10. April 2023 in Kommentar
Viele deutsche Bischöfe kümmern sich mehr um Gremien, Strukturen und Funktionäre als um ihre Priester. Nun erleben wir, dass die Zahl der Priesterweihen in Deutschland massiv zurück geht - Der Montagskick von Peter Winnemöller
Rom (kath.net)
Der Gründonnerstag, den wir vor wenigen Tagen gefeiert haben, ist traditionell der Priestertag schlechthin. In der Hl. Messe am Morgen des Tages weiht der Bischof die heiligen Öle und die Priester erneuern ihr Weiheversprechen. Der Heilige Papst Johannes Paul II. schrieb den Priestern jährlich am Gründonnerstag einen Brief. Ebenfalls an einem Gründonnerstag, nämlich im Jahr 2003, erschien die Enzyklika „Ecclesia de Eucharista“. Johannes Paul II. verstand sich selber, das ergab sich aus zahlreichen Äußerungen, primär als Priester. Als Bischof aus gestattet mit der Fülle der priesterlichen Weihegewalt, war er Vater seiner Priester und als Papst sah er sich als Vater aller Priester weltweit. Dieses sakramentale Amt füllte der heilige Papst mit sehr großer Hingabe aus. Will man einem Priester ein frommes und doch der Welt zugewandtes Beispiel vor Augen führen, dieser heilige Papst wäre eine gute Wahl.
Aktuell ist das Priestertum in Deutschland schwer unter Beschuss. Dass die Welt den Priester hasst, ist nicht neu. Persönliche Schuld von Kleriker, die jungen Menschen schlimmes angetan haben, lastet wie Fels auf dem Klerus und damit auf der ganzen Kirche. Nur zu gerne würde man den Klerus abstreifen, wie ein zu eng gewordenes Gewand. Doch der Priester ist von Gott gewollt. Auch der Priester ist in seiner Natur durch die Erbsünde gebrochen und kann schwer sündigen. Dieser Widerspruch löst sich nur in dem auf, der das Priestertum gewollt hat, in Christus. Der Priester bringt der Welt die Versöhnung und Vergebung durch die Taufe und die Beichte. Er zeigt uns durch die Eucharistie den Weg des Heils. Der Priester spendet kranken und sterbenden Menschen Trost durch die Sakramente der Beichte, der Eucharistie und der Krankensalbung. Der Priester hat mit seinem dreifachen Charisma des Leitens, Lehrens und Heiligens die Verantwortung für die ihm anvertraute Gemeinde.
Das sakramentale Amt ist eines. Man kann zwischen dem Diakon, dem Priester und dem Bischof keine Trennlinie ziehen kann. Der Diakon ist dem Bischof zugeordnet, wird aber heute für konkrete Pfarrei geweiht, wenn er ständiger Diakon ist. Der Pfarrer ist immer für eine konkrete Diözese geweiht und hängt an der Jurisdiktion seines Bischofs, der ihm nicht nur ein Chef, sondern ein geistlicher Vater sein soll. Der Bischof wird für eine konkrete Diözese geweiht. Selbst Auxiliarbischöfe werden auf eine (untergegangene historische) Diözese geweiht. Man erkennt sehr schnell den inneren geistlichen Zusammenhang, der das Amt eint und ihm doch eine differenzierte Ausprägung gibt. Der Bischof, mit der Fülle der Weihegewalt ausgestattet, übt auch die Fülle der Charismen Lehren, Leiten, Heiligen aus. Er ist der oberste Hirte seines Bistums und steht in der Hierarchie über allen Priestern und Diakonen seiner Diözese. Er hat die Lehr- und Leitungsgewalt über alle Gläubigen seiner Diözese hinsichtlich des Glaubenslebens der Katholiken.
Natürlich kann kein Bischof einem Laien befehlen, einen bestimmten Beruf zu ergreifen, einen bestimmten Wohnort zu wählen oder bestimmte Orte zu meiden. Bei seinem Klerus hingegen kann der Bischof genau das. Der Pfarrer einer Pfarrei trägt die Verantwortung für die Heiligung aller Katholiken seiner Pfarrei. Dazu ist ihm die Leitungsgewalt über die Pfarrei verliehen. Zudem ist er beauftragt, die Katholiken seiner Pfarrei zu lehren. Außerdem hat er den Heiligungsdienst zu vollziehen. Am sichtbarsten wird dies in der Applikationspflicht eines Pfarrers. Jeder Priester, der Pfarrer ist, hat einmal in der Woche, nämlich am Sonntag, die Pflicht eine Heilige Messe für seine Gemeinde zu feiern. Er darf an diesem Tag keine andere Messintention annehmen. Der Pfarrer hat sicherzustellen, dass die Gläubigen die Sakramente empfangen können.
Den Dienst der Priester in ihrer ganzen Tiefe auszuloten, würde den Rahmen einer Kolumne sprengen. Die österlichen Feiern machen in verschiedenen Aspekten die Bedeutung des sakramentalen Amtes klar. Da ist vor allem der Gründonnerstag, an dem der Herr selber das Priestertum in die Hände der von ihm persönlich berufenen Apostel gelegt hat. Innerhalb weniger Jahre entfaltet sich das Amt in seiner Dreigestalt unter Führung des Heiligen Geistes. Auch wenn heute viel spekuliert wird, am Ende des ersten Jahrhunderts lässt sich das Amt in seiner heutigen Gestalt in der Kirche erkennen. Ein anderer Aspekt ist der Ostermontag. Der Auferstandene trifft die beiden Emmausjünger. Er feiert mit ihnen die Eucharistie und sie erkennen ihn an seinem Tun. Dann ist er ihren Augen entzogen. Es ist keine Magie, keine Zauberei aber auch keiner Scharlatanerie, was die Priester tun, die Priester tun, was der Herr getan hat und sie tun es so, wie er es den Aposteln aufgetragen hat. Wehe ihnen, wenn sie es nicht tun.
In Deutschland ist das Priestertum von innerhalb der Kirche unter Beschuss. Der Synodale Weg hat sogar einen Prüfauftrag erteilt, ob man Priester überhaupt braucht. Nun erleben wir, dass die Zahl der Priesterweihen in Deutschland massiv zurück geht. Bischöfe kümmern sich mehr um Gremien, Strukturen und Funktionäre als um ihre Priester. Im Bistum des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz hatte es vor dessen Amtszeit eine kurze aber heftige Blüte an priesterlichen Berufungen gegeben. Diese ist erloschen. Auch andere Bistümer haben in diesem Jahr keine Priesterweihe. Das Bistum Hamburg hat derzeit keinen einzigen Kandidaten im Studium. Andere Bistümer können ihre Kandidaten an einer Hand abzählen. Wenn doch der Priester so wichtig ist, warum lässt uns der Herr ohne? Lässt er das wirklich?
Tatsächlich steht hinter dieser Frage die immer wieder vertretene These vom Priestermangel, die viele Bistümer wie eine Fahne vor sich hertragen und damit allerlei als Reformen bezeichnete Dekonstruktionen betreiben. Setzt man einmal nicht die Anzahl der getauften noch nicht ausgetreten Katholiken in Relation zu den vorhandenen Priestern, sondern die Zahl der praktizierenden Katholiken und betrachtet hier das Verhältnis zu aktiven Priestern, dann kommt man zu dem Ergebnis, dass das Verhältnis Priester zu aktiven Gläubigen noch nie so gut war. Leider ist das nur eine Theorie. Könnte man alle aktiven Gläubigen dazu bewegen, sich in räumlicher Nähe zueinander anzusiedeln, wäre alle bestens versorgt. So weit die Theorie. Die Wirklichkeit ist die Diaspora. Diese gilt es für Priester ebenso zu tragen, wie für die Gläubigen.
Leider gehen die Diözesen alle derzeit einen falschen Weg. Man versucht krampfhaft volkskirchliche Strukturen zu retten, die schon verloren sind. Nichts dagegen, sie dort zu retten, wo sie lebendig sind. Im Gegenteil! Genau da liegt nämlich der Fehler. Wo noch etwas lebt, muss es sich anpassen. Statt bestehende geistliche Strukturen zu stärken und tote Orte aufzugeben, wird alles gleich – und damit gleich schlecht – behandelt. So vereinsamen Priester, verschleißen sich im Dienst und machen Erfolglosigkeit und Fruchtlosigkeit zu Prinzipien pastoralen Handelns. Wollte man Priestern und Gläubigen helfen, würde man geistliche Zentren stark machen. Lieber dort, wo wirklich gläubiges Leben ist, noch einen Priester mehr hin und wo nur noch öde Leere ist, sterben lassen und später missionieren.
Inmitten dieser Zeit, in der die Priester nüchtern gesehen, am Sinn ihres Tuns geradezu verzweifeln müssen, ist es hoch an der Zeit, mal eine Lanze für die Priester und ihren wichtigen Dienst zu brechen. Zugleich aber gilt es, die Priester an den Kern ihres Dienstes zu erinnern. Nur ein Beispiel: Als ich am Gründonnerstag im Laufe des Tages eine Kirche zum stillen Gebet aufsuchte, sah ich in der Kirche zwei leere Beichtstühle. Es könnte ein Anfang sein, mit der Wiederbelebung der Beichtstühle anzufangen. In Zeiten moderner Laptops und Tablets kann man im Beichtstuhl außer Brevier beten sogar Predigten schreiben oder Verwaltungsaufgaben erledigen. Und wenn es nur ein Nachmittag in der Woche ist. Und wenn man vier Wochen vergeblich darinsitzt. Und wenn dann nur einer käme. Wie wäre es? Zum Ausgleich könnten wir Laien uns verpflichten, für den nervigsten Priester den wir kennen, einmal in der Woche ein Vater unser zu beten. Deal? Also ran! Lasst uns die Priester wieder stark machen.
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