Aus der Serie „Synodalenttäuschungen“ – Die Bischofswahl

17. April 2023 in Kommentar


Der Bischof soll Seelsorger und Vater der Seelsorger sein. Der Bischof darf kein Angsthase sein, der sich vor schlechter Presse oder Gegenwind fürchtet. Er sollte aber auch kein Enfant terrible sein - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Rom (kath.net)

Es brauchte nur wenig Phantasie, um sich vorzustellen, dass die Pläne der Paderborner Domherren, den neuen Erzbischof unter Beteiligung ausgewählter und ausgeloster Laienfunktionäre durchzuführen, zum Scheitern verurteilt sein musste. Die in Teilen des deutschen Sprachraumes weltweit einzigartige Wahl des Bischofs durch Domkapitel dürfte in Rom ohnehin nicht im allerbesten Ruf stehen. Man braucht nur wenig Phantasie, um sich vorzustellen, dass man das gerne abschaffen würde. Die Kirche denkt jedoch immer noch in Jahrhunderten. Falls es in hundert Jahren das Erzbistum Paderborn noch gibt, ist kaum anzunehmen, dass der Bischof anders als durch direkte Einsetzung aus Rom bestimmt wird. Preußisches und Badisches Konkordat werden irgendwann in den Bundesländern politisch nicht mehr zu halten sein. Eine aus säkularistischen Kreisen schon heute herbeiphantasierte radikale Trennung von Staat und Kirche wird sich irgendwann in Gestalt von politischem Willen manifestieren und dann stehen Verhandlungen über Konkordate an. Vor allem vom Staat finanzierte Leistungen zu Gunsten der Kirche stehen dann zur Disposition. Der Religionsunterricht ebenso wie die theologischen Fakultäten werden sicher zur Disposition stehen. Kaum anzunehmen, dass der Heilige Stuhl diese einfach ohne Gegenleistung aufgeben wird.

Es ist zudem kaum anzunehmen, dass ein immer säkulärer werdender Staat Interesse daran haben könnte, wie eine immer irrelevanter werdende Kirche ihre Bischöfe bestimmen. Sobald diese nicht mehr vom Staat besoldet werden, was in ein bis zwei Jahrzehnten endgültig Geschichte sein dürfte, können die Bischöfe dem Staat endgültig völlig egal sein. Wenn es der gegenwärtigen Bundesregierung gelingen sollte, den gordischen Knoten der Staatsleistungen zu lösen, wird es ernst mit der Ablösung. Ein Grundsätzegesetz, wie es erforderlich ist, damit die Länder und die Bistümer über die Ablösung verhandeln können, ist in Arbeit. Die Ablösung selber wird Jahre und möglicherweise Jahrzehnte dauern. Aber sie wird erfolgen.

Spätestens dann wird sich der Staat für die Bischöfe nicht mehr sonderlich interessieren. Zumal ohnehin kaum noch ein Bischof in ethischen Fragen seine Stimme erhebt. Wir werden in Kürze die Abschaffung des §218 erleben dürfen. Die gegenwärtige Bundesregierung stellt gerade die Weichen. Kein Bischof fordert die Debatte ein. Kein Bischof setzt sich vernehmbar für das Leben ein. Leihmutterschaft wird sehr bald auf dem Plan stehen. Gibt es im Episkopat eine theologische Positionsbestimmung dazu, um politisch die Stimme erheben zu können? Die nächste Runde der Organspendedebatte steht an, der Bundesgesundheitsminister macht sich für die Widerspruchsregelung stark. Wo ist die Stimme der Kirche für die Hirntoten? Ein Hirntoter ist nämlich im Gegensatz zu dem, was das Wort vermittelt, kein Toter sondern ein Sterbender. Es gibt noch viele gesellschaftliche Punkte, zu denen die Stimme der Bischöfe zu Gunsten einer christlichen Anthropologie im öffentlichen Diskurs fehlt.

Verwunderlich ist dies nicht. Die Kirche steht unter dem Eindruck des skandalösen Versagens im Umgang mit Sexualstraftaten ihrer Kleriker. Sie ist so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass nicht nur die Verkündigung ausfällt. Auch die Einmischung der Kirche in die großen ethischen Debatten, die eine Gesellschaft zu führen hat, bleibt aus. Bischöfe sind harmlos geworden. Die Harmlosigkeit äußert sich in einer Eigenrotation um teilweise längst geklärte, immer neu aufgelegte theologische Fragen. Sie äußert sich zudem in der Domestizierung der Bischöfe in Apparate, die die Kirche möglichst Selbstreferentiell halten. In einer Situation, in der Neuevangelisierung und klare Sprache Priorität eins haben müsste, halten Gendersprache und LGBT- Agenda Einzug in die Kirche. In Zeiten stetig sinkender Täuflingszahlen müssen unbedingt Laien mit der Taufe beauftragt werden, weil Klerikern ein bis drei Taufen monatlich nicht zuzumuten sind. Und natürlich müssen Bischöfe jetzt von denen gewählt werden, die die Kirche vollends zu einer soft-woken NGO umbauen wollen.

Das ist genau das, was wir nicht brauchen können. Wir brauchen im Gegenteil Bischöfe, die die Lehre der Kirche verkündigen und verteidigen. Der Bischof muss Katechet und Apologet sein. Wir brauchen Bischöfe, die sich in verstehbarer Sprache und mit klarer Ansage in die gesellschaftlichen Debatten einbringen. Der Bischof darf in einem schönen Haus wohnen, aber die Türen sollten offen sein. Der Bischof soll Seelsorger und Vater der Seelsorger sein. Der Bischof darf kein Angsthase sein, der sich vor schlechter Presse oder Gegenwind fürchtet. Er sollte aber auch keine Skandalnudel und kein Enfant terrible sein. Das wäre doch mal ein guter Ausgangspunkt.

Auch das derzeit vakante Bistum Osnabrück versucht sich gerade in Laienbeteiligung. Man betont, dies solle im Rahmen des geltenden Rechts geschehen. Nichts einfacher als das: Alle Katholiken in Osnabrück sind aufgerufen, sich Gedanken zu machen, wen sie sich als Bischof wünschen. Sie schreiben den Namen und vielleicht den Grund, warum es gerade dieser werden soll, an den Apostolischen Nuntius in Berlin. Jeder Vorschlag wird gewürdigt. Aus Rom wird dann eine Terna kommen, aus der die Domherren wählen.

Für Priester und Laien im Bistum gilt es, derweil den Himmel um einen guten Bischof zu bestürmen. So sieht eine gute und segensreiche Laienbeteiligung bei der Bischofswahl aus. Eine Funktionärsoligarchie, wie man sie in Paderborn geplant hatte, das sieht wohl auch Rom so, braucht niemand.

 

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