenz bereits elf pensionierte oder noch aktive französische Bischöfe von staatlichen oder kirchlichen Stellen untersucht.
In einer vom Vorsitzenden der Französischen Bischofskonferenz, Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort, verlesenen Erklärung teilte Kardinal Ricard mit: "Vor 35 Jahren habe ich mich als Pfarrer gegenüber einem 14-jährigen Mädchen verwerflich verhalten." Dies habe bei ihr "schwere und dauerhafte Folgen" hinterlassen. Er habe mit der Frau darüber gesprochen und "sie um Vergebung gebeten".
Ricard erklärte weiter, er habe sich entschlossen, nicht länger zu schweigen und sich der staatlichen und kirchlichen Justiz zu stellen. Zudem wolle er nun eine "Zeit in Rückzug und Gebet" verbringen.
Ricard ist einer von sechs französischen Kardinälen. Seit 2001 leitete er die Erzdiözese Bordeaux im Südwesten des Landes; zudem war er von 2001 bis 2007 Vorsitzender der Bischofskonferenz. 2019 nahm Papst Franziskus seinen altersbedingten Amtsverzicht als Erzbischof von Bordeaux an.
Das öffentliche Ansehen der Bischöfe in Frankreich hat durch Enthüllungen um sexuellen Missbrauch oder den Umgang damit stark gelitten. Erst vor einigen Wochen war bekannt geworden, dass der frühere Bischof von Creteil, Michel Santier, wegen Machtmissbrauch zu sexuellen Zwecken bereits vor mehr als einem Jahr vom Vatikan mit Strafmaßnahmen belegt worden war. In diesem Zusammenhang wurde auch kritisiert, dass die Kirchenleitung damals nicht über den Vorgang informiert hatte.
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