'Welt'-Kritik: Deutsche Kirchen kümmern sich kaum noch um Religion

27. Dezember 2022 in Deutschland


Harald Martenstein, der bekannte Welt-Kolumnist, übt zu Weihnachten deutliche Kritik am Auftreten der Kirchen: Kirchen müsste wieder mehr mit dem Himmel zu tun haben als mit der Welt


Berlin (kath.net)

"Ich denke dann, dass es auf diese Weise für die Kirche wieder besser laufen könnte, sie müsste wieder mehr mit dem Himmel zu tun haben als mit der Welt. Mit dem Diesseits befassen sich schon alle anderen." Harald Martenstein, der bekannte Welt-Kolumnist, hat zu Weihnachten in einer Kolumne deutliche Kritik am Auftreten der Kirchen in Deutschland geübt, da sich diese kaum noch um Religion kümmern. Die EKD suche laut Martenstein den Anschluss an radikale Aktivisten, die "Klimabewegung" sei für viele schon Religionsersatz. Er stelle sich aber die Frage, was mit der christlichen Nächstenliebe sei. "Jesus hätte auch Vielfliegerinnen, AKW-Betreibern und „Reichsbürgern“ die Füße gewaschen."

Martenstein, der selber laut eigenen Angaben "erzkatholisch" erzogen wurde, sei später aber ausgetreten. Den Grund habe er aber vergessen. Laut dem „Religionsmonitor“ der Bertelsmann-Stiftung spiele aber der Glaube an Gott nach wie vor eine große Rolle in Deutschland: 38 Prozent glauben „stark“ oder „ziemlich stark“ an Gott. Eine satte Mehrheit der Austrittswilligen, nämlich 90 Prozent sagt, dass man auch ganz ohne die Kirche Christ sei könne. Laut Martenstein klinge das nicht nach einem grundsätzlichen Nein zum Glaube und sind weiterhin für die Ideen des Christentums offen. "Die Kirchen kümmern sich ja auch, so bizarr es klingen mag, zurzeit kaum noch um Religion."

Der Protestantismus habe sich laut Martenstein fast vollständig in eine Vorfeldorganisation der Grünen verwandelt. "Ob sie da wirklich noch an Gott glauben, ist schwer zu sagen. Aber an Robert Habeck und Fridays for Future glauben viele Pfarrer nach meinem Eindruck ganz bestimmt." Ihre Glaubensbedürfnisse befriedigen nicht wenige Leute inzwischen anderswo, unter anderem viele in der Klimabewegung. Da gibt eine Liste von unhinterfragbaren Geboten, den Weltuntergang als finale Strafe oder Heiligenfiguren wie Greta und die Inhaftierten von der „Letzten Generation“ als Märtyrer. "De facto ist die Klimakirche der Heiligen der letzten Tage schon staatlich anerkannt. Eine zweite Kirche dieser Art ist ebenfalls überflüssig."


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