Bischof: Ukrainische Kirchen sind Orte der konkreten Hilfe

13. März 2023 in Weltkirche


Kiewer Weihbischof Sus im "Vorarlberger KirchenBlatt": In Österreich unvorstellbar, "wie viel Menschen aufgrund dieser guten Taten gläubig geworden sind"


Feldkirch (kath.net/KAP) Der Krieg hat den Ukrainerinnen und Ukrainern einen neuen Blick auf Kirche vermittelt: Das hat der Kiewer Weihbischof Stephan Sus (41) im Interview mit dem "Vorarlberger KirchenBlatt" (aktuelle Ausgabe) dargelegt. Viele, die in der Ukraine zuvor nicht gläubig waren, seien seit Beginn des russischen Großangriffs vor einem Jahr erstmals in eine Kirche gekommen und hätten dort Schutz und konkrete Hilfe erfahren, etwa durch dort verteilte Lebensmittel. Viele hätten in der Notsituation auch zum Glauben und zum Gebet gefunden, erklärte der für die griechisch-katholische Diaspora zuständige Kirchenmann bei seinem Besuch in Bregenz.

Bischof Sus hatte in Vorarlberg rund um den Jahrestag des Kriegsbeginns die ukrainischen Gemeinden besucht und bei einem gemeinsamen Gottesdienst mit Bischof Benno Elbs für die durch Spenden, Hilfstransporte und Gebete erfahrene Solidarität gedankt. "In Österreich kann man sich nicht vorstellen, wie viel Menschen aufgrund dieser guten Taten gläubig geworden sind", sagte der Bischof.

Der Bedarf an Unterstützung seiner Heimat sei groß. Mehr als zehn Millionen Ukrainer lebten derzeit unter der Armutsgrenze, viele litten an Hunger, ohne Möglichkeit, Lebensmittel einzukaufen, oder seien von der Wasserversorgung abgeschnitten. Die verteilten Lebensmittelpakete hälfen dabei, "für eine Woche das Überleben zu sichern". Zudem seien die Kirchen auch zu Wohnhäusern für tausende obdachlos gewordene Binnenflüchtlinge geworden.

Krieg bedeute ganz konkret, "dass das über Jahre selbst gebaute Haus über Nacht nicht mehr da ist", verdeutlichte Sus die Situation seiner Landsleute. Die Not sei für sie auch zu einem Lehrmeister des Gebetes geworden. "Unsere Soldaten sagen, nicht die Waffen sind das Wichtigste, sondern das Gebet, das unsere Waffe geworden ist." Das Gebet verleihe innere Kraft und gebe den Ukrainern die Möglichkeit, "immer Menschen zu bleiben".

Warum es zu dem verheerenden Krieg gekommen sei, bleibe dabei freilich ein Rätsel. "Wir wissen nicht, warum Gott diesen Krieg zugelassen hat. Wir haben viele Fragen an Gott. Die Antworten bekommen wir wahrscheinlich, indem wir unser eigenes Leben gut leben", sagte Sus. Die Ukraine, die den Krieg nicht begonnen habe, kämpfe gegen das Böse, "weil der Krieg das Böse ist".
Große Bedeutung maß der Bischof auch der diplomatischen Unterstützung der Ukraine zu. Bis zum Kriegsbeginn habe niemand mehr an die Ukraine geglaubt. "Dass US-Präsident Joe Biden, aber auch Spitzenpolitiker anderer Länder, einfach so in Kiew spazieren gegangen sind, ist für uns ein Zeichen, dass Russland diesen Krieg verloren hat", so Sus.

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