Die Umkehr eines Bischofs

9. März 2023 in Kommentar


„Ich habe das Gute unterlassen. Ich habe es versäumt über die Lehre der Kirche zu sprechen. Es ist illusorisch Texte anzufertigen, die Anfragen an das Lehramt stellen, die das Lehramt aber längst beantwortet hat.“ Gastbeitrag von Lukas Matuschek


Bonn (kath.net) Unten abgedruckt möchte ich einen Text vorschlagen, den wir leider noch nie gehört haben, und vielleicht so nie hören werden. Eine Fiktion, die aber vielleicht mehr Wahrheit enthält als die echten Worte, denen wir sonst immer lauschen müssen. Der Text kann anfangs vielleicht wie eine Anklage sein. Ist er aber nicht. Nur ein tiefes Bekunden von Trauer so etwas zu selten zu hören:

Ehre sei Gott in der Höhe, dafür dass Er uns Menschen zur Umkehr ruft.

In diesem Fall bekenne ich meine Fehler in den letzten Jahren, und als Person des öffentlichen Lebens bin ich verpflichtet diese Sünden öffentlich zu benennen und um Vergebung zu bitten.

Der Synodale Weg als solcher hat zwar von der Idee her wie der Synodale Prozess in der Weltkirche seine Berechtigung, wenn wir uns von Neuem auf Ihn ausrichten. Für die Art und Weise wie ich aber innerhalb dieses Weges agiert habe, bitte ich um Verzeihung. Insbesondere bereue ich, dass ich die treue Minderheit, die am Lehramt im Synodalen Weg festhält, nicht verteidigt und geschützt habe, nicht mal durch das demokratische Minimum einer geheimen Abstimmung.

Ich habe das Gute unterlassen. Ich habe es versäumt über die Lehre der Kirche zu sprechen. Es ist illusorisch Texte anzufertigen, die Anfragen an das Lehramt stellen, die das Lehramt aber längst beantwortet hat. Und obwohl ich die Antwort kenne, habe ich sie nicht überzeugend vorgetragen. Wahrscheinlich fehlt mir Gottvertrauen und ich bitte um Ihr Gebet. Durch meine Taten und Worte ist Verwirrung entstanden, denn die Botschaft Jesu wie wir sie im Evangelium lesen ist klar. Lassen sie mich deshalb kurz auf die wichtigsten Punkte eingehen.

Zunächst zur Missbrauchsstudie. Hier haben ich und andere durch Vertuschung und Nichtbeachtung viel Schuld auf mich geladen. Ja, in unserer Mitte gab es Priester, die Menschen ungeheuren Schaden zugefügt haben. Dieses hätten wir öffentlich aufklären sollen und die überführten Täter aus unserer Gemeinschaft ausschließen sollen. Dies wäre ein Gerechtes vorgehen gewesen, das mit der Schrift im Einklang steht. Denn Strafen zum Schutz und zur Widergutmachung zu verhängen ist Aufgabe der Kirchenführung. Und eine solche Strafe ist Gerechtigkeit für die Betroffenen und Barmherzigkeit gegenüber dem sündigen Verbrecher, damit er die schwere seiner Tat bedenkt, und nicht erst beim Letzten Gericht seine Augen öffnet. Solches nicht zu tun ist eine Sünde der Unterlassung, die ich persönlich zu verantworten habe. Möge Papst Franziskus entscheiden, ob ich meinen Dienst für Sie weiterführen kann.

Aber die Sexualmoral der Kirche ist kein Grund für den Missbrauch. Jesus ist in der Bergpredigt glasklar, in dem er selbst übergriffige Gedanken im Herzen als Sünde bezeichnet, die Strafen nach sich ziehen. Daran zu arbeiten, um ein reines Herz zu kämpfen ist Aufgabe für unser ganzes Leben. Und darauf zu verzichten, und Ausreden in anderen Sinnebenen von Sexualität zu suchen, um die Nachfolge Christi in diesem Punkt nicht antreten zu müssen, ist im letzten unserem kleinen Glauben geschuldet. Jeder ist frei Jesus nachzufolgen so gut er kann. Aber wenn man sich Aspekte des Glaubens herauspickt und andere liegen lässt, ist man eben nicht in der Nachfolge Christi, sondern man ist sein eigener Herr. Jesus fordert uns ganz oder gar nicht, heißt oder kalt, denn lauwarm will Er uns nicht. Freiheit bedeutet Ihm nachzufolgen oder sich Ihm zu widersetzen. Es gibt keinen Mittelweg. Wir sind alle Sünder in unseren eigenen Problemfeldern, nur dürfen wir nicht aufhören dagegen anzukämpfen. Dazu haben wir insbesondere Seine Hilfe im regelmäßigen Sakrament der Beichte. Die Nachfolge Christi verlangt von uns, dass wir uns selbst verleugnen. Auch und gerade dann, wenn wir mit Ihm nicht übereinstimmen, damit nicht unser, sondern Sein Wille geschehe. Dass ich hierin kein Vorbild war und über meine Beichtpraxis geschwiegen habe, ist meine Schuld vor Gott.

Ähnlich ist es mit Gerechtigkeit. Er ist das Maß unserer Gerechtigkeit. Denn in Ihm wurde alles erschaffen. Ist es gerecht, dass der Papst die Geschicke der Kirche leitet? Es ist eine Situation, die wir vorfinden, und ein Lehramt, das uns geschenkt ist. Eine Vollmacht, die von Gott selbst eingesetzt ist. Wenn wir darauf vertrauen, gehen wir Seinen Weg. Wenn nicht erheben wir uns zum Maß der Dinge. Und Gott hat Unterschiede in der Vollmacht zugelassen, und Er kann sie wieder nehmen. Aber es ist nicht an uns etwas zu fordern, denn vor Gott haben wir kein Recht auf etwas, sondern alles ist Seine Gnade. Und die demütige Umkehr des Franziskus von Assisi, die die Kirche erneuerte, hatte die besseren Früchte als die Forderung der Reformation, die in unserem Land zum 30-jährigen Krieg führte. Ich bitte also besonders um Verzeihung für mein hochmütiges Auftreten gegenüber unserem Nuntius.

Derjenige schließlich, der Vollmacht erhält, wie im Sakrament der Weihe, trägt eine Aufgabe und einen Dienst, nicht für sich, sondern als Diener für alle, und als Diener Gottes. Ich bitte um Entschuldigung für jede Minute und jeden Euro, der nicht in das Werk Gottes geflossen ist. Der nicht aktiv dazu beigetragen hat, dass sein Reich wächst. Der mir selbst ein gutes Leben gesichert hat, statt Seine Botschaft hörbar zu machen. Mit aller Kraft, allem Geld und all meiner Zeit will ich Ihn lieben und alles für die Evangelisierung einsetzen. Nicht weil ich ein Musterbeispiel eines guten Christen bin, denn das bin ich nicht. Ich bin ein Sünder, schlimmer als alle anderen. Aber die Glaubwürdigkeit der Kirche hängt nicht an mir, hängt nicht an Ihnen und nicht am Synodalen Weg. Glaubwürdig ist Christus allein. Und nur in Ihm will ich Zuflucht finden, weil Er treu ist. Er ist der einzige Grund in der Kirche zu sein, zu bleiben und in sie einzutreten. Für meine Untreue möchte ich um Verzeihung bitten und mein Gelöbnis bei der Weihe erneuern.

Wenn die Welt sich für einen anderen Weg entscheidet, ist das ihre Freiheit. Weder kann ich Sie zum Glauben zwingen, noch kann das ein Synodaler Rat. Die Kirche ist keine Monarchie aber auch keine Demokratie, denn jeder ist absolut frei. Der Welt und jedem Einzelnen aber immerzu die Entscheidung vor Augen zu halten ist meine Aufgabe und unsere Aufgabe, zu der Jesus mich und Sie wieder einladen will. Geben wir unser Leben ganz für Ihn hin, für Christus unseren Herrn und Gott. Dann wird Er seine Kirche und dieses Land und unsere Herzen erneuern. Nicht um uns gut dastehen zu lassen, sondern um seinen Namen zu heiligen. Gepriesen Sei Er in Ewigkeit.

Gezeichnet, Kein deutscher Bischof*

*Ausdrücklich werden von diesem Text ausgenommen jene wenigen mutigen deutschen Bischöfe, die öffentlich sich versuchten dem Synodalen Weg entgegenzustemmen, bsp. durch in entsprechenden Wortmeldungen oder durch verweigerte Zustimmung bei Abstimmungen.


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