11. Jänner 2023 in Deutschland
Der Benediktinerpater ermutigte die Menschen, zum katholischen Glauben zu stehen und sich durch moderne Strömungen nicht verwirren zu lassen.
Wittichenau (kath.net/CNA/jg)
Pater Joachim Wernersbach OSB, ein in Wittichenau (Bistum Görlitz) tätiger Priester, hat in seiner Predigt bei der Christmette die klassische Familie, die aus „Mann, Frau und Kind“ besteht, verteidigt und moderne Strömungen wie die LGBTIQ-Ideologie kritisiert. Für seine Aussagen, welche der biblischen Lehre entsprechen, ist er jetzt heftigen Angriffen ausgesetzt.
Die Predigt wurde gefilmt und ausschnittsweise über soziale Medien verbreitet.
Zwei Teilnehmerinnen der Christmette in Wittichenau, einer Kleinstadt in Sachsen mit 6.000 Einwohnern, starteten daraufhin eine Online-Petition gegen P. Joachim. Eine der beiden räumte im Gespräch mit t-online allerdings ein, dass der Benediktinerpater lediglich die Lehre der Kirche verkündet habe. Nach ihrer Ansicht hätten „solche Äußerungen“ in einer Predigt in der Christmette aber „nichts zu suchen“.
Wolfgang Ipolt, der Bischof von Görlitz, stellte in einer Anfrage von CNA Deutsch fest, dass die von P. Joachim thematisierten Fragen „derzeit in und außerhalb der Kirche in der Diskussion“ seien. Sie gehörten „durchaus in den Diskurs unter uns Christen und müssen vom Evangelium her beleuchtet werden.“ Er stellte allerdings fest: „Dafür ist aber die Predigt nicht der richtige Ort.“ Es gebe keinen Grund sich in einem Weihnachtsgottesdienst „zu Fragen der Sexualmoral der Kirche bzw. zur Lebensweise einzelner Menschen kritisch zu äußern. Die Menschen erwarten gerade am Weihnachtsfest Stärkung ihres Glaubens und eine Deutung der Weihnachtsbotschaft“, merkte Bischof Ipolt wörtlich an. Wernersbach habe sich „ohne Zweifel unüberlegt und unverantwortlich geäußert“. Das habe „Gläubige vor den Kopf gestoßen und zu einer Petition an den Pfarreirat der Pfarrei bewogen“, stellte der Bischof weiter fest.
Über die weitere Tätigkeit von Pater Joachim im Bistum werde es ein klärendes Gespräch geben. Bis jetzt habe es laut Bischof Ipolt keine Beschwerden gegeben. Er sei von den Menschen immer als „guter Seelsorger“ bezeichnet worden, ergänzte er.
P. Joachim ist Benediktiner der Abtei Tholey (Saarland), dem ältesten Kloster auf deutschem Boden. Er hilft seit 2021 in Wittichenau in der Seelsorge aus. Das Kloster Tholey hat sich von seinen Aussagen distanziert. Die Abtei verwahre sich ausdrücklich gegen das von Wernersbach gezeichnete Menschenbild und dessen schöpfungsgeschichtliche Aussagen. Wörtlich gaben die Benediktiner von Tholey bekannt: „Die von unserem Mitbruder getroffenen Wertungen und fehlendes pastorales Einfühlungsvermögen widersprechen nicht nur der gesellschaftlichen Realität, sondern diskriminieren in vielfacher Hinsicht große Teile der Gesellschaft, etwa im Bild der Frauen, im Verständnis von Familie und auch gegenüber den queeren Mitmenschen sowie der LGBT-Gemeinde.“ Als Konsequenz ist ihm „jede Art der pastoralen Tätigkeit im Umfeld des Klosters“ untersagt, berichtet die Nachrichtenseite reitschuster.de.
UPDATE: Die evangelische Nachrichtenagentur „idea“ veröffentlichte zu diesem Vorgang eine Kommentar der kommissarischen idea-Leiterin Daniela Städter. Städter verweist zunächst auf die Meinungsfreiheit, die „Umfragen zufolge“ viele Deutsche „in Gefahr“ sähen. „Fast jeder Zweite hat laut einer INSA-Umfrage für IDEA das Gefühl, seine Meinung nicht frei äußern zu dürfen. Wie begründet diese Ängste sind, zeigt einmal mehr der Umgang mit dieser Predigt. Sie mag ihre Schwächen haben“. „Aber von dem Hass, der Pater Joachim unterstellt wird, findet sich in seiner Predigt keine Spur.“ Wernersbach vertrete „Positionen, die legitim sind und auch kein vorläufiges Predigtverbot rechtfertigen. Die wütenden Reaktionen in den Medien zeigen, dass er mit seiner Beschreibung der Gegenwart jedenfalls in einem Punkt ins Schwarze getroffen hat: Unser Land gleicht immer öfter einem Absurdistan – in dem eine laute Minderheit den Ton angibt, die weder von Gott noch von der Meinungsfreiheit etwas wissen will.“
Inhalt der Predigt
Das „Wunder von Weihnachten“ sei „dass der unfassbar große Gott“ sich „klein gemacht und in die Krippe gelegt“ habe, sagte P. Joachim einleitend. Damit sei es den Menschen möglich geworden, „eine konkrete Vorstellung von ihm und eine Beziehung auch zu ihm“ haben zu können.
Vom Weihnachtswunder könne man verschiedene Dinge ableiten, darunter die Tatsache, dass das Leben des Menschen im Mutterleib beginne. Auch die „Heiligkeit der Familie“ sei aus dem Weihnachtsereignis zu erkennen. Die Familie bestehe aus „Mann, Frau und Kind“. In diesem Zusammenhang sei etwa eine Adoption möglich, wie es die Annahme Jesu durch den hl. Josef zeige.
Er wünsche deshalb „denen, die an die traditionelle Familie glauben, extra große Freude, weil sie sich nicht beirren lassen und den schädlichen modernen Strömungen folgen oder gar huldigen.“
Besonders kritisiert wurde folgende Passage der Predigt, die hier wörtlich wiedergegeben ist: „Gott hat uns Lebensweisen empfohlen, die natürlich und schön sind und die im Einklang mit der göttlichen Ordnung stehen. Es gibt so viele seltsame moderne Strömungen. Man hört von Gender und Transgender, von Transhumanismus und reproduktiver Gesundheit, von Wokeness und LGBTIQ, von Diversität und Identität, von multiplen Geschlechtern und Geschlechtsumwandlungen, dazu noch von diesem verheerenden neuen Offenbarungsverständnis des Synodalen Weges. Schon die Begriffe, meine Lieben, sind absolut befremdlich. Sie haben alle eines gemeinsam: Es fehlt ihnen an Schönheit, es fehlt ihnen an Stimmigkeit, und es fehlt ihnen an Natürlichkeit. Es fehlt einfach der Wohlklang. Sie sind sperrig und bringen unsere Seele, unser Innerstes einfach nicht zum schwingen. Sie sind nicht im Einklang, nicht in Harmonie mit der unvorstellbar schönen göttlichen Ordnung. Eine große Dissonanz ist über unser Land hereingebrochen.“
Christus sei zur Auflösung dieser Dissonanz in die Welt gekommen. Die Gemeinschaft und das Glück des ewigen Lebens mit Christus bezeichnete P. Joachim als „unschätzbar kostbares Geschenk an alle Menschen, die guten Willens sind“.
Abschließend ermutigte er die Gläubigen, zum katholischen Glauben zu stehen und sich nicht verwirren zu lassen. Wörtlich sagte er: „Stehen wir zu unserem Glauben, ruhen wir gelassen in der Gewissheit, dass wir Gott auf unserer Seite haben. Freut euch und frohlocket, ihr Lieben. Christus der Retter ist da! Amen, alleluja!“
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