17. März 2023 in Kommentar
"Die Katholiken warten darauf, was Papst Franziskus zu Bischöfen und einer in Teilen manifest häretischen Kirche" sagen wird. Gastbeitrag von Bernhard Meuser/Evangelische Nachrichtenagentur IDEA
Wetzlar (kath.net/Evangelische Nachrichtenagentur IDEA) Es hat mich immer erstaunt, wie sehr sich meine evangelischen Freunde für die Auseinandersetzungen um den „Synodalen Weg“ interessiert haben. Gestern schrieb mir einer von diesen Freunden: „Jetzt sieht es wohl so aus, als sei Euer langer und mit großem Einsatz geführter Kampf verloren gegangen.“ Und er schickte mir zum Trost (und vielleicht zur Mobilisierung der Kräfte) das schöne Reformationslied „Das Wort sie sollen lassen stahn und kein’ Dank dazu haben; er ist bei uns wohl auf dem Plan mit seinem Geist und Gaben ...“
Ein anderer dieser Freunde rief mich heute an und meinte: „Jetzt steht ihr wohl mitten im Kirchenkampf!“ Beide haben recht. Wir sind in einem Kampf, der noch lange nicht ausgefochten ist. Und es geht – evangelische Christen dürfte es elektrisieren – letztlich um das Wort, seine Kraft, seine Würde, seine Geltung.
Synodalversammlung setzt sich über römische Weisung hinweg
Wenig spektakulär verlief der Streit um die Integrität des Bischofsamts und die Frage der Machtbeteiligung durch Laien in einer Art „Hirten-Räterepublik“. Weil „Rom“ da klar Kante gezeigt hatte, agierten die Delegierten mit erkennbarer Zurückhaltung.
Umso höher ging es dann einher bei der Frage: Darf die Kirche gleichgeschlechtliche und wiederverheiratete Paare segnen? Rom hatte das untersagt, letztlich mit zwei Argumenten: Man würde erstens eine Art Trausakrament simulieren.
Zweitens kann die Kirche zwar jeden einzelnen Menschen, der es wünscht, segnen (also Gott in einem guten Bestreben um Beistand bitten), aber sie kann nicht ein Paar auf etwas hin segnen, was die Heilige Schrift Sünde nennt. Die Synodalversammlung setzte sich über diese römische Weisung souverän hinweg: „Wir machen das mal so.“
Es geht um das Schriftprinzip
Rom wird das nicht hinnehmen, weil Rom das nicht hinnehmen kann. Es geht um das Schriftprinzip. Auch für Katholiken ist die Heilige Schrift „norma normans non normata“ – also eine Größe, die durch nichts Größeres außer Kraft gesetzt werden kann. Deshalb gilt auch Römer 1, wo spezifische Formen von Unzucht als Folge der „Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen“ (Römer 1,18) benannt werden.
Die Untauglichkeit der Versuche, das für irrelevant zu erklären oder durch Interpretation zu tilgen, haben führende Exegeten wie Richard B. Hays oder N. T. Wright zur Genüge erwiesen. Auch die katholische Kirche kann kein Tun per Dekret segnen, was die Bibel objektiv „diskriminiert“.
Das Tun und nicht die Menschen werden diskriminiert, die angesichts der Schöpfungsordnung Gottes in die größte affektive Bedrängnis kommen können, sprich subjektiv nicht erkennen, nicht leben, nicht für wahr halten können, was da steht. Sie benötigen jeden pastoralen Beistand, aber keinen exegetischen Trickbetrug.
Papst Franziskus weist auf die Grenzen der Souveränität hin
So warten also die Katholiken einmal mehr darauf, was Papst Franziskus zu den Bischöfen und einer in Teilen manifest häretischen Kirche sagt. Sehr vornehm, aber Mal um Mal deutlicher, hat der Papst die Deutschen auf die Grenzen ihrer Souveränität hingewiesen. Es gibt die Schrift, den Katechismus, das Kirchenrecht. Alle diese Hürden wurden gerissen. Würde der Papst jetzt das rechtlich Geforderte nicht auch rechtlich durchsetzen – seine Autorität wäre futsch.
Der Autor, Bernhard Meuser (Aschau/Chiemsee), ist Initiator des katholischen Jugendkatechismus YOUCAT.
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