„Lebt nicht mit der Lüge!“

4. Mai 2023 in Buchtipp


Was kann man gegen den "sanften Totalitarismus" heute machten? Familie + Kleine Gemeinschaften u.a. - "New York Times"-Bestseller von Rod Dreher jetzt in deutscher Sprache - Neben dem SEEWALD-Benedikt-Buch ein MUST-HAVE-Buch für 2023 - Von Roland Noé


Linz (kath.net/rn)

„Lebt nicht mit der Lüge!“. So heißt das neue „New York Times-Bestseller“-Buch von Rod Dreher, dem bekannten US-Autor der „Benedikt-Option“. Dreher macht in dem großartigen Buch den „sanften“ Totalitarismus, der sich im Westen entwickelt hat und mit dem bisherige Institutionen und Traditionen verdrängt werden sollen, zum großen Thema. Christen und Konservative und Andersdenke werden seit Jahren ausgegrenzt. Auch die neuen Technologien, die de facto ein Überwachungssystem ermöglichen, kritisiert Dreher. Diese werden akzeptiert, weil die Menschen nach Konsum und Bequemlichkeiten streben.

„Und was ist, wenn die alte tschechische Frau etwas erkennt, was wir Übrigen nicht erkennen? Was ist, wen wir in den westlichen liberalen Demokratien tatsächlich eine Wende zum Totalitarismus erleben und dies nicht erkennen, weil er in einer anderen Form daherkommt als der frühere?“ , schreibt Dreher zu Beginn und legt ein Buch vor, indem zahlreiche Stimmen aus dem Osten und dem dortigen Widerstand gegen den Kommunismus zu Wort kommen. Diese Menschen haben aufgrund ihrer Erfahrung einen anderen Sensus für die Gefahr, die am Horizont ist. Viele bei uns seien blind gegenüber der wachsenden Bedrohung unserer Freiheit.

Was passiert derzeit? Dreher schreibt dazu:„ Ein zutiefst antichristlicher Kampfgeist greift in der Gesellschaft stetig um sich, der von Papst Benedikt XVI. als „weltweite Diktatur scheinbar humanistischer Ideologien“ beschrieben wurde, die Andersdenkende an den Rand der Gesellschaft drängt. Dies bezeichnet Benedikt XVI. als Manifestation der ‚geistigen Macht des Antichrist‘. „Der alte, strenge Totalitarismus hatte eine Vision für die Welt, die die Auslöschung des Christentums erforderte. Der neue, sanfte Totalitarismus verhält sich genauso, und wir sind nicht gerüstet, diesem heimtückischen Angriff zu widerstehen.“

Doch was ist ein „sanfter Totalitarismus“? Dieser Totalitarismus ist „therapeutisch“ und verberge seinen Hass auf jene, die seine utopische Ideologie ablehnen, unter dem Deckmantel von „Hilfe und Heilung“. Dreher zitiert dazu auch die jüdische Philosophin Hannah Arendt, die davon spricht, dass in einer totalitären Gesellschaft versucht werde, alle vorherigen Traditionen und Institutionen zu verdrängen mit dem Ziel, alle Aspekte der Gesellschaft unter die Kontrolle dieser Ideologie zu bringen. „Ein totalitärer Staat strebt nichts weniger an, als die Wirklichkeit zu definieren und zu kontrollieren. Diejenigen, die an der Macht sind, entscheiden, was wahr ist.“

Rod Dreher stellt dazu fest: „Der Totalitarismus unserer Tage verlangt Übereinstimmung mit einer Reihe von fortschrittlichen Ideen, von denen viele mit der Logik inkompatibel sind – und ganz gewiss mit dem Christentum. Die Konformität wird weniger vom Staat erzwungen als von Eliten, die die öffentliche Meinung bestimmen, und von Privatunternehmen, die mithilfe der Technologie unser Leben weitaus mehr kontrollieren, als wir einzuräumen bereit sind.“

Der heutige „linke Totalitarismus“ appelliere besonders an das starke Verlangen nach einer gerechten Gesellschaft, die die historische Opfer der Unterdrückung der Vergangenheit rehabilitieren und befreien möchte. Dieser präsentiere sich in Form von „Freundlichkeit“ und dämonisiere Andersdenkende und missliebige demografische Gruppen, um die Gefühle der „Opfer zu schützen und so soziale Gerechtigkeit zu schaffen.“.

US-Soziologe und Kulturkritiker Philipp Rieff, der kein religiöser Mensch, ist, hat bereits in seinem Buch „Triump of the Therapeutic“ das Wesen der Kulturrevolution durchschaut, die den Westen im 20. Jhdt. in Beschlag nahm.  „An die Stelle des religiösen Menschen, der sein Leben nach seinem Glauben und den transzendenten Prinzipien ausgerichtet hat, die das menschliche Leben innerhalb des Gemeinwohls regelten, ist der psychologische Mensch getreten, der glaubt, dass es keine transzendente Ordnung gebe und dass der Sinn des Lebens darin bestehen würde, seinen eigenen Weg auf experimentelle Art und Weise zu finden. … Diese Revolution war sogar noch radikaler als die bolschewistische von 1917“, schreibt Rieff.  

Was soll ein Christ in dieser Gesellschaft machen? Rod Dreher schreibt dazu: „Die Aufgabe des christlichen Dissidenten liegt heute darin, sich persönlich zu verpflichten, nicht mit der Lüge zu leben. Wie kann er das allein schaffen? Er muss sich eine authentische geistliche Begleitung suchen – durch Geistliche, Laien oder beide – und muss kleine Zellen von Brüdern und Schwestern im Glauben bilden, mit denen er beten, singen, die Schrift studieren und andere Bücher lesen kann, die für die gemeinsame Arbeit wichtig sind.“

Die Linke dringe derzeit in alle Bereiche des Persönlichen ein und lässt immer weniger Bereiche des Lebens unangefochten. Laut Arendt sei dies ein Zeichen, dass eine Gesellschaft reif für den Totalitarismus sei, denn das das Totalitäre bestehe im Wesentlichen in der Politisierung von allem. Die jüdische Philosophin, die von Dreher erneut zitiert wird, hat in ihrer Analyse darauf hingewiesen, dass die Totalitarismus-Erfahrung des 20. Jahrhunderts gezeigt haben, wie es einer entschlossenen und geschickten Minderheit gelingen kann, über eine gleichgültige und apathische Mehrheit zu herrschen.

Doch die Lage sei nicht hoffnungslos. „Wir wissen nie, wann in der Geschichte Gestalten wie Lech Walesa, Alexander Solschenizyn, Karol Wojtyla, Vaclav Havel und weniger bekannte Helden des Widerstands auftauchen werden. Sie sind für Wahrheit und Gerechtigkeit aufgestanden, nicht weil sie einen zu ihren Lebzeiten erreichbaren Sieg erwarteten, sondern weil es richtig war, dies zu tun“, schreibt Dreher und erinnert daran, dass die Christen als das größte noch verbleibende Hindernis auf dem großen Marsch betrachtet werden.

Zu Wort kommt dann im Buch die Tschechin Kamila Bendowa, sie gehört zur Widerstandsbewegung in Tschechien. Bendowa erinnert daran, dass man, um frei zu bleiben, um die Wahrheit sagen zu können, sich einen ungestörten privaten Bereich schaffen müsse. Als große Gefahr sieht Dreher auch eine bargeldlose Gesellschaft. Damit könne eine Staat Dissidenten umgehend in den Ruin treiben. Der Autor sieht auch die Facebook-Instagram-TikTok-Kultur äußerst kritisch. „Heute leben die jungen Leute in der Illusion – keine ist vermutlich größer als diese - , Teil eines realen Netzwerks zu sein. In Wirklichkeit wird durch diese Technologie und die daraus entstanden Kultur die Atomisierung und radikale Vereinigung verstärkt, die totalitäre kommunistische Regierungen den von ihnen unterjochten Völkern auferlegten, um sie leichter kontrollieren zu können.“

Im zweiten Teil des Buches geht es darum, wie es möglich ist, in der Wahrheit zu leben. „Es liegt an uns, die Herausforderungen anzunehmen, nicht mit der Lüge zu leben und die Wahrheit auszusprechen, die das Böse besiegt.“ Man müsse ein Leben außerhalb des Mainstreams führen und mutig die Wahrheit verteidigen und auch bereit sein, die Konsequenzen zu tragen. „Die Verteidigung des Rechts, frei zu reden und zu schreiben, auch wenn es den Betreffenden teuer zu stehen kommt, ist die Pflicht jedes freien Menschen. Political Correctness ist ein Ärgernis, denn diese Lügen verderben die Fähigkeit, klar über die Realität nachzudenken.“

Dreher ruft in seinem Buch dann die Leser dazu auf, den Kindern beizubringen, wie man Lügen erkennt und wie man sich ihnen widersetzt. „Tun Sie Ihr Möglichstes, nicht an der Lüge beteiligt zu sein – weder um berufliche Vorteile willen noch wegen des persönlichen Status oder irgendwelcher sonstigen Gründe.“

In einem weiteren Kapitel geht es um das Pflegen des „kulturellen Gedächtnisses“. „Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft. Wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit“. „Die Gräuel des Kommunismus zu vergessen, ist schon schlimm genug. Noch gefährlicher ist die Gewohnheit, die eigene Vergangenheit zu vergessen.“  Der tschechische Schriftsteller Milan Kundera meinte einmal, dass heute niemand die Gulags verteidigen werde, die Welt sei aber voll von gutgläubigen Anhängern falscher utopischer Versprechungen, durch die die Gulags entstehen.“  „Wer nicht weiß, was vor seiner Geburt geschehen ist, wird für immer ein Kind bleiben“, meinte einmal Cicero. Dreher warnt, dass ein kollektiver Verlust des „historischen Gedächtnisses des Westens“ zwangsläufig verheerende Auswirkungen auf die Zukunft haben werde. „Der Akt des Vergessens macht uns anfällig für den Totalitarismus im Allgemeinen.“ Man müsse nicht nur an den Totalitarismus erinnern, sondern man müsse vor allem sich daran erinnern, wie dagegen Widerstand geleistet wurde.

Dreher schreibt dazu auch: „Alles an der modernen Gesellschaft ist darauf ausgerichtet, die Erinnerung – historisch, sozial und kulturell – zu erschweren. Die Christen müssen dies begreifen, nicht nur um den sanften Totalitarismus zu widerstehen, sondern auch um ihren Glauben an die nächste Generationen weiterzugeben.“ Und: „Je totalitärer ein Regime ist, desto mehr wird es versuchen, die Menschen zu zwingen, ihre kulturellen Erinnerungen zu vergessen.“

Das Wesen der Moderne besteht laut dem Autor in der Leugnung irgendwelcher transzendenter Haltungen, Strukturen, Beschaffenheiten oder Glaubensvorstellungen, in die sich der Einzelne fügen muss und die für unser Verhalten verbindlich sein sollten. Dreher fordert die Leser dann auf, kleine Festungen der Erinnerungen zu erreichten.

Zu Wort kommt dann im dem Buch dann Pawel Skibinski, der Leiter des Warschauer Johannes-Paul-II. Museums. Dieser erinnert daran, dass es in Polen beim Widerstand gegen den Kommunismus genau zwei starke Säulen gab: Die Kirche und die Familien. „Das Problem ist, dass solche Tendenzen jetzt aus dem Westen kommen, zu dem wir immer aufgeschaut und als sicheren Ort betrachtet haben. Was wir jetzt wahrnehmen, ist der Versuch, die letzten erhaltenen gebliebenen Gemeinschaften dort zu zerstören: die Familie, die Kirche und die Nation. Das verbindet den Liberalismus mit der kommunistischen Theorie“, erklärt Skibinski.

Doch wie konnten die Menschen im Kommunismus bestehen und diesen überleben? Es gab zwei Zufluchtsorte: Die Familien und kleine Glaubensgruppen. Rod Dreher schreibt dann, dass auch weniger formelle Alltagsrituale zu Hause wichtiger seien, als man es sich vorstellen könne. „Wie Christen über Gott reden und die Geschichten aus der Bibel und der Kirchengeschichte in das häusliche Leben integrieren, ist von immenser Bedeutung, gerade weil diese Dinge so alltäglich sind. Damit trainieren wir das kulturelle Gedächtnis der Kinder und der Eltern.“ Wichtig sei auch die Ausdrucksweise, die Christen verwenden und auch die Art, wie wir zusammen beten, sowie die Symbole, die wir verwenden, um die Bedeutung in konkreter Form in Worte zu fassen, und von Generation zu Generation weiterzugeben. „Wir mögen nicht in der Lage sein, diese Bedeutung einer Welt zu vermitteln, die verrückt geworden ist, aber, wie Orwell wusste, indem wir vernünftig bleiben, während alle anderen verrückt sind, können wir hoffen, das menschliche Erbe weiterzugeben.“

Im wichtigen Kapitel 7 des Buches beschreibt Dreher dann die Familien als Zellen des Widerstands. Zu Wort kommt dort unter anderem die die Familie Benda aus Prag. Vaclav Benda, das inzwischen verstorbene Familienoberhaupt, war Sprecher der berühmten Charta 77 und Freund von Vaclav Havel. Gemeinsam mit seiner Frau Kamila waren sie die einzigen gläubigen Christen in der Bewegung. Kamila erinnert daran, dass traditionelle Familien, die heute im liberalen Kapitalismus leben, genau wissen, dass der linke Angriff auf die traditionelle  Ehe und Familie mit der sexuellen Revolution in den 1960er Jahren im Westen begann.

Vaclav Benda hat früh begriffen, dass eine Familie als Gemeinschaft nicht überleben könne, wenn nicht eines ihrer Mitglieder das Haupt das Zentrum ist. „Die christliche Aussage ist klar und einfach: Christus muss die wahre Mitte sein.“  Eine Familie muss ein wirkliches Heim sein und ein Ort, an dem es sich leben lässt. Diese müsse auch von der Außenwelt geschützt werden und ein Ort sein, mit der Gewissheit eines sicherer Rückkehr, ein „Hafen in einer herzlosen Welt.“ „Die Familie existiert nicht nur für sich allein,  sondern an erster Stelle für Gott und dann für die Gemeinschaft im weiteren Sinne – als eine Familie unter anderen Familien“, so Benda, der für seine Überzeugung auch ins Gefängnis musste.

Patrick, einer seiner Söhne, betont gegenüber Dreher, dass die Eltern unsere Helden waren. „Mein Vater war der Sheriff aus dem Western Zwölf Uhr mittags.“ Vaclav Benda brachte seinen Kindern bei, wie sie ihre Umwelt besser deuten und Menschen und Ereignisse im Sinne von „richtig“ und „falsch“ einordnen konnten. Er ließ auch nicht zu, dass sie in Unwissenheit oder Gleichgültigkeit abdrifteten. „Durch den Film Zwölf Uhr mittags wurde uns der Weg aufgezeigt, wie wir gegen das Böse kämpfen können“, so Patrick Benda. Unter anderem war dieser Film für die Bendas eine Möglichkeit, ihre Kinder auf den Widerstand als Christen vorzubereiten.

Kamila Benda selbst wählte Bücher, um die Kinder widerstandsfähig zu machen. Täglich las sie den Kinder 2-3 Stunden vor und eines Buch stand bei den Bendas besonders im Mittelpunkt: Der Herr der Ringe von Tolkien. Das war laut Patrick der Eckpfeiler der gesamten Vorstellungskraft der Familie. Doch warum Tolkien? „Weil wir wussten, das Mordor ganz real war. Wir spürten, dass diese Geschichte, die der Hobbits und anderer, die dem bösen Sauron widerstanden“, „auch unsere Geschichte war. Tolkiens Drachen sind realer als eine Menge Dinge, die es in dieser Welt gibt.“ Kamila Benda hatte den Kindern gleich sechsmal den „Herr der Ringe“ vorgelesen. Ein anderer Sohn erklärte, dass es so wichtig sei, Kinder mit Geschichten in Berührung zu bringen, die ihnen helfen, den Unterschied zwischen Wahrheit und Unwahrheit zu erkennen, und sie zu lehren, genau dies auch im wirklichen Leben wahrzunehmen.

Ein wichtiges Thema im Buch ist dann auch der polnische Priester Jerzy Popieluszko, der von den Kommunisten ermordet wurde und inzwischen selig gesprochen ist. Dreher fragte sich, woher der Mann diese Stärke hatte und stellte fest, dass die Antwort ganz einfach sei. Die ganze Stärke von Jerzy begann in einem kleinen Haus in einem langweiligen Dorf im Schoße einer Familie, die gemeinsam betete. Dreher schreibt dazu: „Tertullian, einer der früheren Kirchenlehrer, der seine Schriften unter der Christenverfolgung verfasste, sagte bekanntlich, dass die Bereitschaft der Märtyrer zum Leiden – sogar bis in den Tod – in die Herzen der Menschen die Liebe zu Gott einpflanzt. Das mag richtig sein, aber wie die Familiengeschichten der Bendas, Sipkos, Popieluszkos und so vieler anderer, die den Kommunismus überstanden haben, zeigen, ist die Liebe der Mütter und Väter der Samen der Kirche.“

Der Autor warnt die Christen, die Macht der Familie zu unterschätzen. Man müsse im aufkommenden „sanften Totalitarismus“ sich noch viel konzentrierter und ernsthafter um das Familienlieben kümmern. Die traditionelle christliche Familie ist in einer Zeit der Verfolgung einer „Überlebensstrategie für den Glauben“. „Christliche Familien müssen sich im Laufe der Entwicklung der Familie bewusst gegen die herrschende Kultur stellen. Die Tage, in denen man leben konnte wie alle anderen in der Hoffnung, dass alles für unsere Kinder gut ausgehen würde, sind vorbei.“ Die Gemeinschaft kleiner Gruppen sei entscheidend für den Aufbau eines wirksamen christlichen Widerstands gegen den Totalitarismus.

Im achten Kapitel des Buches thematisiert Dreher den wichtigen Bereich der Religion an sich. Er stellte fest, dass er bei allen Christen, die im Widerstand gegen den Kommunismus sich engagiert hatten, ein tiefer Frieden feststellbar sei. Für Dreher stehe fest, dass eine Zeit schmerzhafter Prüfungen und Verfolgungen bevorstehe. „Lauwarme oder oberflächliche Christen werden den Glauben nicht unbeschadet bewahren können. Heute müssen die Christen sich stark mit der Bibel und der Tradition der Kirche befassen“, so Dreher. Jesus möchte auch keine Bewunderer, sondern Nachfolger.

Im neunten Kapitel werden die kleinen Gemeinschaften das große Thema. Diese kleinen Gruppen können ein pastoraler Rettungsanker sein. „Die Erfahrungen der Kirche unter dem Kommunismus und ein aufmerksames Wahrnehmen der Zeichen der Zeit sagen uns, dass alle Christen – unabhängig davon, welcher Kirche sie angehören – damit beginnen sollten, solche Zellen zu bilden – nicht nur um das geistliche Leben ihrer Mitglieder zu vertiefen, sondern um den aktiven Widerstand einzuüben“ , schreibt Dreher und rief dazu auch auf, diese jetzt zu organisieren, solange es noch möglich sei. „Nach meinem Verständnis ist das im Moment der Kern, das Wichtigste von allem: Gemeinschaften und Netzwerke von Gemeinschaften zu bilden.“ Wichtig sei, dass die Mitglieder dieser Gemeinschaften sich gegenseitig unterstützen, unabhängig von dem, was komme.

Diese Leiter der kleinen Gruppen müssen auch bereit und fähig sein, katechetische, geistliche und organisatorische Aufgeben wahrzunehmen, die normalerweise von kirchlichen Amtsträgern übernommen werden.

Im letzten und erschütternden Kapitel 10 geht es schließlich um das Thema "Leiden". Dort werden einige unfassbare Geschichten von Verfolgten erzählt. „Wenn wir heute nicht fähig sind und willens sind, in den relativ kleinen Prüfungen, denen wir jetzt ausgesetzt sind, treu zu bleiben, gibt es keinen Grund zu der Annahme, dass wir imstande sein werden, in Zukunft eine ernsthafte Verfolgung zu ertragen.“ Man müsse für die Wahrheit leiden, denn dadurch werde man authentisch. „Wenn ich nicht zum Leiden bereit bin, könnte meine Wahrheit genauso gut nur eine Ideologie sein.“  Solschenizyn meinte später nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis: „Sei gesegnet, Gefängnis, dass du in meinem Leben gewesen bist.“ Dieses Leiden habe ihn geläutert und ihn lieben gelehrt. Nur dadurch habe er den Sinn des Lebens verstanden und zum ersten Mal in sich das Gute verspürt.

„Der Glaube der Märtyrer und Bekenner wie jener Menschen, die überlebten, um Zeugnis abzulegen, ist bei Weitem nicht zu vergleichen mit der therapeutischen Religion der Mittelklasse-Vororte, der Predigten der politisierten Gemeinden von links und rechts und  der Gesundheits- und Wohlstandsbotschaft der ‚Wohlstandsevangeliumskirchen‘. Diese und andere schwache Formen des Glaubens werden bei der geringsten Verfolgung schnell verschwinden“, schreibt Dreher am Ende des Kapitels und fordert die Leser auf, den Kindern diese Geschichten der Märtyrer zu erzählen. Diese Geschichten seien das Wesentliche der gelebten christlichen Erfahrung und bilden einen wichtigen Teil des „kulturellen Gedächtnis“ der Christen.

„Lebt nicht in der Lüge“. Der Titel des Buches stammt übrigens aus der Abschiedsrede von Solschenizyn an das russische Volk, bevor er ins Gefängnis ging. Rod Dreher schreibt am Ende seines Buches: „Unsere Sache scheint verloren zu sein… aber wir sind noch da! Unsere Aufgabe ist es jetzt, im Untergrund den Widerstand gegen die Besatzung aufzubauen, um die Erinnerung wachzuahlten, wer wir waren und wer wir sind, und das Feuer der Sehnsucht nach dem wahren Gott zu schüren. Wo es Erinnerungen und Sehnsucht gibt, da gibt es Hoffnung."

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Lebt nicht mit der Lüge!
Rod Dreher
272 Seiten
2023 Media Maria
ISBN: 978-3-947931-48-4
Preis Österreich: 22,70 Euro

 

Vortrag von ROD DREHER - Rod Dreher | Culture, Christianity, and the Fate of the West | NatCon Brussels

 

 


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