Lebenslänglich für zwei Menschen

10. Dezember 2022 in Buchtipp


Leseprobe 1 aus dem neuen Buch "Ehe und Familie - Auslaufmodelle?" von Karl-Heinz Fleckenstein


In jener Zeit kamen Pharisäer zu ihm, die ihm eine Falle stellen wollten, und fragten: „Darf man seine Frau aus jedem beliebigen Grund aus der Ehe entlassen?“ Er antwortete: „Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer die Menschen am Anfang als Mann und Frau geschaffen hat und dass er gesagt hat: Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein? Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“

Da sagten sie zu ihm: „Wozu hat dann Mose vorgeschrieben, dass man der Frau eine Scheidungsurkunde geben muss, wenn man sich trennen will?“ Er antwortete: „Nur weil ihr so hartherzig seid, hat Mose euch erlaubt, eure Frauen aus der Ehe zu entlassen. Am Anfang war das nicht so. Ich sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch“ (Mt 19,3-12). 

Es ist eine der wunderbarsten Erfahrungen, mit einem lieben Menschen das Leben als Mann und Frau teilen zu können. Das erste Mal diese Schmetterlinge im Bauch zu spüren. Sich zu verlieben und zu merken, der andere mag mich auch. Das Gefühl zu haben, erst mit dir an meiner Seite bin ich ein ganzer Mensch. Erst bei dir darf ich sein, wie ich bin. Es wäre geradezu absurd, wenn dann der  Gedanke aufkäme: „Wie wird es sein, wenn wir uns wieder trennen? Wie kriegen wir das dann rechtlich und finanziell sauber hin?“ 

Was gibt es Schöneres, als wenn dann am Hochzeitstag zwei Menschen in der  Kirche ihr „Ja“ zueinander sagen und  ihnen auf ihrem Ehe-Weg der Satz  mitgegeben wird: „Was  Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“ Es ist bewegend, wenn Paare nach 50 oder 60 Jahren wieder in die gleiche Kirche kommen, um das Fest ihrer Goldenen oder Diamantenen Hochzeit zu feiern.

Da zeigen alle ihren Respekt und Hochachtung von den alten Jubilaren, die sich gegenseitig in ihrer langen Ehe getragen haben. „In guten wie in bösen Tagen“ ist  nicht nur sprichwörtlich gemeint, es ist  tiefe Lebenswahrheit. Dass die verflossene Zeit nicht immer auf  Rosen gebettet war,   geben  diese Jubelpaare oft schmunzelnd  zu:  „Ja, wir hatten auch Schwierigkeiten. Wir haben auch Schweres erlebt. Aber wir haben es gemeinsam getragen. Das hat uns schließlich noch enger zusammengeschweißt.“ 

Auch in der besten  Ehe kennt man ab und zu  Zoff, Aggressionen und Konflikte. Wo das nicht vorkommt, wo es keinen Streit und keine Auseinandersetzungen gibt, ist das überhaupt eine Ehe?  Entscheidend  bleibt der Wille, den anderen immer wieder anzunehmen, so wie er ist, Geduld zu üben, einander zu ertragen und immer wieder der Versöhnung Raum zu geben. Neu miteinander anzufangen, weil und wie Gott selber immer wieder neu mit uns anfängt.

 Aber was ist, wenn die „Chemie“ dauerhaft nicht mehr stimmt? Viele  Liebesgeschichten, die voller Glück und Hoffnung begonnen haben, gehen  in die  Brüche. Zurück bleiben Enttäuschung, Verletzungen, Wut, Ohnmacht. Oft auch Rachegefühle. Weil  die versprochene Treue gebrochen und die Ehe einseitig zerstört wird. Die gemeinsam eingeschlagenen  Wege werden immer mehr zu einsamen Wegen.  Liebe wandelt sich in Hass  und die Ehe wird zur „Hölle“.  Unter manchem Dach schwelen Streit und Kummer, Enttäuschung und Schuld wie ein Dauerbrand.

Wenn Menschen, die sich doch ewige Liebe geschworen haben, einander verletzen und  bis aufs Blut piesacken, scheint  eine Trennung das Beste für alle zu sein. Da kann einem schon der Gedanke kommen: Es ist barmherziger, wenn sie auseinander gehen, als dass sie zusammenbleiben.  Weil sie sich auseinandergelebt haben. Weil sie sich nicht mehr länger das Leben schwer machen wollen. Weil sie einander nicht mehr ertragen können. Weil die Verletzungen zu groß sind.  Andere Paare bleiben trotz Schwierigkeiten zusammen. Sie  ringen um einen Neuanfang. Wieder andere harren in ihrer Ehe aus, arrangieren sich, auch wenn das Liebesfeuer längst erloschen ist. Weil sie denken: "Was Gott verbunden hat, das darf der Menschen nicht trennen."

Statistisch gesehen werden in Deutschland   an die 40 Prozent der Ehen geschieden. Eine gesellschaftliche Katastrophe, die einem Land wohl mehr Schaden zufügt als Schuldenberge und hohe Arbeitslosigkeit. Aber wie kommt es,  dass so viele Ehen scheitern? Erfahrene Therapeuten und Eheberater sehen eine wesentliche Ursache dafür in der mangelhaften Leidensfähigkeit. Liebe – so sagen sie – geht nicht ohne Leiden.

Die Zusage „ich mag dich leiden verdeutlicht diese Erfahrung. Ich hab dich so gern, dass ich  an dir leiden kann. Einen Menschen lieben, schließt die Bereitschaft ein, sich durch ihn auch belasten zu lassen. Meistens wird heute zu früh geschieden, der andere und sich selber zu früh aufgegeben. Für viele Menschen sind eheliche Treue und dauerhafte Bindung nicht mehr umsetzbar und lebbar.  Sie heiraten nur noch standesamtlich, wenn überhaupt. Der Trend geht eindeutig dahin, eher zwanglos und unverbindlich zusammenzuleben, selbst wenn Kinder da sind. Nicht wenige sind der Meinung,  dass die Ehe eine Privatsache sei. Wo alles erlaubt ist.

Es wird die freie Liebe propagiert. Eine Liebe, die zwar  romantisch sein mag,  aber ohne  Verantwortung bleibt. Die Folgen sind  Egoismus und Genusssucht.  Man hat sich daran gewöhnt und geht leichtfertig wieder auseinander mit der Begründung: Wir passen nicht zusammen. Die Liebe ist abgekühlt. Wir vertragen uns nicht mehr. Wir haben verschiedene Lebensziele. Mit dir werde ich nicht glücklich. Ich habe jemanden gefunden, der mir besser gefällt. Interessanterweise  zeigen jedoch Umfragen, dass  bei jungen Menschen nach wie vor eine starke Sehnsucht nach dauerhafter Partnerschaft und Ehe vorherrscht. Gegenseitige Liebe und Treue bis in den Tod stehen in den Wunschlisten ganz oben. Darum ist die kirchliche Trauung so wichtig.  Weil hier zwei Menschen vor Gott hintreten und sich vor ihm den Treue-Schwur für immer geben.

Die Partner schenken sich das Sakrament zwar gegenseitig, aber am Ende ist es Gott selbst, der das Band knüpft.  Damit macht das  Ehepaar   symbolisch sichtbar, welches Verhältnis Gott zu seiner Kirche hat: seine ewige Treue zu einem jeden Einzelnen von uns.

Da wir "jenseits von Eden" leben, gibt es leider auch  traurige Grenzfälle, wo  der Mann trinkt oder gar Frau und Kinder schlägt.  Das kann zu einer großen Not werden. Nicht jede  Frau hat dann die Kraft, mit einem solchen Mann in der Ehe zu bleiben. Trotzdem ist Scheidung   wie eine Amputation. Eigentlich sogar noch schlimmer. Und diejenigen, die so etwas durchgemacht haben,  wissen, wie schmerzhaft das sein kann.

Wer trotz langem und geduldigem Ringen das Ende seiner Ehe erleben muss, wer die Wunden seines Scheiterns spürt, die Verletzungen und Narben, dem sind gute Menschen zu wünschen, die nicht vorschnell den Stab über ihm brechen. Auch die Kirche sollte es auch nicht tun, sich nicht abwenden, auch wenn sie  Ehescheidung nicht grundsätzlich akzeptieren kann. Auch  nicht die  Wiederverheiratung nach einer Scheidung. Weil es der Botschaft Jesu widerspricht.

Aber Jesus  schreibt niemanden ab. Er lässt keinen  allein. Jedoch  kritisiert er die laxe Scheidungspraxis damals und heute. Weil er genau weiß: „Scheiden tut weh“. Ehepartner und Kinder leiden unter einer Scheidung. Es beeinträchtigt die Lebensqualität. Ein geschiedener Mann mit drei Kinder formuliert es so: „Eine Scheidung ist eine Beerdigung, die nie aufhört.“ Der Schweizer Psychologe und Familien-Therapeut Klaus Heer stellt fest: „Scheidung ist neben Tod und Krankheit sicher das schlimmste Debakel in der Biographie eines Menschen.“

Die Ehepartner leiden im Durchschnitt noch mehr als 10 Jahre später darunter. Die Sterbequote von geschiedenen Männern ist doppelt so hoch, wie bei verheirateten Männern. Solche Aussagen und Untersuchungen findet man selten in den Massenmedien. Weil sie nicht ins Bild der modernen Gesellschaft passen. Gerade auch die Kinder leiden enorm unter einer Scheidung. Kinder von Patchwork-Familien haben durchschnittlich mehr Probleme, sich in der Schule zu konzentrieren und zu lernen, haben mehr Depressionen und sind häufiger krank als andere Kinder. Vor 50 Jahren hatten die Eltern häufig viele Kinder. Heute haben die Kinder häufig viele Eltern.

Eine partnerschaftliche Ehe-Beziehung gelingend und erfüllend zu gestalten, ist nicht einfach. Heute nicht und auch  schon früher nicht. Hätte es zur Zeit Jesu keine Eheprobleme gegeben, wären die Pharisäer wohl kaum auf die Idee gekommen, Jesus zu fragen: "Darf ein Mann seine Frau aus der Ehe entlassen?" Die Schriftgelehrten  diskutierten gerne über die unterschiedlichsten Gründe, wann jemand von diesem Recht Gebrauch machen dürfe. Jesus interessiert diese Gesetzes-Auslegerdebatte der Neunmalklugen überhaupt nicht. Er ist der Ansicht: Wenn man zu solchen gesetzlichen Regelungen greifen muss, liegt Herzenshärte  vor. Und das hat mit der schöpferischen Liebe Gottes nichts mehr zu tun.

Die Pharisäer  fragen Jesus nicht nach Gott, seiner Liebe und Barmherzigkeit.  Sie kommen mit einer Fangfrage. Sie möchten das Gespräch mit ihm nutzen, um ihn aufs  Glatteis zu führen: „Ist es einem Mann erlaubt, sich von seiner Frau zu scheiden?“ Hämisch  erwarten die Fragesteller, dass er die Streitfrage entscheidet und sich dabei in die Fallen der pharisäischen Wortklauberei verstrickt. Er würde sich entweder zum strengen Gesetzes- Buchstaben bekennen und seinen Ruf als Prediger der Barmherzigkeit verlieren oder die laxe Auslegung vertreten und dann als Verräter seiner eigenen Prinzipien dastehen. Jesus  antwortet jedoch  mit einer Gegenfrage: „Was für eine Vorschrift hat Mose euch denn gegeben?“

Die Pharisäer antworten völlig richtig: „Mose hat erlaubt, einen Scheidebrief aufzusetzen.  Dann kann der Mann die Frau fortschicken.“  Es gibt diese Praxis. Aber einseitig. Und   nur für den  Mann. Fast wie in einem  Warenhaus kann er  mit seiner Frau verfahren: Bei Nichtgefallen Rückgabe garantiert.  Gleichzeitig ist es ein Privileg für die gebildete Schicht. Nur wer des Schreibens mächtig ist, kann  eine Scheidungsurkunde ausstellen.

Dann muss die Frau gehen und  darf wiederum eine Ehe eingehen. Aber für  Jesus bedeutet das  kein Freibrief für eine Trennung. „Das Ganze hat Mose euch doch nur erlaubt, weil ihr so hartherzig seid“  erklärt er den Pharisäern.  Dabei  stellt er klar, dass das Gesetz, auf das sich seine Gegner berufen, bereits ein Zugeständnis an die menschliche Hartherzigkeit darstellt. Am Anfang der Schöpfung hatte Gott den Plan der unaufkündbaren Liebe zwischen Mann und Frau. Diese Liebe sollte so sein, dass sie alles erträgt, allem stand hält“ (1 Kor 13,7). Insbesondere auch den Kränkungen und Verfehlungen des anderen Partners. Wer dagegen ein hartes Herz hat, wer die Schuld beim anderen sucht, statt sie zu ertragen und mit ihm zu tragen, der wird nicht lange standhalten und eine Ehekrise sehr bald durch eine Scheidung zu beenden suchen. Es geht also Jesus wie so oft um die Barmherzigkeit. Sie ist das Kennzeichen des angebrochenen Reiches Gottes. Der Streit um die strengere oder lockere Gesetzesauslegung ist ein Disput um den Buchstaben. Geistlos, lieblos  und hartherzig.

Damit macht Jesus  eines klar: Hartherzig ist, wer nur sich selbst sieht, seinen Vorteil, sein Glück, das eigene Wohlergehen. Wem der andere, der ihn bisher begleitet hat, egal ist.  Hartherzig ist auch, wer sich vom Äußeren blenden lässt. Wer seinen Ehepartner  am Schönheits- und Jugendideal misst und dabei übersieht, dass auch bei ihm nicht alles Gold ist, was glänzt. Lieben aber heißt einwilligen, mit dem anderen alt zu werden. Hartherzig ist aber auch, wer den Splitter im Auge des anderen sieht, aber den Balken im eigenen Auge nicht wahrnimmt, wer also andere verurteilt und sich zum Moralapostel aufspielt.

 

Jesus gibt sich nicht zufrieden mit der gegenwärtigen Realität. Er beruft sich auf den guten Plan Gottes mit uns Menschen ganz am Anfang der Schöpfung: Gleichheit zwischen den Ehepartnern.  Das ist auch für die Frau viel gerechter. Sie ist besser geschützt vor der Willkür ihres Mannes. In dieser  einmaligen Einheit der Ehe teilen  Mann und Frau miteinander  das Bett, den Tisch, den Geldbeutel, Krankheit und Lust, Erfolg und Niederlage, Freude und Trauer. Jesus erhebt nicht den  moralischen Zeigefinger.

Er lässt einfach die Fakten sprechen: Scheidung und neue Partnerschaft hat zur Folge, dass das eine Fleisch der ersten Ehe gebrochen wird. Jesus sagt nicht: „Das ist völlig daneben!“ Er kennt ja schließlich den Menschen. Er sagt auch nicht: „Das darfst du nicht!“ Vielleicht wollten die Pharisäer eine solche Antwort hören. Er sagt nur in aller Klarheit: Dies entspricht nicht dem Schöpferwillen Gottes. Nach ihm  soll Ehescheidung  nicht sein. Weil Gott mit einer Ehe Größeres, Schöneres vorhat:

Eine tiefe Lebenserfüllung. Jesus möchte nicht Hartherzigkeit, sondern Barmherzigkeit. Er möchte eine Aussöhnung  zwischen den Ehepartnern, nicht eine Verhöhnung vor dem Scheidungsrichter. Weil dies ja immer beiden Seiten schadet.  Für Jesus sollen sich  Mann und Frau als Geschenk des liebenden Gottes verstehen, der weiß,  dass es nicht gut ist, wenn der Mensch allein bleibt. Deshalb hat  der Allmächtige  am Feierabend des Sechstageberichtes über das Werden der Welt eine Eva erschaffen, die Adam als „Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch“ bezeichnet. Jesu klares Wort zur Ehescheidung ist und bleibt ein Stachel im Fleisch: „Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“. Da gibt es nichts zu beschönigen. Wir müssen es mit allen Ecken und Kanten nehmen wie es ist. Gerade hier wird deutlich, dass der Glaube nicht nur „Wellness“ und nicht zum Nulltarif zu haben ist.

Jesus vertritt keine Kuschelspiritualität, keine „Religion light“. Diese kompromisslose Aussage Jesu scheint auch seine Jünger stutzig  zu machen; denn sie fragen ihn,  ob es unter solchen Vorbedingungen denn gut sei, zu heiraten? Jesus antwortet kurz und bündig: „Wer es fassen kann, der fasse es!“ (Mt 19,12) Das heißt: Ein Mensch, der das erfasst, weiß wohl: Lebenslange Treue in guten und in schweren Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod zwei Menschen trennt, ist nur dann möglich, wenn diese beiden aus der Liebe Gottes leben. Weil der Allmächtige selbst   der Urheber der Ehe ist. „Wachset und  mehret euch“, spricht Gott das erste Mal den Menschen an.   Die Ehe ist seine Erfindung  und kein rein weltlich Ding. Nicht von  Menschen ausgedacht.

Es geht bei der Ehe nicht nur um Zügelung der sexuellen Triebe, um die Erlangung einer anderen Steuerklasse, um Alterssicherung durch Kinder. Die Ehe ist ein Abbild der Treue Gottes zu uns Menschen. Er hat vorbehaltlos zu uns ja gesagt. Das Jawort von Mann und Frau zueinander kann kaum Bestand haben,  wenn der Zusatz "bis der Tod uns scheidet" nicht mitgesprochen wird. Ein. Ein Jawort mit dem  Hintertürchen  "bis ich es mir anders überlege" führt letztlich zu Misstrauen und Eifersucht, zu einem leichtfertigen Umgang mit der Treue des Partners. Gott hat das Ehepaar so geschaffen, dass die beiden  dazu fähig sind, einander ohne Haltbarkeitsbegrenzungsdatum zu lieben.

Dann wird ihnen  auch die Befähigung zur Treue bis in den Tod geschenkt. Weil  Gott in ihrem Leben den Ton angibt. Weil die  zwei die grenzenlose, unwiderrufliche  Liebe des himmlischen Vaters   wirklich begriffen haben und sich von ihr ergreifen lassen.   Weil Gott in den Alltag hineinregieren darf. Ein solches Paar  kennt nicht nur den Streit zwischen Mann und Frau, es kennt auch die wirkliche Versöhnung. Es kennt das Fallen, aber auch das gegenseitige Aufhelfen. Es weiß: Wir sind beide, so wie wir sind. Von Gott gewollt. Wir sind füreinander gedacht und so von ihm geliebt.

Er schenkt uns die Kraft zur Partnerschaft, die keinen fallen lässt. Dies alles sagt Jesus nicht mit erhobenem Moralfinger. Eher mit einem gütigen Lächeln dessen, der sich in der Liebe seines Gott-Vaters total geborgen weiß. So wie der Allmächtige  barmherzig ist und vergibt, so sollen auch die Ehepartner miteinander barmherzig umgehen  und vergeben. Mit seiner Hilfe und Liebe kann dies möglich sein. So wie es einmal bei einem Fischer  geschah, der von seiner Ehepartnerin betrogen wurde. In seinem Dorf galt das ungeschriebene Gesetz, dass eine Frau, die beim Ehebruch ertappt wird, von einem hohen Felsen gestürzt werden muss. Wieder einmal verurteilten die Ältesten  eine solche Person  zur Todesstrafe. Hatte sie doch  mit einem Matrosen die Ehe gebrochen. In der Nacht stieg der betrogene Ehemann in die Felswand und spannte ein Netz aus starken Seilen über den Abgrund.

Mit Gras, Stroh und Kissen stopfte er das Fangnetz aus. Am anderen Morgen wurde das Urteil vollstreckt. Aber die Frau stürzt in das Netz der Vergebung ihres Mannes. Ein Zeichen dafür, dass seine Liebe ihre Schuld aufgefangen hatte.

(Buchauszug 1 aus dem Buch "Ehe und Familie - Auslaufmodelle?") 

Kath.net Buchtipp 
Ehe und Familie – Auslaufmodelle?
Von Karl-Heinz Fleckenstein
Paperback, 112 Seiten
ISBN: 9783756891986
Verlag: Books on Demand 2022
Preis: Euro 10,30


© 2022 www.kath.net