Dann beginnt es also

14. November 2022 in Kultur


Die Papiere des synodalen Weges lassen die Kirche in Deutschland so entstellt erscheinen, wie die Orks im Filmzyklus Herr der Ringe. Und wie Orks fallen nun diese Papiermonster über die römische Kurie her - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Rom (kath.net)

Wer kennt sie nicht, diese berühmte Szene: Auf der Mauer von Helms Klamm steht Theodem König von Rohan und spricht die Worte „Dann beginnt es also.“ Mit ähnlicher Spannung wie die Helden des berühmten Buches die Schlacht um Helms Klamm erwarten, schauen manche nach dieser Tage nach Rom. Die deutschen Bischöfe reisen zum Ad – limina – Besuch in den Vatikan und berichten über ihre Diözesen und die Lage der Kirche in unserem Land. Der synodale Weg von DBK und „ZdK“ soll eines der wichtigsten Themen sein, so hört man. Wird man in Rom endlich ein Machtwort sprechen und den synodalen Weg von DBK und „ZdK“ endlich beenden oder mindestens einhegen? Wird der Papst noch einmal deutlicher, nachdem er kürzlich im Flugzeug vor einer Protestantisierung der Kirche in Deutschland eindringlich gewarnt hat? Frühestens Ende der Woche wird man dazu vielleicht ein wenig sagen können.

So bemerkenswert die Forderung der Laieninitiative „Neuer Anfang“ auch sein mag, der Papst möge den synodalen Weg von DBK und „ZdK“ beenden, so wenig realistisch ist dieser im besten Sinne fromme Wunsch. Man erinnere sich an das Jahr 2011 als Papst Benedikt XVI. Deutschland besuchte. Mit keinem Wort erwähnte der Papst damals den sogenannten Dialogprozess. Hätte er ihn erwähnt, hätte er ihn beenden müssen. Er schweig aber nicht, er wählte einen anderen Weg: In Freiburg sprach er über eine nötige Entweltlichung der Kirche. Papst Franziskus verschärfte dies sogar noch, indem er eine Arme Kirche für die Armen forderte. Im Kern ist das exakt die gleiche Forderung. Wie verweltlicht und dekadent die Kirche in Deutschland ist, zeigt sich an der Dominanz des Weltgeistes auf dem synodalen Weg. Es zeigt sich an Prachtbauten, Milliardenvermögen und leeren Kirchen an Sonntagen. Unter dem Label der Missbrauchsaufbereitung geht es um die vollständige Dekonstruktion weiter der Teile des Glaubens und der Sitten. Die Papiere des synodalen Weges machen es deutlich und wer keine Zeit hat, sich den ganzen Papierwust durchzulesen, der lese die synodalen Zitate, die die Initiative „Neuer Anfang“ veröffentlicht hat. Da erkennt man, was das Ziel des synodalen Weges ist: vollkommene Verweltlichung.

Der Papst forderte die deutschen Bischöfe auf, Evangelisierung in den Mittelpunkt zu stellen. Wie kann es gelingen, dass die Kirche in Deutschland den Menschen wieder glaubhaft die Liebe Christi vermitteln kann, der uns Menschen das ewige Heil erworben hat. Die Antwort hat uns der Vorgänger ins Stammbuch geschrieben: Entweltlichung. Loslassen von den Dingen der Welt, hinwenden zu den ewigen Dingen. Um des Himmelreiches Willen dem Bruder dienen, nicht auf Grund irgendwelcher sozialpolitischen Forderungen. Letztere stehen nämlich am Ende doch immer unter Haushaltsvorbehalt. Das darf die Caritas, die Nächstenliebe nie.

Die Papiere des synodalen Weges lassen die Kirche in Deutschland so entstellt erscheinen, wie die Orks im Filmzyklus Herr der Ringe. Und wie Orks fallen nun diese Papiermonster über die römische Kurie her. Wer wünscht sich da nicht endlich ein Machtwort des Papstes, das diesen Spuk beendet? Doch so funktioniert es auch in Rom nicht. Machen wir uns klar, dass eine Beendigung des synodalen Weges aus Rom bedeuten würde, dass kein einziger Bischof nach einem solchen Akt im Amt bleiben dürfte. Die Funktionäre würden Amok laufen und möglicherweise wäre das tatsächlich der Akt, der das Schisma herbeiführen würde.

Es könnte eine Lösung geben, die in Deutschland schlimmeres verhinderte. Der Papst ist erkennbar nicht Willens, einen Gewaltakt zu tun, sonst hätte er ihn schon getan. Die deutschen Bischöfe werden vermutlich in Rom recht unterkühlt empfangen werden. Vielleicht wird das eine oder andere Dikasterium auch signalisieren, dass es die Umsetzung bestimmter Papiere nicht billigen wird. Die Papiere sind bislang nur deshalb nicht kassiert worden, weil man ihnen damit einen offiziellen Rang zugestanden hätte. Für den Vatikan sind die Beschlüsse des synodalen Weges erst einmal nur Meinungsäußerungen eines informellen Gesprächsformats. Ernst zu nehmen sind diese Papiere – auch für den Vatikan – auf Grund des damit aufgebauten öffentlichen Drucks. Nicht zuletzt auf Grund des Erweises, dass die Abstimmungen ohnehin keine Bedeutung haben, wollen doch etliche Bischöfe den Abgelehnten Grundtext des Synodalforums IV trotz Ablehnung in ihrem Bistum in Kraft setzen. Die Botschaft an Rom und an die Weltkirche ist klar: Wir pauken unsere Agenda durch. Das wird auch in Rom Eindruck schinden. Eindruck dürften auch die besorgten Stimmen aus der Weltkirche hinterlassen haben. Die Befürchtung, dass Deutschland erneut Kern einer Spaltung werden kann, kommt nicht von ungefähr.

Der Ausweg kann nur sein, darauf zu bestehen, dass alle Texte, die Bischöfe umsetzen wollen einem weltkirchlichen Prozess der Begutachtung unterzogen werden. Bei Texten, die den Glauben und die Sitten betreffen ist zudem ein Votum der Glaubenskongregation nötig. Ferner wäre darauf zu bestehen, dass in Deutschland ab sofort in allen Diözesen, Verbänden und Einrichtungen der katholischen Kirche die Neuevangelisierung als Querschnittaufgabe anzusehen und nachzuweisen ist. Um es auf einen Satz zu bringen: Zwischen dem Schisma ad hoc durch erzwungenen Abbruch und dem unvermeidbaren Schisma am Ende eines quälend langen Prozesses, steht allein der Versuch, den losgetretenen Prozess noch weltkirchlich einzuhegen, um die Einheit zu bewahren. Das und nur das erscheint sinnvoll. Darauf wird es – zumindest auf einen Versuch – am Ende hinauslaufen: Der Vatikan wird versuchen den synodalen Weg weltkirchlich einzuhegen. Aus den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte muss man leider annehmen, dass der Versuch fehlgehen wird.

Aufrufe zum Gebet für den Ad – Limina – Besuch gibt es reichlich, dem kann man sich nur anschließen.


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