27. November 2022 in Spirituelles
Jesus hat Jerusalem eine Art Gericht vorausgesagt, dass die Feinde sie und ihre Kinder zerschmettern werden, was auch eingetroffen ist. Ist das, was bei uns geschieht, nicht schon eine Art Selbstvollzug des Gerichtes? -Gedanken von Dekan Steinwender.
Salzburg (kath.net)
Im heutigen Evangelium, in Lk 20,27f haben wir gehört, dass einige Sadduzäer, die nicht an die Auferstehung glaubten – sie verkörperten die damalige Oberschicht – Jesus eine Frage über die Auferstehung bzw. den Himmel stellten. Eigentlich wollten sie den Auferstehungsglauben lächerlich machen, aber Jesus nützte die Gelegenheit für wichtige Aussagen.
Er sagt: Im Himmel werden die Menschen nicht mehr heiraten, nicht mehr sterben, den Engeln gleich sein und zu Söhnen Gottes geworden sein. Und er führt unter Verweis auf Mose beim Dornbusch an, dass Gott ein Gott von Lebenden und nicht der Toten ist.
Gott ist also ein Gott von Lebenden, er ist das Leben selbst und der Urheber des Lebens. Jesus selbst sagt einmal: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Die Sadduzäer haben nicht an die Auferstehung geglaubt und deswegen auch den nicht erkannt, der das Leben ist. Ein Anlass, über das Leben an sich nachzudenken.
Jesus weint über den leiblichen und den geistlichen Tod
Vorgestern haben wir eine Stelle aus Lukas 19, 41-44 gehört, wo sich Jesus der Stadt Jerusalem nähert, und als er sie sah, über sie weinte, weil Jerusalem nicht erkannte, was ihr zum Frieden dient. Wenigstens zweimal wissen wir aus der Heiligen Schrift, dass Jesus geweint hat, beide Male ging es eigentlich um das Leben.
Jesus hat am Grab seines Freundes Lazarus geweint, weil dieser gestorben war. Er weinte, weil er ihn liebte. Der leibliche Tod seines Freundes hat Jesus erschüttert, denn: der Tod ist die Folge der Erbsünde.
Und Jesus weint über Jerusalem, weil die Menschen geistlich tot sind. Sie sehen nicht, was ihnen zum Heil, zum Frieden dient, sie lehnen den ab, der selbst das Leben ist, das Leben in Fülle, das ewige Leben verheißt.
Jesus weint also über den leiblichen Tod, über den geistlichen Tod der Verhärtung, weil er das Leben liebt, weil er das Leben will und weil er Leben schenken will. Jesus sagte Jerusalem auch die Konsequenz ihrer Verhärtung voraus. Die Feinde werden Jerusalem einschließen, von allen Seiten bedrängen und sie und ihre Kinder zerschmettern.
Weint über euch und eure Kinder
Vor kurzem hatte ich ein geistliches Gespräch mit einer lieben Bekannten, die öfters geistliche Einsichten vermittelt. Wir sprachen auch über das Phänomen des Weinens, das auch eine Gnadengabe sein kann. Viele Heilige haben im Alter ihre Jugendsünden beweint. Man kann weinen aus Schmerz, aus Trauer, als einen Akt der Selbstreinigung, und besonders auch aus Liebe. Wäre es nicht eine große Gnade, wäre es nicht ein großer Gewinn für die gesellschaftliche Entwicklung, für die Kirche Christi, wenn wir weinen könnten, über unsere Sünden, vielleicht über manches, was in den letzten zwei Jahren geschehen ist, über den gesellschaftlichen Niedergang, über den Verlust Gottes, den tiefsten Grund vieler heutiger Probleme und Situationen.
Jesus selbst fordert einmal zum Weinen auf. Beim Kreuzweg, als er die weinenden Frauen von Jerusalem traf, sagte er zu ihnen: „… weint nicht über mich, sondern weint über euch und eure Kinder!“
Gestern las ich einen ORF-Beitrag über das Thema „Abtreibung scheidet die Geister“ und es ging vor allem um die Schaffung eines entsprechenden „Angebotes“ zur Abtreibung in öffentlichen Krankenhäusern.
Dabei wurde auch ÖVP-Klubobmann Wolf zitiert, der einerseits Aussagen der Landesrätin Pawlata relativierte, dann aber auf die Koalitionsvereinbarung verwies, wo es heißt, man werde einen „bedarfsgerechten, niederschwelligen, medizinisch qualitätsvollen Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen“ sicherstellen und zwar durch den Ausbau des ambulanten Angebotes im niedergelassenen Bereich oder angekoppelt an einer „ausgewählten öffentlichen Einrichtung.“
Wenn wir davon ausgehen, dass es sich bei Ungeborenen um menschliches Leben handelt, und das müsste doch eigentlich klar sein, dann sind diese Worte geradezu erschütternd, ja müsste man nicht sagen, die Aussagen eines Wolfes.
Sind das nicht schreckliche Worte?
Und diese Passagen stehen in ein Kapitel mit der Überschrift: Gesundheit und Pflege!!
Haben wir wirklich nachgedacht, was da geschieht, in unserem Land Österreich, im Heiligen Land Tirol? Sind wir so verblendet? Sollten wir nicht an Mutter Teresa denken, die ganz eindringlich darauf hingewiesen hat, dass die Abtreibung die größte Gefahr für den Weltfrieden ist?
Es tun sich immer mehr große und krasse Widersprüche auf!
Die Antwort von uns Christen – fünf Punkte:
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Was sollen wir Christen tun angesichts dieser Entwicklungen, was erwartet der Herr von uns?
Wenn wir jetzt die Heilige Messe feiern, dann sind wir an der Quelle des Lebens. Jesus hat sein Blut vergossen, damit wir das Leben haben, damit wir das Leben in Fülle haben und dem Leben dienen. Aus dieser Quelle wollen wir jetzt schöpfen. Amen.
Foto: Dekan Steinwender (C) Youtube
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