12. Dezember 2022 in Kommentar
Jesus Christus selber sagt über sich, dass er die Wahrheit ist. Da Christus ewig ist, ist auch die Wahrheit ewig - Der Montagskick von Peter Winnemöller
Rom (kath.net)
Es ist gerade so etwas wie „Los Wochos“. Nach dem offensichtlich für alle Synodalisten traumatisierenden Ereignis des Ad – Limina – Besuches der deutschen Bischöfe überbietet man sich mit freundlichen Einwürfen zur Dekonstruktion des Glaubens. Die Wortmeldungen fliegen tief und am Mittwoch wäre schon eine Riesenauswahl möglicher Themen für den folgenden Montag vorhanden. Inspiriert durch den jüngsten Montagskick hat sich der eine oder andere wohl noch um einen Stuhl auf der beschriebenen Bühne beworben. Da geht es nicht weiter. Fortsetzungsgeschichten seien Hollywood überlassen.
Trotzdem geht es um eine alte Kiste: Nicht erst seit gestern hagelt es Angriffe auf den Katechismus der Katholischen Kirche gerade aus Kreisen deutscher Theologen. Das geht seit seinem Erscheinen so. Was bildet sich das Lehramt der Kirche ein den Glauben vorzuschreiben? Einen der jüngsten Angriffe gab der Mainzer Theologe Oliver Wintzek zum Besten. Dem Katechismus bescheinigt der Theologe verengend unterwegs zu sein. Zudem legt Wintzek seinen Offenbarungsbegriff dergestalt offen, dass ein zweiter Blick unbedingt geboten scheint. Ferner reiht sich der Mainzer Dogmatiker in den Kreis derer ein, die die Existenz der Wahrheit in Gestalt ewiger Wahrheit bestreiten und lediglich individuelle Wahrheiten für möglich halten.
Der Theologe bezeichnet Offenbarung im Interview mit dem Kölner Domradio wörtlich als einen schillernden und fragwürdigen Begriff. Man habe sich, so der Theologie (im 19. Jahrhundert) an dem Konzept ewiger Wahrheiten orientiert. Spöttisch fährt der Wissenschaftler fort: „Die Vorstellung war, Gott gewissermaßen macht eine himmlische Informationspolitik.“
Dazu sagt das II. Vatikanische Konzil in Dei Verbum (DV) Nummer 2: „Gott hat in seiner Güte und Weisheit beschlossen, sich selbst zu offenbaren und das Geheimnis seines Willens kundzutun (vgl. Eph 1,9): daß die Menschen durch Christus, das fleischgewordene Wort, im Heiligen Geist Zugang zum Vater haben und teilhaftig werden der göttlichen Natur (vgl. Eph 2,18; 2 Petr 1,4). In dieser Offenbarung redet der unsichtbare Gott (vgl. Kol 1,15; 1 Tim 1,17) aus überströmender Liebe die Menschen an wie Freunde (vgl. Ex 33,11; Joh 15,14-15) und verkehrt mit ihnen (vgl. Bar 3,38), um sie in seine Gemeinschaft einzuladen und aufzunehmen. Das Offenbarungsgeschehen ereignet sich in Tat und Wort, die innerlich miteinander verknüpft sind: die Werke nämlich, die Gott im Verlauf der Heilsgeschichte wirkt, offenbaren und bekräftigen die Lehre und die durch die Worte bezeichneten Wirklichkeiten; die Worte verkündigen die Werke und lassen das Geheimnis, das sie enthalten, ans Licht treten. Die Tiefe der durch diese Offenbarung über Gott und über das Heil des Menschen erschlossenen Wahrheit leuchtet uns auf in Christus, der zugleich der Mittler und die Fülle der ganzen Offenbarung ist.“
Ergo: Ja, Gott betreibt, so lehrt es die Kirche in einem ökumenischen Konzil, eine himmlische Informationspolitik, indem er sich durch Wort und Tat offenbart. Der ganz offen deistische Offenbarungsbegriff des Mainzer Dogmatikers und Fundamentaltheologen findet sich durch das Lehramt der Kirche eindeutig nicht bestätigt. Auch wenn Wintzek genau dies im Interview behauptet und Offenbarung als subjektives Begegnungsgeschehen ansehen möchte.
Auch die Frage nach der ewigen Wahrheit dürfte mit obigem Zitat schon hinreichend, wenn auch sicher nicht erschöpfend, beantwortet sein. Jesus Christus selber sagt über sich, dass er die Wahrheit ist. Da Christus ewig ist, ist auch die Wahrheit ewig. Der Kirche ist die Fülle der Wahrheit anvertraut, ob es den Modernisten passt oder nicht.
Die Frage nach der Erkenntnisfähigkeit des Menschen darf durchaus gestellt werden. Auch hier ist das jüngste Konzil nur wenige Sätze weiter hilfreich zur Stelle. „Nachdem Gott viele Male und auf viele Weisen durch die Propheten gesprochen hatte, ‚hat er zuletzt in diesen Tagen zu uns gesprochen im Sohn‘ (Hebr 1,1-2).“ (DV 4)
In der Tat zeigt sich der Mensch in der Geschichte ziemlich begriffsstutzig, sonst hätten die Propheten gereicht. Am Ende kam Christus selbst und hat die, wie Wintzik das nennt, himmlische Informationspolitik zu Ende geführt.
Mit dem Tod des letzten Apostels ist die Offenbarung – dieses sonderbare Konzept himmlischer Informationspolitik – abgeschlossen. Dem Glauben wird seitdem nichts mehr hinzugefügt. Die Apostel haben ihren Nachfolgern den ganzen Glauben der Kirche übergeben und zur Bewahrung und Verkündigung anvertraut. Der Bischof verspricht vor der Weihe diesen Glauben unverkürzt zu bewahren und zu verkünden. Nun, zwar sind derzeit ein paar Hirten wortbrüchig, aber auch das ist kirchengeschichtlich kein Novum.
Bleibt die Frage nach dem Katechismus, der sich tiefst empfundener Feindschaft vor allem aus Kreisen deutscher Theologen erfreuen darf. In der Tat ist der Backstein etwas klobig, schwer in der Sprache, er strotzt gerade so vor Kirchenbehäbigkeit und seine Praxistauglichkeit geht scheinbar gegen null. Hat Wintzek recht? Nein, denn der KKK, wie der Katechismus der Katholischen Kirche richtet sich nicht an jedermann, nicht an Katechumen, nicht an Gläubige, nicht an Priester. Der KKK hat einen klar umgrenzten Adressatenkreis: Die Bischöfe und er ist mit einem klar formulierten Auftrag versehen: Nationale Katechismen auf Basis dieses authentischen Standardwerkes herauszugeben.
Hat man das gemacht? Ja. Zum Beispiel der YouCat ist eine Frucht des KKK. Es ist ein privates Projekt mit kirchlichem Segen. Weil aber die Bischöfe sich weigerten den KKK in der gebotenen Form zu verwenden und weil der KKK zum Erfolgsmodell für gerade die wurde, für die er nicht gedacht war, schenkte uns Papst Benedikt XVI. das Kompendium zum KKK, auch KKKK genannt. Einen klassischen, sehr gelungenen Katechismus in Frage – Antwort – Form. Verengt der Katechismus? Nein, im Gegenteil, der Katechismus öffnet, bei jedem Lesen erneut den Raum des Glaubens der Kirche.
Natürlich stört der KKK ebenso wie der KKKK jene, die den Glauben der Kirche gerne durch „ihren Glauben“ und die Kirche unseres Herrn gerne durch „ihre Kirche“ ersetzen wollen. Daran trifft aber weder den Katechismus noch einen für die Katechismen zuständigen Päpste eine Schuld. Doch offenbart sich, welch sonderbarer Treppenwitz hier, ob man in der Einheit ist oder nicht. Oh, wait …
Noch einmal Wintzek gegenüber dem Domradio: „Hier meine Anfrage an den Katechismus, ob er nicht zu sehr verengend unterwegs ist, ob er nicht zu sehr eine Einheit propagiert, die es in der Geschichte und in der Gegenwart nie gegeben hat und auch wohl nicht gibt.“ Wir werden entscheiden müssen, ob wir in der Einheit sein wollen oder nicht. Hier jedenfalls war eine Stimme zu hören, die die Einheit – zumindest die Einheit in der Lehre – ablehnt. Wie nannte man das noch gleich? Achja: Häresie. Doch bevor jetzt einer mit Häresiekanononen auf deutsche Theologenspatzen schießt: Eine Häresie festzustellen ist und bleibt Aufgabe des Glaubensdikasteriums. Das haben wir nicht zu entscheiden. Die Römer sind da sehr sorgfältig und machen sich solche Prüfungen nicht leicht.
Wir können und aber entscheiden, ob wir lieber dem KKK oder privaten Thesen vertrauen. Und die Entscheidung fällt leicht.
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