Mit Klimakrise und Kirchenkampf – Die Grünen kapern den Staat und bekämpfen das Christentum

17. November 2022 in Kommentar


„Wer Menschenleben gefährdet und Kunstwerke von unschätzbarem Wert beschmutzt, besudelt und beschädigt, hat weder Jesus Christus noch das Wort Gottes auf seiner Seite.“ Kommentar des evangelischen Pfarrers Jürgen Henkel


Berlin (kath.net/„Auftrag und Wahrheit. Ökumenische Quartalsschrift für Predigt, Liturgie und Theologie“/jh) Einmal mehr verwundern die aktuellen Entwicklungen in diesem Land im Blick auf das Verhältnis von Kirche und Staat. Die neue Präses der EKD, die Studentin Anna-Nicole Heinrich, fordert allen Ernstes, die Evangelische Kirche in Deutschland solle sich mit jenen radikalen „Klimaaktivisten“ vernetzen und dort für „Gespräche und gutes Essen sorgen“, die derzeit mit ihren ganz besonderen „Aktionen“ das Land drangsalieren, Menschen behindern und sogar in Gefahr bringen und Kunstwerke von unschätzbarem Wert angreifen. 1 Wobei das Phänomen natürlich nicht auf Deutschland beschränkt ist.

Zu den „Aktionen“ dieser „Aktivisten“ zählt das Festkleben auf Straßen und Kreuzungen, Autobahnzufahrten und Firmenanwesen, womit diese Gruppen vor allem werktätige und steuerzahlende Mitbürger davon abhalten, zur Arbeit zu fahren, aber auch wie jüngst in Berlin direkt und unmittelbar Menschenleben gefährden. Daran ändert auch die eiligst nachgeschobene Meldung nichts, dass diese Straßenblockade im konkreten Fall letztlich doch nicht zum Tod der schwer verletzten Radfahrerin geführt habe. Es reicht schon das Wissen darum, dass jede Straßenblockade Rettungsdienste behindern und damit Menschenleben gefährden könnte, ganz unabhängig davon, dass es sich schlicht und ergreifend auch um Nötigung und gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr handelt. Auch die mutwilligen Attacken auf weltberühmte Kunstwerke durch Bewerfen mit Tomatensoße oder Kartoffelbrei oder auch das Besprühen öffentlicher Gebäude mit Farbe zeugt nicht nur von geistiger Verblendung, fehlender Bildung und Erziehung, mangelndem Anstand und Respekt gegenüber dem Kulturerbe der Menschheit sowie maximaler Kulturvergessenheit, sondern schlicht von fehlendem Rechts- und Unrechtsbewusstsein.

Die mediale – und kirchlich noch beförderte – Saat der letzten Jahre geht auf. Was bei Greta Thunberg mit öffentlich zelebriertem und medial gefeiertem monatelangem Schulschwänzen begann, führt nun zu kriminellen Handlungen, die auch vom christlich-biblisch gebotenen Schutz der Schöpfung nicht mehr abgedeckt sind. Wer Menschenleben gefährdet und Kunstwerke von unschätzbarem Wert beschmutzt, besudelt und beschädigt, hat weder Jesus Christus noch das Wort Gottes auf seiner Seite. Dabei ist auch die öffentliche Wahrnehmung gestört. Wenn „Umweltaktivisten“ im Hambacher Forst von Bäumen ihren Kot auf Polizisten ausgießen, gilt das als Kavaliersdelikt im Sinne eines ökologischen Robin Hood, friedliche Demonstranten gegen die – vor allem im Blick auf die freie Religionsausübung – teilweise maßlos überzogenen Corona-Maßnahmen und den Impfdruck der letzten beiden Jahre oder auch die aktuelle Energiepolitik werden als Rechtsradikale, Demokratiegegner und Systemgefährder pauschal diffamiert. Man stelle sich nur einmal den Erregungs- und Empörungstsunami in Deutschland vor, wenn christliche Lebensschützer und Abtreibungsgegner oder Kritiker der Gender-Sprache auf diese Weise ihre Meinung kundtun würden, indem sie sich vor Abtreibungskliniken und Verlagshäusern auf den Boden klebten oder Redaktionsräume mit Farbbeuteln bewerfen würden.

Wie massiv sich die Maßstäbe verschoben haben, zeigt sich indes an vielen aktuellen Vorgängen. Nur zwei Beispiele.

Beispiel G7-Gipfel (3./4. November 2022 in Münster). Der Vorgang ist laut der Stadt Münster einmalig: Auf Bitten des von der grünen Ministerin Annalena Baerbock geführten Bundesaußenministeriums ist das Ratskreuz aus dem Jahr 1540 für die Dauer des G7-Treffens aus dem Friedenssaal entfernt worden. Dies geschah nicht etwa, weil die nicht-christlich geprägten oder geführten G7-Staaten dies gefordert hätten. Auch der neue hinduistische Premier von Großbritannien, Rishi Sunak, wird immer wieder Kirchen zu betreten haben, etwa zur Krönung von König Charles III. Dieser vorauseilende Gehorsam der Unterwerfung erinnert an den landauf, landab von Speiseplänen und der Abschaffung christlicher Feste und Feiertage in Kitas bis zu staatlichen Einrichtungen praktizierten Kotau gegenüber dem Islam und anderen religiösen Minderheiten, die bei uns in Deutschland Rechte haben, von denen die Christen in allen islamischen Ländern weltweit nur träumen können. Gleichzeitig wird das Christentum zurückgedrängt.

Beispiel Bibelverse und Kuppelkreuz am Berliner Stadtschloss: Baerbocks Parteifreundin Claudia Roth streitet als „Kulturministerin“ derzeit bekanntlich gegen die Bibelverse am Berliner Stadtschloss. Auch das Kuppelkreuz ist für viele schon ein Stein des Anstoßes.

Diese maximale kulturelle Selbstverleugnung überrascht aber nicht wirklich. Und im Falle von Münster trägt Baerbock als Ministerin die Verantwortung für ihr Haus, auch wenn sie mit der Sache nun angeblich laut Auswärtigem Amt nicht selbst betraut war, wie das Außenministerium wohl zur politischen Schadensbegrenzung eilfertig erklärte. Doch der Vorgang passt nur allzu gut zur gesellschaftsverändernden und traditionsnegierenden Ideologie der „GrünInnenden*“. Von der Frage der Abtreibung bis zur christlich-religiösen Prägung des Landes und Europas zeigen die gerade in Deutschland von den Kirchen so überschwänglich hofierten GrünInnen mittlerweile offen wie nie zuvor die hässliche Fratze ihres Kirchenhasses und ihrer Ablehnung des Christentums und der christlichen Prägung unseres Landes und unserer Kultur.

Das Christentum wird derzeit politisch bekämpft und zurückgedrängt. Es soll aus dem öffentlichen Leben verdrängt und ins private Kämmerlein verbannt werden. Gleichzeitig wird der Islam zum kulturellen Bestandteil Deutschlands erklärt, der Bau von Moscheen und Minaretten sowie der Ruf des Muezzin begrüßt und gefördert. Der grüne und mittlerweile aufgrund der Koalitionsbeteiligung regierungsamtliche Kulturkampf gegen Kreuz und Christentum ist in vollem Gange. Unsere Zeitschrift hat zu diesen Fragen indes schon frühzeitig die Stimme erhoben. Unser Redaktionsmitglied Pastor Dietmar Schmidtmann warnte schon in Heft Nr. 3 im Mai 2022: „Achtung! Ein Hinweis für Mandatsträger der Grünen: ‚Fürchtet Euch nicht!‘ … vor Bibelversen“. „Auftrag und Wahrheit“/AuW, 1. Jg. 2021/2022, Heft 3, S. 418-421).

Bibelverse und Kreuze – ja das Christentum überhaupt – stören die schöne neue Welt aus Diversity, Multikulti und Transhumanismus, Gender-Gaga und grenzenlosem Zuzug von Nicht-Christen nach Deutschland und Europa, wovon die aktuelle Regierungs-Ampel und ihre gesellschaftlichen wie medialen Stichwortgeber und Claqueure so sehr schwärmen und träumen. Vieles wirkt – gerade was die Auswüchse der medialen Kampagnen gegen die Katholische Kirche betrifft – wie ein Rachefeldzug bisher zu kurz gekommener Kirchenkritiker oder lange erfolgloser Skeptiker. Der jahrzehntelange Marsch der Linken durch die Institutionen seit der 1968er Bewegung war jedenfalls erfolgreich. Und für die dauerhafte gesellschaftliche Implementierung des linken Gedankenguts sorgen heute alle möglichen staatlicherseits jährlich mit hunderten von Millionen Euro finanzierten NGOs und deren halbstaatliche (Um)Erziehungsprogramme, die alle unter dem Label „Kampf gegen Rechts“ firmieren, wozu alles zählt, was politisch, kirchlich und theologisch nicht links ist. Und als Ersatzreligion stehen die „Zeugen Gretas“ bereit. Denn vor allem die traditionellen Strömungen, Stimmen und Kräfte in den Kirchen stören diese schöne neue Welt.

Angesichts all dessen verwundert es einmal mehr, auf welche Ideen die Kirchen in Deutschland kommen: vom bei der jüngsten EKD-Synode in Magdeburg für kirchliche Mitarbeiter selbst verhängten „Tempolimit“ (maximal 100 km/h auf der Autobahn und 80 km/h auf Landstraßen bei „Dienstfahrten“) bis zum „Synodalen Weg“, bei dem sich die katholische Amtskirche in Deutschland anstrengt, zur zweiten evangelischen Kirche im Land zu werden, wie schon Papst Franziskus kritisch wie ironisch festhielt.

Fußnote: 1 Art. „Klimaschutz: EKD-Präses Anna-Nicole Heinrich will Kirche auch mit radikalen Klimaaktivist*innen vernetzen“ (https://www.sonntagsblatt.de/artikel/kirche/ekd-praeses-anna-nicole-heinrich-will-kirche-auch-mit-radikalen-klimaaktivistinnen

Dieser Text von Pfarrer Prof. h. c. Dr. Jürgen Henkel, evangelisch-lutherischer Pfarrer in Selb, ist das Editorial der neuen Nummer der Zeitschrift „Auftrag und Wahrheit. Ökumenische Quartalsschrift für Predigt, Liturgie und Theologie“/AuW (Nr. 5, Jg. 2022/2023, Heft 1, Schiller Verlag Bonn; ISBN 978-3-949583-18-6; ca. 180 S. 14.- €;). Diese kann ab sofort beim Verlag bestellt werden (https://www.buechercafe.ro/artikel.html?nummer=112277). Die Nummer enthält auch einen Beitrag von Gerhard Kardinal Müller zum Thema: „Der Mensch nach Gottes Bild: Atheistischer Posthumanismus oder christliches Menschenbild“ sowie einen Aufruf von 13 Universitätstheologen gegen die Gender-Sprache (ca. 12 Seiten): „Einspruch gegen die Nötigung zur Verwendung sog. „geschlechtergerechter Sprache“ in theologischen Ausbildungsstätten“).


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