Man mag das Wort „Synodalität“ nicht mehr hören

13. Februar 2023 in Kommentar


Niemand ist gezwungen, Synodalität der Kirche zu bekennen. Die Kirche hat vier Attribute: einig, heilig, katholisch und apostolisch. Daran ist sie zu erkennen. Synodal gehört nicht dazu - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

Viele gläubige Katholiken können das Wort „Synodalität“ nicht mehr hören. Man verbindet damit besonders in Deutschland den umstrittenen Synodalen Weg von DBK und „ZdK“, der vorwiegend mit der Dekonstruktion des katholischen Glaubens und hier besonders der Sexualmoral und Ehelehre beschäftigt. Insgesamt ist die katholische Anthropologie den deutschen Synodalisten ein Dorn im Auge. Kämpferisch geht es zu, wenn die Agenda umgesetzt werden soll. Da werden alle Register der Machtpolitik gezogen, die Opferkarte ist zugleich die Stimmkarte. Die Betroffenheit ersetzt das Argument. Die Gefühligkeit hat die Vernunft in Pension geschickt. Da verärgert es, wenn dann auch noch der Papst ständig von einer synodalen Kirche spricht. Dabei meint der Papst etwas ganz anderes. Dennoch: Um es an dieser Stelle noch einmal anzufügen, niemand ist gezwungen, Synodalität der Kirche zu bekennen. Die Kirche hat vier Attribute: einig, heilig, katholisch und apostolisch. Daran ist sie zu erkennen. Synodal gehört nicht dazu.

Ekklesiologisch ergibt es Sinn, wenn sich die Hirten der Kirche über den Glaubenssinn des Gottesvolkes informieren. Wer wissen will, was Synodalität im Kern ist und wo die Bedeutung der Synodalität für die Kirche liegt, der höre zu, was Kurt Kardinal Koch über Synodalität sagt. Da bekommt dieser optionale Aspekt des kirchlichen Lebens, denn das und nichts anders ist Synodalität, eine ganz andere Stoßrichtung. Synodalität gehört nicht zu den Grundvollzügen der Kirche. Sie kann aber eine sinnvolle Hilfe sein, die Zeichen der Zeit im Licht des Evangeliums zu deuten. Zum einen stehen bei einer Synode die Bischöfe im Vordergrund, denn die Leitung der Kirche obliegt den Apostelnachfolgern in Einheit mit dem Papst und niemand anderem. Ganz sicher kann man feststellen, spielen in Fragen der Kirchenleitung deutsche Kirchenfunktionäre nicht einmal eine marginale Rolle. Sie spielen exakt gar keine Rolle. Macht man sich das bewusst, wird die lärmende Überflüssigkeit des „ZdK“ nur noch einmal ärgerlicher, als sie es ohnehin schon ist. Es macht sie aber auch erträglicher, denn sie ist nur lästig wie eine Fliege und wird mit der Zeit vergehen. Die Kirche bleibt.

Nun bedeutet aber Synodalität gerade nicht, dass Bischöfe Kraft ihrer episkopalen Wassersuppe omnipotente Allentscheider sind. Ganz im Gegenteil wird der kluge Bischof auf den Glaubenssinn der Herde achten, wird er ihre Bedürfnisse erfragen und mit den Gläubigen und den Mitbrüdern im Bischofsamt Wege der Evangelisierung in unserer Zeit suchen. Dass es dabei um das ganze Gottesvolk geht und eben nicht um eine zumeist noch von der Kirche alimentierte Funktionärskaste geht, versteht sich (außer in Deutschland) von selbst. Der freundliche Hinweis eines Franz- Josef Overbeck aus Essen, Eucharistiefeiern werde es bald nur noch punktuell geben, ist ein brillantes Beispiel, wie es nicht sein sollte. Danke, aber haben wir auch schon gemerkt. Ein Hirte der Kirche, der um die Sakramentalität der Seelsorge weiß und sich um die Seelen der ihm anvertrauten sorgt, würde synodal mit seiner Herde nach Wegen der Evangelisierung suchen, statt sich einfach weiter der Dekonstruktion des Glaubens zu verschreiben.

Auch wenn man die Zusammenkunft in Prag im Rahmen der kontinentalen Phase der Weltsynode über Synodalität wahrlich nicht glorifizieren sollte, zeigte sich doch hier eine weitaus größere ekklesiologische Klarheit. (Die natürlich sofort aus deutschen Funktionärskreisen als nicht synodal moniert wurde!) Es zeigte sich, was der Papst wünscht, nämlich mehr aufeinander hören statt eines Redestakkato und von Geschäftsordnungsantragsdauerfeuer manipulierte Sitzungen. Es zeigte sich, dass die kirchliche Situation in Europa schon recht kontrovers ist und leider zeigte sich auch eine typisch deutsche Arroganz im Statement des Vorsitzenden der DBK, der allen eher traditionell katholischen Gläubigen eine gewisse Zurückgebliebenheit bescheinigte. Als deutscher Katholik kann man sich von diesem Statement nur peinlich betroffen zeigen. Denn auch das wird deutlich, in dem Statement findet sich nicht ein einziger Punkt, an dem sich anknüpfen und eine Basis für einen gemeinsamen Weg finden ließe. Nichts am Statement des Vorsitzenden der DBK ist konsens- oder auch nur anschlussfähig. Das war – zugegebenermaßen – ein Schock, der saß.

Keine Synode ohne Comedy. Als jemand vom Teufel sprach und sich die Köpfe in Richtung der „ZdK“- Präsidentin drehten, was mit Verlaub eine gewaltige Überschätzung von Frau Stetter- Karp darstellt, zeigte sich diese – mit cooler Routine die Opferkarte ziehend – davon sehr verletzt. Die Szene ging auf Twitter viral und hat so manchen schenkelklopfenden Lacher ausgelöst. Ob Petrus nach Mt 16,23 auch die Opferkarte gezogen hat?

Alles in allem waren die Tage von Prag eine deutliche Klarstellung, dass der weltweite synodale Prozess bei aller Kritik, die man daran üben kann, bei weitem nicht mit dem deutschen synodalen Weg von DBK und „ZdK“ zu vergleichen ist. Allein, es fiel auf, dass man aus Deutschland einzig und allein die Funktionärskaste angekarrt und das gläubige Gottesvolk ausgesperrt hatte. Man gibt sich eben stete Mühe, den Papst in seinen Vorbehalten gegenüber Deutschland zu bestärken. Übersetzt man den päpstlichen Ausdruck, „elitär“ mit funktionärslastig, was in der Tat gemeint sein dürfte, dann wird ein Schuh daraus, denn auch der umstrittenen Synodal Weg bleibt dem gewöhnlichen Gottesvolk verschlossen. Man darf DBK und „ZdK“ für die Delegiertenauswahl dankbar sein, denn so wurde weltkirchlich deutlich, was in Deutschland abgeht.

Es dürfte in den letzten Wochen vor der fünften und letzten Synodalversammlung in Deutschland noch recht spannend werden. Leider zeigt sich immer deutlicher, dass Teile des deutschen Episkopats in trauter Einheit mit der Mehrheit der Laienfunktionäre den Weg ist Schisma ungebremst vorangehen wollen. Es bleibt spannend, ob Rom die Einführung des Synodalen Rates abwarten oder vorher noch weitere Interventionsschritte unternehmen wird. Über eines kann man sich innerhalb der Kirchenfilterbubble derzeit nicht beklagen: Langeweile. Aber bitte nicht vergessen: Außerhalb der Kirchenfilterbubblemedien jeglicher Couleur finden Synodaler Weg und Weltsynode maximal als Randnotiz statt.

Die säkulare Gesellschaft zeigt gar kein Interesse an diesen Dingen. Und das(!) ist weitaus erschreckender als alles andere.


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