25. November 2022 in Jugend
Lass Dich von dieser Wahrheit voran treiben. Kreuz und Christentum? Ja. Aber das Kreuz, dass Du als Christ auf Dich nimmst, ist nicht leer.Es ist Kreuz und Gnade. Es ist Kreuz und grenzenlose Liebe. Jugendkolumne von kath.net. Von Magdalena Preineder
Wien (kath.net)
Während ich diese Worte niederschreibe, sitze ich in einer Kapelle. Vor mir das ausgesetzte Allerheiligste, neben mir meine Bibel. Nach einer Bibelbetrachtung, die mir viel abverlangte, streift mein Blick das Kreuz in diesem Raum. In der Mitte dieses Kreuzes wartet ein kleines rotes Herz darauf von mir gesehen zu werden. Dieses Herz trifft mich mitten in mein Herz.
Plötzlich wird mir so klar bewusst, was mich die letzten Wochen regelrecht gefangen hielt: Ich sah nur noch das Kreuz, nicht mehr das Herz das darauf für mich vergossen wurde. Ich sah Kreuz und Knechtschaft. Ich sah Kreuz und Schmerz. Ich sah Kreuz und Zweifel. Ich sah Kreuz und Schwere. Ich sah Kreuz und Leere.
Was ich nicht sah, war dieser Mensch, dieser Gott, der so sehr alles für mich gegeben hat, dass er dieses Kreuz selbst erklommen hat. Was ich nicht sah, war dieser Mensch, dieser Gott, der sich für mich vor Schmerzen auf diesem Kreuz gewunden haben muss. Was ich nicht sah, war dieser Mensch, dieser Gott, der für mich und nach mir auf diesem Kreuz gedürstet hat. Was ich nicht sah, war dieser Mensch, dieser Gott, den die Liebe am Kreuz hielt. Was ich nicht sah, war dieser Mensch, dieser Gott, dessen Herz brutal durchstochen, brutal eröffnet worden war, um mir damit Freiheit zu schenken.
Vielleicht fragst Du Dich jetzt, wie ich denn so blind sein konnte. Und ich frage es mich gerade auch, hat mir Gott doch in den Wochen bevor ich nur noch ein leeres Kreuz sah, so sehr sein geöffnetes Herz gezeigt.
Was ist da geschehen? Was ist mit meinem Blick geschehen?
Er wurde verdunkelt. Er wurde verschleiert. Als der Teufel mich nicht von meinem Weg abbringen konnte, als die Sehnsucht nach mehr von Gott mich regelrecht überrollte und er das einzige war nachdem mein Innerstes überhaupt noch verlangte, da hat der Teufel einen geschickten Schachzug gesetzt. Er hat begonnen meinen Blickwinkel anders auszurichten. Statt Gottes Allmacht begann ich meine eigene Ohnmacht zu sehen. Statt der Freude des Auferstandenen begann ich die Hoffnungslosigkeit des Todes zu sehen. Statt zu sehen, was mich gerade noch motiviert hat, sollte ich sehen, was mich zweifeln lassen würde.
In so ziemlich dem ersten Lobpreislied, dem ich in meinem Leben begegnet bin, liest sich eine Zeile wie folgt: „Christus derselbe gestern und heute, Christus in Ewigkeit.“
Und genau das hat der Teufel in seiner Gleichung außer Acht gelassen: Egal wie verdunkelt mein Blick ist, Gott ist noch immer derselbe, der es liebt den Vorhang entzweireißen zu lassen. Gott ist noch immer derselbe, der es liebt die Wahrheit freizusetzen. Er ist noch immer der Löwe, der umher zieht um seine Wahrheit zu verteidigen. Diese Wahrheit ist mächtiger als jede Lüge des Teufels es je sein könnte. Und jetzt kommts: Selbst dann, wenn Du oder ich das gerade nicht fühlen. Selbst dann, wenn wir das gerade nicht glauben können. Selbst in unserer Unfähigkeit zu glauben, dürfen wir glauben – das heißt wir dürfen, auch wenn wir es gerade nicht mit innerer Bestimmtheit proklamieren können, zumindest äußerlich daran festhalten und diese Wahrheit immer wieder über unserem Leben aussprechen. Gott ist mächtiger als jede Lüge. Gott ist selbst mächtiger als der Tod – das zeigt uns die Bibel vielfach und daran dürfen und sollen wir festhalten unabhängig davon, was unser Gefühlsleben uns vorgibt oder der Teufel uns versucht einzuflüstern, denn die Wahrheit ist unveränderbar.
Und ja, ich will Dir ehrlich sagen: Es ist nicht leicht. Es wird nicht leicht. Und vermutlich wird Dir der Teufel so lange Lügen einflüstern wie Du bereit bist Gott zu dienen. Dennoch ist es dieser Kampf wert, denn er ist gut und er wird zu Größerem führen. Schauen wir auf das Kreuz: Jesus am Kreuz? Definitiv hart, definitiv schon ein harter Weg bis zum Kreuz. Aber – und dieses aber ist eigentlich alles das zählt: Der Weg für Jesus war hart, das Kreuz war hart, aber zugleich war dieses Kreuz der größte Sieg, den die Menschheit je erlebt hat.
Ich will Dir heute eines sagen: Lass Dich von dieser Wahrheit voran treiben. Kreuz und Christentum? Ja. Aber das Kreuz, dass Du als Christ auf Dich nimmst, ist nicht leer. Es ist Kreuz und Gnade. Es ist Kreuz und grenzenlose Liebe. Es ist Kreuz und ein Gott, der bereit war es selbst für Dich zu erklimmen. Es ist Kreuz und Erlösung. Daran halte Dich fest, denn Dein Leben ist nicht nur Kreuz und Schmerz, sondern auch Kreuz und Bestimmung. So wie Jesu Kreuz zu etwas viel Größeren gedient hat, so kann es auch Deines. Gott braucht Dich in seinem Weinberg, also vergiss nicht, das Kreuz ist nicht leer. Da wartet jemand auf Dich, der alles, was heute keinen Sinn macht, was verzerrt oder verdunkelt wirkt, wieder ins rechte Licht rücken will. Da wartet ein Herz, dass Deinen Blick wieder auf sich lenken will und dich (er)füllen will. Dieses Herz dürstet nach Dir.
© 2022 www.kath.net