Diözese Linz: Katholiken können Einspruch gegen die Pfarraufhebung einlegen

18. April 2023 in Österreich


In Linz wird derzeit eine umstrittene Diözesanreform umgesetzt. In der Praxis erklärte jetzt eine Pastoralassistentin ernsthaft einem Pfarrer, dass dieser nicht mehr für die Verkündigung des Evangeliums zuständig sei - Von Roland Noé


Linz (kath.net/rn)

Am  4. Mai 2021 hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer die umstrittene Strukturreform der Diözese Linz beschlossen. Bis 2027 sollen de facto alle Pfarren abgeschafft werden und 40 neue „Großpfarren“ errichtet werden. Inzwischen zeigt sich bei den ersten Großpfarrerrichtungen, welche Schäden angerichtet werden und zu welchen absurden Entwicklungen dies in der Praxis führt. So wurde für eine Mühlviertler Großpfarre mit Andreas Golatz ausgerechnet ein Mann eingesetzt, der wegen seinen kirchenschädigenden Aussagen vor einigen Jahren fast nicht zum Priester geweiht wurde.  Mit „Aufstand gegen Rom“ und ähnlichen plumpen Sprüchen machte Golatz damals Schlagzeilen. Auch in seiner jetzigen Pfarre Gutau soll er laut Kenner vor Ort nicht besonders beliebt bei seinen Schäfchen sein.

Doch zurück zum Kernproblem. Mit der Pfarrreform ist das Priesteramt der großer Verlierer. Sämtliche Pfarrer werden abgesetzt und dann als "Pfarrvikar" wieder eingesetzt. Diese haben aber laut Diözesankonzept keine letztverantwortliche Hirtensorge mehr und sind einem 3er-Leitungsgremium unterstellt. Die Oberste Leitung der neuen (Groß)Pfarre besteht aus einem Pfarrer, einem Wirtschaftsvorstand und einem Pastoralvorstand, die dann überall in den alten Pfarren Einfluss nehmen können. De facto wird die Pfarre vor Ort damit ausgehebelt und zerstört. Einzelne Pfarren können nichts mehr selber entscheiden, auch das Geld für die Pfarren durch die Kirchensteuer wird den Pfarren de facto weggenommen. Priester erhalten übrigens nach dem Linzer Konzept seit 1. Januar auch keine Messstipendien mehr, dafür wurde der Gehalt jetzt erhöht.

Dass dies wirklich zu absurden Situationen führt, zeigte aber ein kleiner Einblick in eine der neuen Großpfarren. Dort machte sich vor einigen Wochen plötzlich eine Pastoralassistentin, die jetzt neue Macht übertragen bekam, besonders wichtig und wollte einem Pfarrer der Diözese Linz ernsthaft mitteilen, dass dieser jetzt nicht mehr für die Glaubensweitergabe in seiner Pfarrei zuständig sei. Dieser ließ sich von der Frau aber nicht unter Druck setzen und meinte nur, dass er, wenn er jetzt nicht mehr für das zuständig sei, als Priester zurücktreten werde. Darauf lenkte die „Pastoralvorständin“ des Linzer Gremiums doch ein.

Klar ist auch, dass so ein „Großpfarrer“ eigentlich kein erstrebenswertes Ziel für einen Priester ist, den es primär um Seelsorge geht, da diese „Großpfarrer“ eigentlich vor allem mit Verwaltung ohne Ende beschäftigt sein dürften. So hat sich in der Eferdinger Großpfarre bei der Besetzung dieses Postens dann auch nur ein Priester gefunden, der eigentlich schon in Pension gehen wollte.

Die Schwachstelle bei der Umsetzung des Linzer Weges ist aber derzeit, dass zuerst alle Pfarren aufgehoben werden müssen. Doch dagegen kann man sich direkt in Rom zur Wehr setzen. Wie kath.net erfahren konnte, kann sich sowohl ein Priester, als auch der Pfarrgemeinderat und sogar ein normales Pfarrgemeindemitglied gegen die Aufheben wehren und Einspruch in Rom einlegen. Derzeit ist dies in einigen Pfarren der Diözese Linz durchaus ein Thema. Klar ist, dass der Lokalbischof aufgrund des Kirchenrechts und Vatikanvorgaben verpflichtet ist, bei jeder Pfarre ernsthafte Gründe anzugeben, warum er diese Pfarre aufhebt. Bei nicht wenigen Pfarren, die einen guten Pfarrer haben und auch gut und missionarisch laufen, gibt es diese Gründe in der Praxis nicht. Dh. die Position des Linzer Bischofs bleibt hier in einer sehr schwachen Position. Es ist damit zu rechnen, dass es bis 2026 etliche Einsprüche geben dürfte und damit das umstrittene Reformprojekt durchaus verzögert oder gestoppt werden könnte.

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