Die Stunde des Todes von Benedikt – ein Gamechanger für die Kirche

11. Jänner 2023 in Kommentar


Benedikt XVI. ist jetzt mächtiger als zuvor. Der Tod von Benedikt ist keine Trauerstunde, sondern eine Stunde, die alles verändern kann - Benedikts "Heerschar" traf sich vergangene Woche in Rom und steht bereit - Von Roland Noé aus Rom


Rom (kath.net/rn)
„Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen“, meint der bayerische Komiker Karl Valentin vor vielen Jahren. Daher hier mein Versuch eines persönlichen Rückblicks auf Benedikt XVI. und der Versuch, noch gewisse Aspekte aufzuzeigen, die noch nicht gesagt wurden. „...Also das ist ja schon etwas spooky, dass Du am 28.12. das Sterbedatum wusstest …“, erzählte mir ein Mitarbeiter von kath.net, nachdem ich am 28. Dezember nach Bekanntgabe eine Geschichte zum Ableben von Benedikt XVI. vorbereitete und diese in unserem kath.net-System auf den 31. Dezember reinstellte. Benedikt XVI. war ein treuer Begleiter von kath.net, der uns nicht nur mehrere Besuche als amtierender Papst und auch danach gewährte sondern uns auch unterstütze, sowohl geistlich als auch materiell. So war unser Papa emeritus der erste Papst, der zum Spenderkreis von kath.net gezählt hat.

Mit dem Tod von Benedikt XVI. endet keine Ära, Nein, diese beginnt jetzt, wenn man den Blick etwas weitet und die himmlische Dimension einschaltet. Und die „Heerscharen von Benedikt“ standen im Rom bei seinem Begräbnis schon bereit. Unfassbar viele junge Priester eilten zu seinem Begräbnis, ganze Sektoren am Petersplatz waren nur für Priester zugänglich, "Benedikts Army" steht bereit. Wir durften am Platz mit einigen sprechen. Be honest: Diese Priesterschar macht Hoffnung und ist das genau Gegenteil einer 68er-Bischofsmentalität, die sich gerne an den Zeitgeist anbiedert.

Wenn Kardinal Walter Kasper meint, dass man nicht per Expresszug in den Himmel fahre, dann irrt er gewaltig. Die Heiligen fahren nicht nur mit Express-Zug in den Himmel, sondern sogar – um es mit Elon Musk zu sagen – mit gewaltigen Raketenantrieb und das subito. Und Benedikt hat für mich den „Wohlgeruch der Heiligkeit“. Ob dies auch wörtlichen Sinne stattfand – der Fachbegriff dafür ist „Osmogenesia“ – kann nur sein engstes Umfeld erzählen. Für mich steht fest, dass die katholische Kirche einen neuen Heiligen hat, ob dies formal in 5, 10 oder 15 Jahren von der Kirche bestätigt wird, tangiert mich relativ wenig. Jeder kann bereits Benedikt anrufen und ich durfte vergangene Woche mehrfach wichtige Anliegen der kath.net-Leser und auch persönliche Anliegen in unmittelbarer Nähe von Benedikt deponieren – eine besondere Gnadenstunde.

Der Tod von Benedikt XVI. ist keine Trauerstunde, sondern eine Stunde, die alles verändern kann, ein sogenannter „Gamechanger“. An der Börse spricht man bei besonderen Ereignissen in einem Unternehmen von einem sogenannten „Pivotal Point“, die Stunde des Todes eines so großen Kirchenmannes ist dies, ein „himmlischer Pivotal Point“. Es gibt die Erzählung, dass der Tod und das Begräbnis von Kardinal Meisner seinen Nachfolger Erzbischof Woelki verändert haben soll, im positiven Sinne. Vielleicht wird der Tod von Benedikt XVI. auch Kirchenmänner in verschiedenen Punkten verändern, vielleicht auch Papst Franziskus in manchen Punkten nachdenklich machen.

Daher sollten wir diese Stunde nützen, denn solche „Gamechanger“-Stunden gibt es nicht so viele in der Kirche und für mich bricht gerade die „Stunde der großen Scheidung“ (C. S. Lewis) für die Kirche an. Dies sieht man an der „Aufgeregtheit“ bei den „Los-von-Rom“-Journalisten und synodal-verwirrten Kirchenbeamten und den deutsch-kirchlichen Würdenträger, die lieber von LGBT als von Jesus predigen. Diese „Freude“ der Kirchenkreise erinnert mich ein wenig an König von Narnia von C. S. Lewis, in dem die böse Hexe auch geglaubt hat, den Löwen Aslan besiegt zu haben, als sich dieser für einen anderen opferte. Am Ende war aber die Hexe tot und Aslan, der Jesus verkörperte, siegte.

Das Tragische oder auch Gute ist: Diese Kirchenkreise von Bätzing & Co. abwärts haben wenig Ahnung von der himmlischen Regie und sie haben vermutlich auch nicht viel Ahnung von der Macht der Heiligen. Denn Benedikt XVI. ist jetzt für diese Kreise noch viel „gefährlicher“ und kann in seiner jetzigen Position viel mehr machen als zuvor als Papa Emeritus hinter dem Petersdom. Jetzt liegt er im Zentrum der Weltkirche und kann Tag und Nacht mithelfen, die Kirche wieder aufzubauen. Nutzen wir diese, rufen wir ihn an, beten wir für unsere Kirche, lesen wir erneut seine großartigen Schriften. Nützen wir unsere kostbare Zeit für diese wertvollen Schriften eines Heiligen und vergeuden wir die Zeit nicht mit der Beschäftigung mit dem unfruchtbaren, synodalen Zeitgeist-Geschwätz.

Ich beginn übrigens die nächsten Tage mit der Neu-Lektüre von „Salz und Erde“ und „Geist der Liturgie“ und freu mich darauf, wie unser Sohn Emanuel sich freute, als er nach einem Besuch bei Papa Emeritus einmal im Papamobil des Heiligen sitzen durfte. (Foto bei https://mewe.com/p/kathnet)

Heiliger Benedikt XVI. – bitte für uns!

 

"Ich stehe nicht an zu behaupten, dass die große Krankheit unserer Zeit ihre Armut an Wahrheit ist. Der Erfolg, die Wirkung hat ihr überall den Rang abgelaufen. Nur scheinbar ist der Verzicht auf Wahrheit und die Flucht in die Gruppenkonformität ein Weg zum Frieden. Solche Gemeinschaft ist auf Sand gebaut. Der Schmerz der Wahrheit ist die Voraussetzung für wirkliche Gemeinschaft. Er muss Tag um Tag angeommen werden. Nur in der kleinen Geduld der Wahrheit reifen wir von innen her, werden frei von uns selbst und frei für Gott." (Benedikt XVI, Ein neues Lied für den Herrn)

 

Interview in Rom mit jungen Priestern:


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