8. April 2023 in Spirituelles
Zehntausend Gläubige bei Kreuzweg mit Roms Kardinalvikar De Donatis - "Stimmen des Friedens in einer Welt des Krieges" als Kreuzwegmeditationen - Zuletzt erkrankter Papst betet Texte wegen kühler Temperaturen von seiner Wohnung im Vatikan aus mit.
Rom (kath.net/ KAP)
Der traditionelle Kreuzweg am römischen Kolosseum hat am Karfreitag ohne Papst Franziskus stattgefunden. Wenige Stunden vor der abendlichen Veranstaltung hatte der Vatikan mitgeteilt, dass der Papst wegen der Kälte auf eine Teilnahme verzichte und den Kreuzweg von seiner Wohnung im Vatikan aus begleiten mitbeten werde. Der 86-jährige war erst am Samstag nach einer Bronchitis aus dem Krankenhaus entlassen worden und feierte die Gottesdienste der Karwoche mit streckenweise heiserer Stimme.
Für die Osternacht und den Ostermorgen sind im Vatikan zwei Gottesdienste mit dem Papst geplant. Am Mittag des Ostersonntags erteilt der Papst den Segen Urbi et orbi (der Stadt Rom und dem Erdkreis).
Den Kreuzweg am Kolosseum mit rund zehntausend Gläubigen vor Ort leitete stellvertretend für den Papst Kardinal Angelo De Donatis, er ist der Vikar des Papstes für die Diözese Rom. Zu den 14 Kreuzwegstationen wurden während des Ritus Texte von Menschen aus unterschiedlichen Ländern vorgelesen, die unter den Folgen von Krieg und Gewalt leiden. Diese "Stimmen des Friedens in einer Welt des Krieges" kamen unter anderem aus der Ukraine, Nigeria, Irak, Südsudan, Syrien und der Demokratischen Republik Kongo. Das Holz-Kreuz trugen streckenweise Flüchtlinge, die in Italien leben.
Einer der Texte sorgte im Vorfeld besonders für Aufsehen. Er enthält Aussagen eines Ukrainers und eines Russen, beide im Teenageralter, die von ihren jeweiligen Kriegserfahrungen handelten. Der Ukrainer aus Mariupol berichtete von den Zerstörungen in seiner Stadt, der Russe davon, dass sein Bruder wie schon sein Vater und sein Großvater im Krieg gefallen sei.
Im Vorjahr hatte es eine diplomatische Verstimmung zwischen dem Vatikan und Kiew gegeben, als eine Ukrainerin und eine Russin beim Kreuzweg gemeinsam das Kreuz trugen. Damals weigerte sich das ukrainische Fernsehen, die Zeremonie zu übertragen.
Papst leitete Karfreitagsliturgie im Petersdom
Am frühen Freitagabend hatte Papst Franziskus wie geplant die Karfreitagsliturgie im Petersdom geleitet. Nach der Verlesung der Leidensgeschichte Jesu aus dem Johannesevangelium und der traditionellen Predigt des Päpstlichen Hauspredigers Raniero Cantalamessa sprach der Papst die sogenannten Großen Fürbitten für die Anliegen der Kirche und der Welt in lateinischer Sprache. Franziskus betete stehend, mit streckenweise heiserer Stimme.
In seiner Predigt ging Kardinal Cantalamessa auf den von Friedrich Nietzsche proklamierten Tod Gottes ein. Die Konsequenzen dieses Denkens seien bis heute im postmodernen Denken intellektueller Kreise zu spüren. Der gemeinsame Nenner dieser Strömungen sei ein totaler Relativismus in Ethik, Sprache, Philosophie, Kunst und Religion. "Nichts ist mehr fest, alles ist flüssig oder verdampft sogar."
Die Gläubigen seien verpflichtet zu zeigen, dass hinter diesem Nihilismus der "Geist der Verneinung" stecke, der schon Adam und Eva verführt habe. Dem modernen Menschen erscheine dies nur als ein Mythos, doch die historische Erfahrung lehre, dass dahinter eine tiefe Wahrheit liege, führte der prominente Kapuziner-Prediger aus.
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