Die deutsch-synodale Verhöhnung des Evangeliums

29. März 2023 in Kommentar


Seit der letzten Versammlung des Synodalen Wegs „sind nun einige Wochen vergangen, aber noch immer warten einfach gläubige Katholiken auf römischen Klartext. Oder werden die irrlichternden Beschlüsse …“ Gastbeitrag von Thorsten Paprotny


Bonn-Hannover (kath.net) Seit der letzten Frankfurter Synodalversammlung sind nun einige Wochen vergangen, aber noch immer warten einfach gläubige Katholiken auf römischen Klartext. Oder werden die irrlichternden Beschlüsse so unbeantwortet bleiben wie seinerzeit die Deklarationen, die nach der „Würzburger Synode“ nach Rom gesandt wurden? Einer näheren Würdigung bedarf im Nachgang der Synodalversammlung die „Impuls“ genannte Predigt vom 11. März 2023 von Bischof Dr. Georg Bätzing, der keine Scheu kennt, die Frankfurter Geschehnisse mit dem Gleichnis vom verlorenen Sohn bzw. vom barmherzigen Vater in Verbindung zu bringen und damit das Evangelium auf skandalöse Weise zu instrumentalisieren.

Bischof Bätzing sagte: „Von Irrwegen, Heimwegen, Freudensprüngen und Bewegungsblockaden erzählt das wohl berühmteste Gleichnis Jesu. Dürfen wir es vom Glaubensweg einzelner auf die ganze Kirche übertragen? Ich denke schon. Und die unterschiedlichen Sprachbilder, die sich in Teilen der Kirche unterwegs auf dem Synodalen Weg entwickelt haben, legen es fast nahe.“ Die „ganze Kirche“ scheint hier mit der Kirchenprovinz Deutschland in eins gesetzt zu werden. Die systematisch betriebene deutsch-synodale Abkehr von der Lehre der Kirche wird von Bischof Bätzing als „Heimweg hin zu einer Kirche, die mehr dem Willen ihres Herrn entspricht“, bezeichnet. Nicht „anders katholisch“ (Bätzing), aber anders formuliert: Wer sich von Rom, von der verbindlich gültigen Lehre der Kirche, vom Evangelium Jesu Christi und von der Gemeinschaft der Kirche aller Zeiten und Orte abwendet, befindet sich auf dem „Heimweg“ zu der Stiftung Jesu Christi?

Nein, wer die eigenen Ideen, Privatmeinungen und Sondertheologien mit dem Willen Gottes identifiziert, begibt sich vom deutsch-synodalen auf den deutsch-schismatischen Weg. Bätzing führt weiter aus: „All unsere Beschlüsse wollen Zeichen der Umkehr und Erneuerung setzen. Wir wollen heimkehren, wollen eine Kirche gestalten, in der das Evangelium vom barmherzigen Vater wieder leuchten kann.“ Richtig ist: In Deutschland gibt es Bestrebungen, eine Kirche zu gestalten und nach eigenen Wünschen zu formen. Das ist zutreffend beschrieben. Die „Zeichen der Umkehr und Erneuerung“ sind indessen dezidiert konzilswidrige Schritte der beherzten, konsequenten und selbstgewissen Abwendung von der Kirche Gottes.

Bischof Bätzing ist sich anscheinend sicher: „Wir sind unterwegs nach Hause. Die Richtung stimmt.“ Das Gleichnis Jesu wird ins Sinnwidrige verkehrt. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz wird so wenig wie die Mehrheit der deutsch-synodalen Aktivisten darüber entscheiden können, ob „die Richtung stimmt“ – natürlich ist es möglich, eine solche falsche Meinung öffentlich und offensiv zu vertreten und davon überzeugt zu sein, dass jeder Schritt weg von der römisch-katholischen Kirche in das Land der Verheißung führt. Führt also der schismatisch imprägnierte deutsch-synodale Weg in die Arme des „barmherzigen Vaters“?

Über diese unerträgliche Instrumentalisierung des Evangeliums werden einfach gläubige Katholiken nur verständnislos den Kopf schütteln. Wer eine kluge, exegetisch tadellose und wahrhaft römisch-katholische Auslegung des Gleichnisses hören möchte, dem sei diese Predigt von Pater Engelbert Recktenwald (siehe Link) ans Herz gelegt.

Dr. Thorsten Paprotny (siehe Link) lehrte von 1998-2010 am Philosophischen Seminar und von 2010 bis 2017 am Institut für Theologie und Religionswissenschaft der Leibniz Universität Hannover. Er publizierte 2018 den Band „Theologisch denken mit Benedikt XVI.“ im Verlag Traugott Bautz und arbeitet an einer Studie zum Verhältnis von Systematischer Theologie und Exegese im Werk von Joseph Ratzinger / Benedikt XVI.

kath.net-Buchtipp
Theologisch denken mit Benedikt XVI.
Von Thorsten Paprotny
Taschenbuch, 112 Seiten
2018 Bautz
ISBN 978-3-95948-336-0
Preis 15.50 EUR


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