Pubertätsblocker: Der Griff nach unseren Kindern

22. November 2022 in Kommentar


„Geschlechtskorrekturen im Jugendalter haben exponentiell zugenommen, in England innerhalb von zehn Jahren um 4.500 %, in Deutschland immerhin um 2.000%. Betroffen sind hierbei hauptsächlich Mädchen (ca. 80 %).“ Gastkommentar von Cornelia Kaminski


Berlin (kath.net) Vor ein paar Tagen titelte die „Zeit“: „Selten verschrieben, häufig diskutiert: Pubertätsblocker“. Lokalzeitungen übernahmen den Artikel im Wortlaut. Pubertätsblocker sind offensichtlich ein Thema. Diskutiert werden diese Medikamente vor allem wegen eines Eintrags auf dem Regenbogenportal der Bundesregierung. Hier hatte es beim Thema „Jung und trans-geschlechtlich“ geheißen: „Bist du noch sehr jung? Und bist du noch nicht in der Pubertät? Dann kannst du Pubertäts-Blocker nehmen. (…) Diese Medikamente sorgen dafür, dass du nicht in die Pubertät kommst.“ Der Text heißt jetzt: „Bist du noch sehr jung? Und bist du noch nicht in der Pubertät? So kannst du deinen Arzt/deine Ärztin fragen, ob dir Pubertätsblocker vielleicht helfen könnten.“

Sowohl der Artikel in der „Zeit“ als auch diese Formulierungen auf dem Regenbogenportal verharmlosen den Einsatz von Pubertätsblockern – sehr zum Schaden der betroffenen Kinder.

Zunächst: Pubertätsblocker wurden ursprünglich entwickelt, um Kinder zu behandeln, die an einer sogenannten pubertas praecox leiden. Damit bezeichnet man das Einsetzen der Pubertät zu einem zu frühen Alter (vor dem achten Lebensjahr bei Mädchen, vor dem 9. bei Jungen). Mittlerweile kommen sie jedoch zum Einsatz, um Kinder zu behandeln, die für sich befinden, „mit dem falschen Geschlecht“ geboren zu sein (Geschlechtsdysphorie). Mittels Pubertätsblockern soll ihnen Zeit gegeben werden, entscheiden zu können, ob sie eine Frau oder ein Mann sein wollen. Zudem soll eine spätere geschlechtsangleichende Operation erleichtert werden.

Geschlechtskorrekturen im Jugendalter haben exponentiell zugenommen, in England innerhalb von zehn Jahren um 4500 %, in Deutschland immerhin um 2000%. Betroffen sind hierbei hauptsächlich Mädchen (ca. 80 %).

Die verabreichten Medikamente sind GnrH-Analoga, die in einem off-label Gebrauch zum Einsatz kommen. Das heißt, sie wurden für diese Art der Therapie nie zugelassen. Die Aufklärung der Betroffenen muss daher bis hin zum Todesrisiko erfolgen. Äußerst bedenklich also, dass das Regenbogenportal Kindern diese Medikamente empfiehlt. Dies auch deswegen, weil die Präparate im Internet erhältlich sind. Laut Prof. Dr. Schmidt, pädiatrischer Endokrinologe an der LMU in München, sind Kinder, die sich bereits selbst mit Pubertätsblockern behandeln, Alltag in seiner Praxis.

Für den Einsatz der Pubertätsblocker wird in der Regel argumentiert, ihre Wirkung sei umkehrbar – was jedoch nicht stimmt, und zwar aus mehreren Gründen: Zwar kann die körperliche Entwicklung pausiert werden. Für die psychosexuelle Entwicklung schließt sich jedoch ein Zeitfenster, das unwiderruflich verloren geht. Hinzu kommen körperliche Entwicklungen, die mit der Pubertät einhergehen, die nicht nachgeholt werden können – dazu zählt etwa der Aufbau der Knochendichte. Durch die Gabe von Pubertätsblockern, die die Ausschüttung der Sexualhormone nahezu auf Null herunterfährt, wird dieser Prozess der Knochenstärkung gestoppt. Auch dieses Zeitfenster schließt sich. Gleichzeitig werden jedoch weiterhin Wachstumshormone ausgeschüttet, das Kind wächst also – es findet eine zeitliche Entkoppelung der Ausschüttung von Hormonen statt, sie verlaufen nicht mehr synchron. Die Kinder wachsen, mit ihnen ihre Knochen, nur eben nicht die Knochendichte. Dass dies im späteren Leben zu erheblichen Problemen führen kann (verfrühte Osteoporose, Knochenbrüche) ist nachvollziehbar. Wie die Langzeitfolgen dieses off-label Gebrauchs der Pubertätsblocker ist, ist nicht bekannt. Tierexperimente zeigen eine Verschlechterung der Emotions- und Verhaltenskontrolle, des Langzeit-Raumgedächtnisses sowie Veränderungen im zentralen Nervensystem. Besser erforscht sind die Risiken der Behandlung mit Pubertätsblockern im zugelassenen Bereich, also bei Kindern mit pubertas präcox. Sie führt u.a. zu einer deutlichen IQ-Minderung.

Die Befürworter der Gabe von Pubertätsblockern führen im Wesentlichen zwei Gründe an: Der Leidensdruck der betroffenen Kinder sei erheblich, die Behandlung mit Pubertätsblockern führe dazu, dass operative Geschlechtsangleichungen kosmetisch bessere Ergebnisse erzielten.

Während das zweite Argument sicher richtig ist – ein Mädchen, das nie Brüste entwickelt hat, braucht sich diese auch nicht operativ entfernen lassen – muss das erste Argument in Frage gestellt werden.

Ob der Leidensdruck der Kinder tatsächlich genommen wird, ist unsicher, da eine Vielzahl von ihnen berichten, dass sie nach Pubertätsblockergabe eher mehr als weniger leiden. Nachvollziehbar: Ihre Freunde durchlaufen körperliche Veränderungen, von denen sie nun ausgeschlossen sind. Haben sie sich zuvor nur anders gefühlt, sind sie nun auch erkennbar „anders“, sie bleiben in ihrem kindlichen Körper gefangen. Untersuchungsergebnisse hierzu zeigen, dass so behandelte Kinder über eine Zunahme (nicht Abnahme!) der Geschlechtsdysphorie, selbstverletzende Tendenzen und psychische Probleme berichten.

Sicher ist, dass der weitaus überwiegende Teil der Kinder (ca. 90 %) nach Behandlung mit Pubertätsblockern anschließend auch eine Umwandlungsoperation in Anspruch nimmt (persisters). Bei Kindern, deren Geschlechtsdysphorie hingegen psychotherapeutisch behandelt wird, ist die Umwandlungsrate deutlich geringer (desisters) – sie liegt bei ca. 15 %. Man darf daher fragen, ob nicht die Pubertätsblocker erst einen Zustand zementieren, der dann die Umwandlungsoperationen erzwingt. Kinder, denen Pubertätsblocker verabreicht werden, schlittern also nahezu unweigerlich, unwiderruflich in einen operativ hergestellten Körper, der ihnen für alle Zeiten die Fortpflanzungsmöglichkeit und das sexuelle Lustempfinden nimmt, sie aber zwingt, bis ans Ende ihrer Tage Hormone zu schlucken, um diesen Körper zu erhalten.

Es ist unbestritten, dass die betroffenen Kinder und Jugendlichen leiden, aber was genau ist die Ursache hierfür? Was ist der Grund dafür, dass immer mehr Kinder befinden, „im falschen Körper geboren“ zu sein und glauben, mit einer Geschlechtsangleichung könnten ihre Probleme gelöst werden? Was ist eigentlich falsch an diesem Körper, der ja völlig gesund ist, und was wurde in diesen Körper hineingeboren, das sich dort nun nicht wohl fühlt? Die Psyche? Die Seele? Voraussetzung für diese These ist, dass es eine weibliche Seele / eine weibliche Psyche gibt, die in einen weiblichen Körper gehört, und eine männliche Psyche / eine männliche Seele, die in einen männlichen Körper gehört. Seelen und Psychen sind jedoch vollständig asexuelle Existenzen. Es gibt keine weibliche Psyche. Es gibt keine männliche Seele. Insofern können sie auch nicht in „falsche Körper“ hineingeboren werden.

Es gilt, solche einfachen Wahrheiten dem unsäglichen Framing vom „falschen Körper“ entgegenzusetzen.

Woher aber kommt die Vorstellung, eine Geschlechtsumwandlung könnte Leiden nehmen? Die amerikanische Ärztin Lisa Littmann spricht von „rapid onset gender dysphoria“, plötzlich auftretender Genderdysphorie, und benennt als Ursache das exzessive Schauen von Youtube und Tiktok Videos von Transpersonen, die ihre Geschlechtsumwandlung als Erlösung feiern. Diese Stars vermitteln die Botschaft, alle Probleme könnten mit entsprechenden Hormongaben und Operationen gelöst werden. Ein bitterer Trugschluss.

Es gilt auch, unablässig auf die Skandale hinzuweisen, die mittlerweile ans Licht geraten: Die Londoner Tavistock Klinik, die sich auf Geschlechtsumwandlungen bei Kindern und Jugendlichen spezialisiert hatte, musste schließen. Eine Welle an Klagen von jungen Menschen, deren Körper unwiederbringlich zerstört wurden, rollt auf die Klinikleitung zu. Sie beklagen ungenügend bis gar nicht informiert worden zu sein, zur Geschlechtsumwandlung förmlich gedrängt worden zu sein, keine alternativen Behandlungsangebote bekommen zu haben. Unzählige von ihnen mussten feststellen, dass die Behandlung mit Pubertätsblockern und die schmerzhaften, verstümmelnden Operationen, die sie lebenslang zu asexuellen, unfruchtbaren Wesen gemacht haben, ihre psychischen Probleme nicht gelöst, sondern verschlimmert haben. Das sollten wir in Deutschland mit allen Kräften verhindern.

Die Autorin Cornelia Kaminski ist Oberstudienrätin und Bundesvorsitzende der Aktion Lebensrecht für Alle e.V. ( ALfA e.V.).

Foto: Symbolbild


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