Daniel Deckers wittert einen Eklat: Der Papst habe die deutschen Bischöfe „düpiert“

20. November 2022 in Kommentar


FAZ-Journalist kritisiert nach DBK-Ad Limina-Besuch tief enttäuscht: Franziskus habe „die Bischöfe wie eine Schulklasse sitzen“ lassen und damit „faktenfrei “ vermittelt, dass er vom Synodalen Weg „nichts hält“. Kommentar von Petra Lorleberg


Frankfurt a.M. (kath.net/pl) Zu einem harschen Urteil kommt der als reformorientierter Katholik bekannte Daniel Deckers in einem Kommentar in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“: Indem Papst Franziskus „die Bischöfe wie eine Schulklasse sitzen ließ, hat er sie spüren lassen, was er ihnen immer wieder in seinem ihm ganz eigenen, nämlich weitgehend faktenfreien Freimut bedeutet hatte: Dass er von dem Projekt nichts hält. Eine protestantische Kirche in Deutschland sei genug.“ Immerhin räumte Deckers ein, dass man ja darüber streiten könne – ja sogar müsse – ob das, was „die Katholiken hierzulande“ (Zitat) mit dem Synodalen Weg unternehmen, der Kirche helfe, an die Ränder zu gehen. Damit würdigt der FAZ-Redakteur in einem seltenen Fall die Kritiker des Synodalen Wegs als ernstzunehmende Diskussionspartner – vermutlich allerdings eher versehentlich. Denn der Mainstreamduktus gegenüber Kritikern des Synodalen Weges besteht sonst gern in Totschlagbezeichnungen wie „rechts“, „fundamentalistisch“, „uninformiert“ (dies sind keine Deckers-Zitate).

Uninformiert – diesen Vorwurf verpasst Deckers diesmal aber dem Papst ganz persönlich, indem er ihn in einer sprachlich störrischen Alliteration des „weitgehend faktenfreien Freimuts“ bezichtigt. Der Papst, so Deckers weiter, habe sich nämlich nicht auf den „Streit“ über den Synodalen Weg eingelassen. Was verbirgt sich hinter der Decker-Vokabel „streiten“? Ein offener Streit zwischen Papst/Kurie und der DBK wäre wohl im Sinne Deckers bzw. im Sinne des Synodalen Weges ein Vorgang, bei dem (kein Decker-Zitat!) dann auf Augenhöhe ein Argument neben das andere gelegt werden würde und die Haltung von Papst und den Kurienexperten nicht mehr im Sinn der katholischen Hierarchie, sondern eben synodal und sozusagen demokratisch eingeordnet werden dürften. Wer dann die Mehrheit in diesem Streit hätte, das ist jedem klar, der die Mehrheitsverhältnisse in der deutschen katholischen Bischofskonferenz kennt.

Deckers, der sonst Papst Franziskus als angeblich reformorientierten Papst durchaus gern für seine eigenen Wünsche in Anspruch nimmt, scheint ein Traumbild zerplatzt zu sein. Nun fällt Deckers die angebliche Weisheit ein, dass es im Vatikan Tradition habe, „Bischöfe in Deutschland zu düpieren“. Der Journalist zieht die Linie vom Streit zwischen den deutschen Bischöfen und Johannes Paul II./Joseph Kardinal Ratzinger über die gesetzliche Schwangerschaftskonfliktberatung in Deutschland in den 1990er Jahren und geht sogar zurück auf die Frage der Trennung der Kirche in der DDR von der Kirche in der BRD in den 1970er Jahren (damals Papst Paul VI.). Damit reduziert Deckers die Haltung von Papst Franziskus auf eine störrische und der Tradition geschuldete Meinung fern aller Sachargumente. Stellt sich Deckers tatsächlich nie die Frage, ob Papst Franziskus vielleicht sogar bestens informiert ist über die unsäglichen Vorgänge in der Kirche in Deutschland?

Wenn Herr Deckers die Entscheidung des Papstes so harsch kritisiert, dann hätte er auch einen Blick in das Statement des Passauer Bischofs Stefan Oster (siehe Link) werfen können, der zum Fehlen des Papstes schrieb, Zitat: „Der Papst war aber entgegen unserer Erwartung und entgegen der ersten Ankündigung aus für mich verständlichen Gründen nicht mehr dabei.“ Ah?

Liest man den Kommentar von Deckers mit all seiner eklatanten Enttäuschung, dann stellt sich einem die hoffungsvolle Frage: Sollte es wirklich wahr sein, dass die Deutsche Bischofskonferenz Papst Franziskus das Stöckchen hingehalten hat und einen Pfiff ertönen ließ… und der Papst ist nicht darübergesprungen? Das, was Deckers durchaus abwertend die „parrhesia“ (Freimut) des Papstes nennt, beginnt mich zu beeindrucken!

Abschließend möchte ich noch meine Kritik an Ausdrücken wie „die Katholiken hierzulande“ (Zitat Deckers) öffentlich machen. Allzugern werden wir katholischen Laien hierzulande als ein homogener Block gesehen, der eine uniforme Meinung vertreten und in einmütiger Geschlossenheit tiefgreifende Veränderungen in der Kirche fordern würde. Auch wird allzugern behauptet, alle katholischen Laienkatholiken vertreten automatisch diesselben Meinungen wie das pseudodemokratische ZdK und der pseudodemokratische Synodale Weg - doch beidem ist nicht so. Allerdings gibt es eine gewollt einseitige, uniforme, diskussionsscheuende Meinungshoheit und massive Einflussnahme PRO reformorientierte deutsche Katholiken sowohl in den offiziellen kirchlichen Medien (aus Kirchensteuergeldern finanziert!) wie auch im Mainstream der säkularen Berichterstattung.

Wer sich im deutschen Sprachraum als praktizierender Katholik INNERKIRCHLICH outet, wer einfach nur in Übereinstimmung mit dem Lehramt, mit dem aktuellen Papst, seinen Vorgängern und mit dem II. Vatikanum katholisch sein möchte, und wer außer den unsäglich schrecklichen Missbrauchsvorfällen im deutschen Klerus und darüber hinaus sonst nicht mit Grundsatzkritik an unserer Kirchen aufwarten möchte, der muss bestenfalls mit Totschweigen rechnen. DBK-Preise und Bischöfliche Ehrungen erwarten solch treue „Katholiken hierzulande“ in aller Regel nicht. Im Gegenteil: Schlimmstenfalls kann er mit öffentlichen Beschimpfungen und Totschlagbezeichnungen rechnen, sehr lautstark sogar gerade in offiziell-katholischen Medien. Man dekliniere diese Vorgänge einmal bsp. anhand des katholischen Anliegens des Lebensschutzes und seines Stellenwertes in der deutsch-katholischen Kirche durch.

Doch es gibt sie: Jene Katholiken, die weder dezidiert reformorientiert noch dezidiert traditionalistisch, sondern gesund mittig unterwegs sein möchten und die in der „normalen“ Liturgie zu Hause sind. Es gibt sie, jene Katholiken, die zutiefst an dem Graben leiden, der sich hierzulande innerkirchlich aufgetan hat und der die Reformorientierten ins Schisma führen könnte.

Gerade aber diese mittigen Katholiken geraten inzwischen von beiden Seiten her unter Grundsatzkritik und finden sich in der klassisch unbequemen Sitzposition zwischen allen Stühlen wieder. Ob es Herrn Deckers wohl auch ganz offen in die Tasten hüpfen würde, dass wir lehramtstreuen aber mitteorientierten Katholiken schon längst völlig „düpiert“ und übersättigt sind von solchen Einseitigkeiten, Ungerechtigkeiten, Diskussionsverweigerungen und von solchen Abwertungen wie seinem Vorwurf der Uninformiertheit, ja „Faktenfreiheit“, an den Papst und auch an uns?

Deshalb: DANKE, PAPST FRANZISKUS! Ihre Reaktion hat viele treue, mittige Katholiken in Deutschland ermutigt!

 

Gruppenfoto beim Ad Limina-Besuch der DBK mit Papst Franziskus (c) DBK/Matthias Kopp


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