Bischof Meier: „Die Stimmung, die sich wie Mehltau über die Kirche in Deutschland gelegt hat“

2. Mai 2023 in Spirituelles


Augsburger Bischof in Altötting: „Unsere Sprache verrät uns, wenn wir ständig von der ‚deutschen Kirche‘ sprechen anstatt von der ‚Kirche in Deutschland‘ … Es ist nicht unsere Kirche, sondern die Kirche Jesu Christi.“


Altötting (kath.net/pl) „Geradezu als Kontrastprogramm“ zum Auftrag Jesu, missionarische Jüngerinnen und Jünger zu sein, empfindet der Bischof von Augsburg, Bertram Meier, „die Stimmung, die sich wie Mehltau über die Kirche in Deutschland gelegt hat. Im Blick auf die innerkirchlichen Diskussionen kommt es mir vor, dass wir wie in ein Korsett eingezwängt und darin gefangen sind. Wir schnappen nach Luft, aber uns fehlt der frische Wind des Heiligen Geistes“, sagte Bischof Meier, wie der Aufzeichnung von „K-TV“ zu entnehmen ist. Er fragte in seiner Predigt am Hochfest Patrona Bavariae (1. Mai) in Altötting,, ob es sein könne, „dass wir die rechte Balance verloren haben zwischen Strukturreformen, die sicher auch nötig sind, und geistlicher Erneuerung, die aber absolute Priorität hat? Ich frage mich: werden wir dem Auftrag Jesu denn noch gerecht, umzukehren und den neuen Weg einzuschlagen, der mit ihm angefangen hat?“

Dann wird der Augsburger Bischof konkret: „Unsere Sprache verrät uns, wenn wir ständig von der ‚deutschen Kirche‘ sprechen anstatt von der ‚Kirche in Deutschland‘. Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht: Es ist nicht unsere Kirche, sondern die Kirche Jesu Christi. Die Oberhoheit in der Kirche haben nicht wir, so aktiv wir auch sein mögen. Herr im Haus der Kirche ist Jesus Christus und sein Heiliger Geist.“

Die innerkirchliche Lage werde auch dadurch noch dramatischer, „dass wir auch mit Gegenwind von außen zu kämpfen haben. Wir sind zum Teil scharfer und bissiger Kritik ausgesetzt.“ Wenn man für „den katholischen Glauben“ einstehe, rufe dies „oft Unverständnis, gelinde gesagt Verwunderung, hervor“. Dennoch könne „Nachfolge Jesu nicht bedeuten, sich aus der Welt einfach ins Fromme zurückzuziehen. Gilt es doch von der Hoffnung Zeugnis zu geben, von der wir selbst erfüllt sind. Wir sollen hineinwirken in die Welt, als Salz und Licht. Wir sind zwar nicht VON der Welt, aber wir sind IN der Welt, um dieser das Evangelium als Stempel einzuprägen.

kath.net dokumentiert Pressemeldung des Bistums Augsburg zur Predigt in voller Länge:

Augsburg (pba) Zum Hochfest der Gottesmutter Maria als Schutzfrau Bayerns hat Bischof Bertram diesen Montag die Wallfahrtssaison im oberbayerischen Altötting eröffnet. In seiner Predigt sprach er über Massel und Schlamassel – und über Maria, deren Jawort am Anfang der Erfolgsgeschichte Christenheit gestanden habe.

Das hebräische Sprichwort „Masel tov!“, das bis heute bei jüdischen Hochzeiten ausgerufen wird, könne mit „viel Glück“ übersetzt werden und habe auch seinen Weg in das Bairische gefunden: „a Massl hom“ für „Glück haben“. Ganz anders aber die Situation bei einer anderen jüdischen Hochzeit nämlich der in Kana: „Der Wein geht aus. Die Party droht zu platzen. Welch eine Blamage für die Neuvermählten, die Hochzeit scheint vermasselt.“ Wenn Maria in der biblischen Überlieferung nun Jesus darauf hinweist, dass kein Wein mehr da sei, so lasse sich dies laut Bischof Bertram wohl so verstehen, dass die Versorgung mit Wein eine Aufgabe der Familie Mariens gewesen sei: „Die Jesus-Familie hatte sich wohl verschätzt und das auf Kosten der Eheleute – was für ein Schlamassel!“

Aber freilich: Die Krüge blieben in Kana nicht lange leer. Zwar antwortet Jesus zunächst schroff, war er doch „kein automatischer Wunderdoktor, kein ‚Tischlein-Deck-Dich‘, kein Lückenbüßer für unsere Fehler. Das heißt: Mit Jesus fängt kein sorgenfreies Leben an. Er nimmt uns die Lasten nicht ab, aber er hilft sie uns tragen.“ Jesus gab die Anweisung, die Krüge mit Wasser zu füllen, das auf wundersame Weise dann zu Wein wurde. Damit spanne sich ein Bogen von der Hochzeit zu Kana als Jesu erstem öffentlichen Auftritt bis zum letzten Wort aus dem Matthäusevangelium „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt!“, das auch als Motto für die diesjährige Wallfahrtssaison in Altötting diene: „Eure Wallfahrt ist mehr als ein frommer Brauch, es ist der Beginn einer Mission: Ite, missa est. Geht, eure Mission fängt an! Setzt euch in Bewegung! Seid missionarische Jüngerinnen und Jünger!“

Dieser Auftrag sei geradezu ein Kontrastprogramm zu der Krisenstimmung, die sich über die Kirche in Deutschlang gelegt habe. „Wir schnappen nach Luft, aber uns fehlt der frische Wind des Heiligen Geistes“, so der Bischof. Das Verständnis dafür, dass es nicht unsere Kirche sei, sondern die Jesu Christi, sei nicht überall vorhanden, während gleichzeitig scharfe und bissige Kritik von außen der Kirche entgegenschlage. Dies sei aber kein Anlass dafür, sich in das „Fromme“ zurückzuziehen: „Wir sollen hineinwirken in die Welt als Salz und Licht. Wir sind zwar nicht von der Welt, aber wir sind in der Welt, um dieser das Evangelium einzuprägen.“

Am 1. Mai feiere die Kirche darum die Jungfrau und Gottesmutter Maria, deren „Ja“ zum Herrn am Anfang der christlichen Erlösungsgeschichte stehe und auch den Grundstein bilde für alles Bekennen des eigenen Glaubens bis in die heutige Zeit. Die „Große Marianische Koalition“, die am Hochfest Patrona Bavariae in Altötting zusammenkomme, „betreibt keine Kirchenpolitik, sondern trifft sich als Gemeinschaft derer, die auf Marias Jawort bauen und sich ihm anschließen.“ Wer Marias Vorbild folge, dem brauche auch in Herausforderungen und Krisen nicht bang zu sein: „Maria gibt uns den guten Rat: Was ER euch sagt, das tut! Mit diesem guten Rat dürfen wir die Zukunft wagen. Amen.“

Der Marienwallfahrtsort Altötting liegt im Bistum Passau und zählt zu den bekanntesten und meistbesuchten Wallfahrtsorten seiner Art in ganz Europa. Die Pilgerstätte entstand um das Gnadenbild der Schwarzen Madonna herum, das seit dem 14. Jahrhundert in der ehemaligen Königspfalz Altötting verwahrt wird. Heute besuchen jährlich rund eine Million Pilgerinnen und Pilger den Ort.

Das Hochfest Patrona Bavariae hat seine Wurzeln in der ausgeprägten Marienverehrung des bayerischen Herzoghauses im 17. Jahrhundert und wurde 1916 von Papst Benedikt XV. als Festtag für ganz Bayern bestätigt. Seit 1970 wird es jährlich am 1. Mai gefeiert.

Archivfoto Bischof Meier (c) Bistum Augsburg

 


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