Zeitgeist oder Geist der Zeit - Leseprobe 5

11. Februar 2023 in Buchtipp


Der Autor legt anhand biblischer und historischer Untersuchungen dar, dass die Anpassung an den Zeitgeist die christliche Botschaft verfälscht und die Menschen in die Irre führt. Leseprobe 5 aus dem neuen Buch von Pfarrer Dr. Richard Kocher


Linz (kath.net) 

Leseprobe 5

Pfarrer Thomas Kopp hat in den 80er-Jahren einen Artikel geschrieben mit dem Titel „Katechumenat und Sakrament – nicht aber Sakramentenspendung an Ungläubige“. In seiner Pfarrei in Bad Kreuznach in der Diözese Trier gab es einen hohen Bevölkerungsanteil an Nichtkatholiken. Das Ende der Volkskirche und einer christentümlichen Gesellschaft zeichnete sich schon damals klar ab. Die Sakramente der Taufe und Firmung wurden gespendet, obwohl die Kinder und Jugendlichen letztlich nicht dafür disponiert waren, trotz einem halben Jahr intensiver Vorbereitung. Besonders deutlich tritt das bei der Erstkommunion hervor, denn hier geschieht für ihn ein dreifacher Frevel: „Erstens ein Frevel am Kind, das ein heiliges Recht darauf hat, auf rechte und würdige Weise zur heiligen Eucharistie, dieser großen Kostbarkeit, hingeführt zu werden, und das betrogen worden ist; es war nie in der Kirche, außer bei der Fête des Weißen Sonntags; es wird vermutlich auch nicht mehr gehen…

Zweitens geschah hier ein Frevel an der heiligen Eucharistie, die man nicht (es sei ganz und gar bewusst dieses harte Wort benützt:) prostituieren darf. – Drittens liegt hier ein Frevel am heiligen Dienst des Priesters vor, der sich zum bloßen Religionsdiener erniedrigen lässt, statt der heiligen Sache wirklich Zeugnis und Dienst zu erweisen.“ Es ist wie bei einem Theaterspiel, in dem eine Rolle einstudiert wird. Die Aufführung ist am Erstkommunionstag, an dem die Kinder das sagen, was sie gelernt haben und sich so verhalten, wie man es ihnen beigebracht hat, um das Gelernte anschließend wieder zu vergessen, weil es nicht praktiziert wird. Im religionspädagogischen Bereich gibt es kaum Dinge, die so gefährlich sind wie eine gewisse Bescheidwisserei: „Sie wissen überhaupt nicht Bescheid, meinen aber, sie wüssten Bescheid, weil sie auf eine solche Weise von unserer Pastoral traktiert worden sind und meinen, das sei es nun.“

Nicht selten hört man folgende Sätze: „Ach, geh mir doch mit der Kirche, da kenne ich mich aus.“ Kopp zitiert den Pastoraltheologen Rolf Zerfaß, damals Professor für Pastoraltheologie in Würzburg; dieser schrieb schon in den 80er-Jahren: „Wir gewähren die kirchliche Eheschließung, drängen sogar darauf, auch wenn nur eine diffuse Religiosität vorhanden ist; wir spenden die Taufe der Kinder auf der Basis dieser kirchlichen Eheschließung und eines hauchdünnen Taufgesprächs; wir setzen darauf die Erstkommunion, auch wenn solche Kinder von zu Hause aus kaum das Kreuzzeichen mitbringen, lassen sie ein Versprechen der ‚Tauferneuerung‘ ablegen, das von den Anwesenden ebenso wenig ernst genommen werden kann, wie das wiederum ein paar Jahre später daraufgesetzte ‚Sakrament der Mündigkeit‘ von 12- bis 13-Jährigen! So erzeugt unsere Sakramentenpastoral das Problem der Fernstehenden! Die leichtfertige Spendung der Sakramente ist ursächlich daran beteiligt, dass die Zahl der Kirchenfremden ständig wächst.“ In Wahrheit haben wir es mit „getauften Ungläubigen“ zu tun.

kath.net Buchtipp
Zeitgeist oder Geist der Zeit
Von Pfarrer Dr. Richard Kocher
ISBN: 9783947931446
192 Seiten, Hardcover
Media Maria 2022
Preis: Euro 20,50


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